Eine vegane Ernährung bedarf immer einer sehr sorgfältigen Zusammensetzung und birgt die Risiken eines Mangels an bestimmten Mineralien (insbesondere Eisen und Zink), an Eiweiß, Vitamin B2 (Riboflavin) und B12 (Cobalamin) sowie Vitamin D.
Ein besonderes Augenmerk gilt der Versorgung mit Vitamin B12, die bei einer veganen Ernährung in ausreichendem Maße ohne Supplementierung kaum zu erreichen ist. Untersuchungen an vegan und vegetarisch lebenden Müttern und ihren Kindern zeigten bei einem großen Teil der Mütter und Kinder einen erhöhten Methylmalonsäurespiegel, ein Hinweis auf erniedrigte Vitamin B12-Spiegel (Specker B.L., Black A., Allen L., et al: Vitamin B12: Low milk concentrations are related to low serum concentrations in vegetarian women and to methylmalonic aciduria in their infants. Am J Clin Nutr 1990; 52:1073). Erwachsene können relativ lange von ihren Vitamin B12-Speichern zehren, für Kinder ist eine Unterversorgung mit Vitamin B12 jedoch extrem gefährlich und kann zu nicht mehr umkehrbaren Schäden führen. Eine Mutter mit niedrigem Vitamin B12-Spiegel oder –Mangel bildet Muttermilch mit (zu) geringem Vitamin B12-Gehalt, so dass es sinnvoll sein kann auch das gestillte Kind mit Vitamin B12 zu substituieren, um einen Mangel und darauf folgende Schäden zu verhindern. Laut Lawrence und Lawrence „Breastfeeding: A guide for the medical profession“ wird empfohlen, schwangere und stillende Frauen sowie Säuglinge und Kleinkinder täglich mit bis zu 4mg Vitamin B12 zu supplementieren.
Doch nicht nur der Vitamin B12-Gehalt der Muttermilch ist bei einer Ernährung ohne Nahrungsmittel tierischen Ursprungs verändert, Studien zeigen auch, dass der Gehalt an Kalzium und Magnesium im Vergleich zu Frauen mit omnivorer Ernährung erniedrigt ist. Die Zusammensetzung des Fettsäurespektrums in der Muttermilch wird ebenfalls beeinflusst.
Dazu kommt, dass ein übermäßiger Anteil an Phytynsäure (Phytat) in der Nahrung dazu führt, dass die Aufnahme von Mineralien wie Eisen, Zink und Kalzium behindert wird, da der Mensch nicht über das zur Aufspaltung der Phytate erforderliche Enzym Phytase verfügt. Phytate haben auch Einfluss auf den enterohepatischen Kreislauf von Vitamin D. Phytatreiche Nahrungsmittel wie Saaten, Nüsse, Bohnen und Getreide machen jedoch gerade in der veganen (und auch vegetarischen) Ernährung einen großen Anteil aus.
Die ausgewogene und für die Entwicklung eines Kindes notwendige Eiweißversorgung kann bei einer rein veganen Ernährung schwierig sein, denn es müssen zur Proteinsynthese verschiedene Aminosäuren in spezifischen Konzentrationen zur Verfügung stehen. Die Nettoausnutzung des Proteingehaltes eines Nahrungsmittels kann deutlich unter dem Gesamtproteingehalt dieses Nahrungsmittels liegen (Stichwort Bioverfügbarkeit) so dass bei der Zusammenstellung der Mahlzeiten bei einer rein auf pflanzlicher Nahrung bestehenden Ernährungsform darauf geachtet werden muss komplementäre Proteinquellen bei möglichst jeder Mahlzeit zu nutzen.
Aus all dem ergibt sich, dass bereits die Muttermilch einer vegan lebenden Frau unter Umständen nicht alles enthält, was das Kind braucht, und es sein kann, dass bereits während der Phase des ausschließlichen Stillens eine Substitution beim Kind erforderlich werden kann.
Sobald das Kind nicht mehr ausschließlich gestillt wird, lässt sich keine allgemeingültige Aussage darüber treffen, ob das teilweise Stillen genügt, um den Bedarf des Kindes an Vitamin B12 zu decken, denn es kommt ja darauf an, wie hoch der Vitamin B12-Gehalt der Muttermilch ist und wieviel das Kind davon trinkt. Ein Kind im Alter von sechs bis zwölf Monaten benötigt eine tägliche Zufuhr an Vitamin B12 von etwa 0,8 µg. Bei omnivorer Ernährung beträgt der Gehalt an Vitamin B12 der reifen Muttermilch etwa 0,1 µg/100ml (d.h. zu Deckung des Bedarfs rein über Muttermilch werden 800 ml/Tag benötigt), bei veganer Ernährung kann der Gehalt deutlich darunter liegen.
Quelle: http://archiv.rabeneltern.biz/thread.php?threadid=85291