Frau Kast-Zahn schreibt:
Die in dem Buch beschriebenen Vorschläge basieren auf der Voraussetzung, dass Babys und Kleinkinder besser (länger und mit weniger Schlafunterbrechungen) schlafen, wenn sie beim Einschlafen nicht die Hilfe der Eltern brauchen. Genau das ist der aktuelle Stand der Forschung.
Ich habe die wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu diesem Thema in den letzten Jahren sehr genau verfolgt. Es gibt z. B. eine kulturübergreifende Studie mit 30.000 Kindern aus ganz unterschiedlichen Ländern und Kulturkreisen (Jodi, Mindell et al., Sleep Medicine 2010). Kulturübergreifend kam heraus, dass die Kinder kürzer schlafen und häufigere Schlafunterbrechungen haben, wenn die Eltern während des Einschlafens dabei sind. Das gilt auch für Kinder, die generell mit im Elternbett schlafen.
Dieses Ansatz ist wohl die entscheidende Grundlage ihrer Methode. Interessehalber habe ich mir mal diese Studie, die sie nennt, gesucht (hier: http://www.tau.ac.il/~sadeh/clinic/…ant%20sleep.pdf ) und sie überflogen. Mein Englisch ist jetzt nicht so gut, aber ich habe nicht gefunden, dass in der Studie abgefragt wurde, wie die Kinder ins Bett gebracht wurden. Um diese obige Aussage zu treffen (und noch dazu mit dieser Studie als Referenz) müsste dies aber doch daraus hervorgehen. Vielleicht ist hier ja jemand besser im Lesen von Studien in englischer Sprache.
Ich finde die "Rechtfertigung" für die Richtigkeit ihrer Methode echt an den Haaren herbeigezogen. Weder in der mir bekannten Literatur noch aus persönlicher Erfahrung mit meinen Kindern oder aus der Erfahrung anderer Mütter ist mir dieses Phänomen (besser schlafen, wenn Eltenrn beim einschlafen nicht dabei) in umfassender Weise begegnet, in Einzelfällen ja. Vielleicht wird ja andersherum ein Schuh draus. Wenn Kinder entwicklungsgemäß in der Lage sind, einen stabilen Schlaf zu haben, dann sind sie auch in der Lage, alleine einzuschlafen.
Was ich beim Durchlesen der Studie verstanden habe ist, dass festgestellt wurde, dass sich das Schlafverhalten der Babys und Kinder tagsüber kulturübergreifend fast nicht unterscheidet, das nächtliche Schlafverhalten hingegen sehr. Was mir völlig unwissenschaftlich dazu einfällt ist, dass es den Eltern vielleicht leichter fällt, den Kindern tagsüber ihren natürlichen Rhythmus zu lassen als nachts.
Zitat
Es geht mir aber nicht nur um die Wissenschaft, sondern auch darum, dass Eltern mit ihren Kindern liebevoll und verantwortungsbewusst umgehen und die Bedürfnisse ihrer Kinder immer in den Vordergrund stellen. Das Bedürfnis nach ausreichendem und ungestörtem Schlaf gehört dazu. Zu einer liebevollen Eltern-Kind-Beziehung sind ausgeschlafene Eltern eher fähig als verzweifelt am Rande der Erschöpfung mit chronischem Schlafdefizit kämpfende Eltern.
Ich verstehe das Buch als Angebot an mündige Leser und Eltern. Ich ermutige sie ausdrücklich, nichts zu tun, was gegen die eigene Intuition spricht. Ich traue ihnen zu, dass sie sich ein für sie passendes Vorgehen aussuchen und dies mit Liebe, Geduld und viel Zuwendung umsetzen.
Ich finde den obigen Absatz echt ziemlich...hm...verkürzt dargestellt. Bedürfnisse der Kinder...ausreichender Schlaf......ausgeschlafene Eltern. Als ob das alles in einem Atemzug zu verwirklichen ist. Mit ihrer Methode wahrscheinlich schon...
Mit dem letzten Hinweis zieht sie sich fein aus der Affäre.