Hallo,
soweit mir bekannt, tummeln sich hier ja einige Rabinnen, die in der Sozialen Arbeit und verwandten Berufen unterwegs sind. Deshalb frage ich hier.
Ich bin Ökotrophologin, und habe nach Ende meines Studiums auch noch ein Staatsexamen für ein Berufsschullehramt gemacht - etwas, womit ich in BaWü leider nichts mehr anfangen kann. Der Zug, Lehramt zu machen, ist in BaWü übrigens abgefahren, also die Option wurde tatsächlich mal verfolgt und habe ich aufgrund äußerer Umstände, die nicht in meinen Händen lagen, leider zu den Akten legen müssen.
2014 habe ich mich in der Elternzeit meines Kleinen selbständig gemacht, anfangs für Eltern-Kind-Angebote (so der Klassiker ), später im Beikostbereich (und das echt erfolgreich), war auch Dozentin für Hebammen - diverse Umzüge und mal wieder das Leben haben dann dafür gesorgt, dass ich meine Selbständigkeit runtergefahren habe zugunsten eines ganz normalen Angestelltenjobs im Ernährungstherapiebereich. Ich liebe meinen Job eigentlich, aber Jobs wie diesen gibt es NICHT ständig, sondern ist ein bisschen wie der 6er im Lotto (ich bin halt keine Diätassistentin und möchte bitte nicht in die Großküche einer Rehaklinik wechseln).
Der springende Punkt ist aber: ich finde die strukturellen Rahmenbedingungen in diesem Bereich unterirdisch und bin des Kämpfens unglaublich müde. Ich möchte mich nicht die nächsten 20 Jahre dafür rechtfertigen müssen, dass die Krankenkassen leider immer nur noch noch freiwillige Zuschüsse leisten zu meiner Arbeit. Ich möchte nicht diskutieren müssen, ob 165 € Krankenkassenzuschuss für eine vollständige Ernährungstherapie über 6 Therapieeinheiten wirklich großzügig sind. Ich kann bei Aldi nicht nur mit dem Wohlgefühl bezahlen, anderen geholfen zu haben. Und dazu liebe ich zwar den Inhalt meiner Arbeit, aber meine Chefs und die Rahmenbedingungen in der Praxis, in der ich arbeite, die liebe ich nicht. Die machen mich fertig.
Seit 2015 überlege ich, ob ich nochmal studiere, Soziale Arbeit. Ich habe es immer wieder nach hinten geschoben oder wieder ad acta gelegt, weil teuer, zeitintensiv, usw. - aber Anfang des Jahres hatte ich ein wirklich unerquickliches Gespräch (von mit initiiert) bezüglich meines Gehalts mit meinem Chef. Das hat mir gezeigt, dass meine Zukunft dort endlich ist. Denn es wird sich nicht ändern dort, die Struktur, die iGEL-Leistung, das alles spricht dagegen.
Deshalb studiere ich nun seit April 2022 in Teilzeit Soziale Arbeit an einer Fernuni. Logischerweise zahle ich dafür Geld. Ich muss dafür Praktika machen. 24 ECTS möglicherweise weiter 12 ECTS habe ich bereits anerkannnt bekommen, weitere 24 habe ich bereits erledigt im letzten Semester. Ich lerne leicht und gut und werde das so schnell durchziehen, wie es mir möglich ist.
Ich würde mich jetzt gerne als Quereinsteigerin JETZT SCHON auf Sozialarbeitsstellen bewerben. Zum einen, weil ich damit das Problem der Praktika löse. Zum anderen, weil die Situation in meinem derzeitigen Job langsam unerträglich wird. Zum dritten, weil ich den Eindruck habe (und durchaus auch von befreundeten Sozialarbeiterin vermittelt bekomme), dass ich menschlich das Zeug dazu habe. Die Frage ist jetzt nur: WO? Wo kann ich mich bewerben, wo eine Quereinsteigerin Chancen hat?
Ich habe ein Beratungszertifikat, bin in verschiedenen Kommunikationsmethoden ausgebildet, Beziehungsarbeit gehört zu meinem täglich Brot. Ich habe pädagogische Vorkenntnisse, aber ich weiß, dass ich sämtliche Stellen im öffentlichen Dienst vergessen kann, die schauen hier knallhart auf den richtigenn Abschluss. Auch alles, wo ich letztlich das staatliche Mandat brauche, kann ich derzeit noch nicht machen.
Ich bin offen für wirklich vieles. Berufliche Bildung/Reha/Integration wäre nicht mein Favorit, aber selbst dass würde ich im Notfalll machen (auch wenn mir das angesichts der hier geposteten Geschichten schwer im Magen liegt). Familienhilfe würde ich gerne machen, Schulsozialarbeit würde ich gerne machen, ambulante Betreuungen könnte ich mir vorstellen....aber ich bin mir unsicher, inwiefern diejenigen, die "drinstecken", denken, dass da jemand im Quereinstieg eine Chance hat? Schulbegleitung ist übrigens mein Notnagel, nicht wegen des Inhalts, sondern wegen des Gehalts und weil ich es nicht vollständig als Praxis anrechnen lassen kann.
Habt ihr noch weitere Ideen, in welche Richtung ich denken kann? Ich bewerbe mich ausschließlich in meiner Stadt, weil das auch mit ein Grund war, über den Berufswechsel (oder die Berufserweiterung) nachzudenken: Ich will weg vom zweiten Auto. Falls ihr Vorschläge habt, gucke ich dann initiativ, ob es das hier in der Nähe gibt
Liebe Grüße
Joole