Hi,
ich unterrichte am Beruflichen Gymnasium in Schleswig-Holstein
Hier führt das Berufliche Gymansium anders als früher zur Allgemeinen Hochschulreife, nicht zu einer fachgebundenen - das weiß leider nicht jede(r). Das heißt, man kann - egal mit welchem Schwerpunkt - alle Fächer studieren. Das wird von einigen wenigen Schüler*innen sehr gezielt eingesetzt, denn es ist häufig so, dass Schüler*innen durch die Wahl eines ihnen gut liegenden Schwerpunktes einen super Abischnitt haben, der dann für N.C.-Fächer toll ist.
Viele angehende Abiturient*innen vom BG sind auf dem Ausbildungmarkt sehr begehrt, weil sie schon fachspezifisches Grundlagenwissen (zum Beispiel das Fach Recht) für die Ausbildung mitbringen. Dies ist natürlich sehr verschieden für die unterschiedlichen Schwerpunkte.
Für Schüler*innen, die sich mit den Fremdsprachen schwer tun, bietet das Berufliche Gymnasium oft einen tollen Zugang, unbelastet in eine neue Sprache zu starten - denn eine zweite Fremdsprache müssen (hier) alle lernen, auch die Schüler*innen, die auf der bisherigen Schule nur Englisch hatten. Wenn man schon "fast erwachsen" ist eine neue Sprache anzufangen, ist ganz anders als als Kind und oft von tollen Erfolgen und Aha-Erlebnissen gekrönt. Bei uns kann man zum Beispiel Spanisch oder Dänisch lernen.
Nicht zuletzt ist es ein toller neuer Einstieg im sozialen Miteinander. Die Klassen formen sich alle neu, viele Schüler*innen haben sich sehr bewusst entschieden, weiter zur Schule zu gehen, und haben auch schon mal eine Abschlussprüfung "durchgestanden". Das trägt oft zur Reife bei. Außerdem gibt es immer mal Schüler*innen, die eine interessante Lebensgeschichte haben, zum Beispiel schon eine Lehre gemacht haben oder früh Eltern geworden sind. Diese bereichern die Klassengemeinschaft oft enorm. Nicht zuletzt ist es zumindest bei uns so, dass die Schülerschaft am Beruflichen Gymnasium diverser ist als an den klassischen Gymnasien, was ich als Bereicherung empfinde.
Ich empfinde das Berufliche Gymnasium insbesondere für Jugendliche eine Bereicherung, die nie so "Streber-Kinder" waren (man Verzeihe mir den Ausdruck, ich weiß nicht, wie ich es besser formulieren kann) bzw. die halt ein wenig Zeit brauchten, um ihr volles Potential zu entdecken. Meine Tochter geht auf ein klassisches humanistisches Gymnasium und geht voll in dieser Kultur auf, mein Sohn geht den Weg über die Gemeinschaftsschule und später wohl auch übers Berufliche Gymnasium, denn seine Begabungen sind nicht so extrem schulkompatibel wie die meiner Tochter.
Falls ihr weitere Fragen habt: Gerne her damit!
Liebe Grüße
Schlumi