Beiträge von martita

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    Beim großen Kind in der Grundschule kam es wohl öfters vor, dass die Maßnahme "einmal draußen um den Schulhof laufen" - manchmal einzelne Kinder, bei Bedarf auch mal die ganze Klasse einmal auslüften, nicht ausreichte (große Klasse mit 28 Kindern). Dann wurden diejenigen Kinder mit Aufgaben zur Schulsekretärin oder, falls diese nicht da war (sehr kleine Schule) in eine andere Klasse gesetzt. Dass das bei andauerndem Stören keine Belohnung war, wussten die Kinder dann auch.

    Ab dritte/vierte Klasse bat die Klassenlehrerin dann um Verständnis, dass auch mal Kinder abgeholt werden mussten, wenn es anders nicht zu schaffen war - es gab ein paar Spezialisten, die auch mal andere Kinder körperlich angingen. Das ist wohl nur ein paarmal vorgekommen.

    Ideal ist das alles nicht. Aber der Unterschied zu meinem jüngeren Kind, bei dem nur 15 Kinder in der Grundschulklasse waren, war enorm. Irgendwie müssen die Lehrkräfte ja durch den Tag kommen.

    Ich finde ja, dass so große Klassen eigentlich Körperverletzung sind - sowohl für die Kinder als für die Lehrkräfte. Die Lehrkräfte haben meine totale Bewunderung dafür, dass sie es überhaupt schaffen, unter solchen Bedingungen Unterricht zu machen.

    Ich erlebe meine Kinder auch oft passiv, und kann das manchmal nur schwer aushalten.

    Der Unterschied zu meiner Kindheit auf einem Bauernhof ist schon sehr sehr groß, und manchmal tut es mir auch leid, weil sie so viele Dinge nicht lernen und nicht erleben - eben auch die Befriedigung, die ich immer schon nach getaner Arbeit empfinde. Das ist mit ein paar Stunden Minecraft nicht zu vergleichen.


    Andererseits ist die Welt auch so anders geworden., Und ich kann auch sehen, dass sie ihren Weg finden und ihre Begabungen entdecken und wunderbare, empathische Menschen sind.


    Zu den Aktivitäten und Hobbies: In meiner Kindheit ging man in der ersten oder zweiten Klasse zur musikalischen Früherziehung. Und dann irgendwann zum Fussball oder Kinderturnen.

    Das absolvieren jetzt Kindergartenkinder, neben Frühenglisch und möglichst außergewöhnlichen Sportarten.

    Auch Kino, Spassbad, Wanderungen, Freizeitpark usw. Das findet heute in vielen Familien in unserem Umfeld mehrere Jahre früher statt, als ich das erlebt habe. Dass Grundschulkinder dann schon keine Lust mehr auf Instrument Lernen haben, schon mehrere Sportarten ausprobiert und aufgegeben haben, und sich eben nicht mehr so leicht begeistern lassen in der Schule, finde ich nicht verwunderlich.

    Aber das ist dann vielleicht doch eine spezielle Blase, und doofer Zufall, wenn viele solcher Kinder in einer Klasse zusammen kommen.

    Die meisten Familien können sich sowas alles sowieso nicht leisten.

    Ich war am Freitag abend mit meinem Neffen im Freibad im Nachbardorf, da erzählte er mir nebenbei, dass er vor 2 Wochen mit seiner Freundin da war und ein doofes Erlebnis hatte.

    Sie war noch mit dem Fahrradschloß beschäftigt, er ging rein, um schonmal die Eintrittskarten zu kaufen.

    "Zwei Tickets für Erwachsene bitte" - die Dame an der Kasse konnte ihn angeblich nicht verstehen. "WAAS? ICH verstehe Sie nicht?; Was möchten Sie? Ich kann Sie nicht verstehen!!" - in einer großen Lautstärke, so dass er sich angeschrien fühlte. Nach mehreren Versuchen mit langsam sprechen, die Zahl zeigen, bat sie die hinter ihm stehende Gruppe, vorzukommen und ließ ihn einfach stehen.

    Dann kam seine Freundin rein, bekam die Situation gar nicht mit, sondern nur, dass der Verkaufstresen belegt war und rief ihn, um am Automaten (den er nicht gesehen hatte) die Tickets zu kaufen.


    Er spricht sehr gutes Deutsch mit ganz leichtem Akzent, hat aber lockige schwarze Haare und eine dunklere als sonnengebräunte Hautfarbe. Es gibt an der Kasse nichts anderes zu kaufen, außer den Eintrittskarten fürs Schwimmbad. Außer Rassismus gibt es da echt keine mögliche Erklärung für das Verhalten der Kassiererin.

    Ich bin immer wieder baff, wie oft er von solchen Situationen erzählt, die er immer entweder versucht, höflich zu lösen, oder eben zu ignorieren. Aber es ist einfach unfassbar für mich, wie alltäglich das für ihn ist. Ich konnte es mir anfangs einfach nicht vorstellen, da die Menschen, wenn er mit mir unterwegs ist, immer freundlich und höflich sind. Und es eben auch Menschen im Dorf sind, die ich ja kenne - (im Sinne, man sieht sich, man grüßt sich, man wünscht sich gegenseitig ein frohes Wochenende....). Da tun sich immer wieder Abgründe auf!

    Gwynnia , ja genau, die Überforderung entsteht durch die unangemessene Verantwortung! So habe ich auch den Beitrag von Dechse verstanden.


    Helfen und einen wichtigen Beitrag für die Familie leisten kann ja eine sehr positive Erfahrung sein, so habe ich das erlebt (und hoffentlich meine Kinder auch), oder eben sehr belastend und damit negativ.

    Blumenkind
    Ich musste auch meine Geschwister von der Grundschule/Kindergarten abholen, für einen Snack sorgen, unterwegs noch einkaufen, und ihre Hausaufgaben überwachen #kreischen
    Das hab ich nur nicht erwähnt, weil mir dabei klar ist, dass es völlig unangemessen für eine Neunjährige war.
    Ich hab auch das Gefühl, dass ich mir deswegen schwer tue, mit Hausarbeitsbeteiligung und Dechslein - mir fehlt ein gut eingenordeter innerer Kompass dafür.
    Also der Umweg über das Kriterium "allgemeine Erschöpfung beim Kind". Trotzdem glaube ich, ich neige dazu, eher zu wenig als angemessen zu betrachten.

    Das finde ich total spannend - also nicht, dass es natürlich viel zu viel Verantwortung war, das sollte wirklich nicht so sein!, sondern die Schlussfolgerung daraus.


    Als Bauernkinder war es für mich und meine Geschwister in dem Alter total normal, täglich 1 bis 2 Stunden auf dem Hof mitzuarbeiten, die Tiere zu versorgen, plus im Sommer die Ernte in Feld und Garten einzubringen (und haltbar zu machen), plus am Wochenende Haus und Hof mit sauber zu machen. Das war sicher viel, aber es war immer ein gemeinsames Arbeiten - in dem Bewußtsein, dass alle mit- und füreinander verantwortlich und wichtig sind.

    Von dem Pensum sind meine Kinder heute natürlich sehr weit entfernt. Aber es ist mir ein Anliegen, dass sie sich auch im Hinblick auf die täglich notwendige Arbeit als wichtige und verantwortliche Familienmitglieder erleben und begreifen. Deswegen arbeiten wir eben auch oft zusammen.

    Haben wir beim Hausbau auch. da waren sie 10 und 7 Jahre alt und haben Werkzeug und Schrauben angereicht, beim Tapezieren geholfen, gefegt und aufgeräumt, die Fußboden-Heizungs-Schläuche festgetackert, Steckdosenrahmen aufgesteckt und festgeschraubt, Laminat geklickt, Wände gestrichen, die Brotzeit gerichtet und dann stolz wie Bolle mit allen gemeinsam oben auf dem Dach/Gerüst Pause gemacht :) .

    das war bei uns in dem Alter alles auf Zuruf, auch oft mit Protest verbunden.

    Wäsche - nasse Wäsche aufhängen, trockene zusammenlegen,

    Spülmaschine ein und wieder ausräumen,

    eigene Zimmer und Wohnzimmer staubsaugen

    kleinere Sachen selbst einkaufen gehen, oder aber mich beim Einkauf begleiten und tragen helfen.


    oft haben wir auch die Dinge gemeinsam erledigt, da habe ich dann auf Mithilfe bestanden, auch wenn das vielleicht mehr Energie meinerseits kostete, als es selber allein zu machen. Manchmal ergeben sich beim gemeinsamen Tun auch nette Gesprächsgelegenheiten.

    Auf längere Sicht hat sich diese Investition aber sehr gelohnt: mit 13 und 16 sehen sie oft schon die notwendigen Arbeiten, sie helfen mit, statt auf dem Sofa zu chillen und anderen beim Arbeiten zuzuschauen, und wenn die Eltern mal ganz kaputt und müde aussehen, bekommen wir die Anweisung "bleib doch sitzen und ruh dich aus, das mache ich jetzt fertig"! - Auch letzteres haben wir genauso vorgelebt.

    Ich erzähle der Erbse und dem Möpp, dass Opa Geburtstag hat.

    Erbse "Hä? Der ist doch sson so groß. wird der NOCH dicker? Dann platzt der doch!" *lacht sich kringelig.

    ich antworte "Nee, nicht größer, aber älter!"

    Erbse war sichtlich irritiert, dass Erwachsene auch Geburtstag haben :D

    hat unsere Große mal gebracht, mit 3 Jahren war sie sehr wählerisch mit dem Essen. Das Kindermädchen beim gemeinsamen Essen: "los, iss noch was, du willst doch noch groß werden!": Töchterchen: "Du bist doch schon groß, wieso isst du dann auch noch was?"

    Kinder und Hunde sind immer gute Gesprächsaufhänger, um in Kontakt zu kommen.

    Aber doch nicht so?!

    Es gibt sehr viele Leute da draußen, die sehr spontan alles mögliche sagen, ohne die Formulierung vorher im Germanistikseminar diskutieren zu lassen.


    Offensichtlich hat die Frau eine Formulierung, die sie aus dem Hundekontext kannte, auf ein kleines Kind angewandt. Das kann man merkwürdig finden. Aber ich kenne einige Menschen, bei denen Hunde ein Kindersatz sind. Die kommen gar nicht unbedingt darauf, dass vielleicht manche ein Problem damit haben könnten, wenn sie so eine Formulierungen aus dem Hundeumfeld auf Kinder verwenden.

    Daher war Nachtkerzes Antwort ja super: sie hat in der Situation, die tatsächlich rassistisch und übergriffig war, die nette Absicht der Fragerin erkannt und sie nicht angeschrien oder belehrt, sondern authentisch ihre Verwirrung gezeigt und dann höflich geantwortet.


    Wenn jemand über die Kinder nett ins Gespräch kommen möchte, könnte man ja auch bei "die ist ja niedlich" einfach weitermachen mit "fährt sie besonders gern Bus, oder hat sie immer so gute Laune?" - Außerdem ist Nachtkerzes Tochter wohl in einem Alter, in dem sie selber sprechen kann, da wäre eine direkte Ansprache sehr viel netter.

    Dass das Erste, was jemandem in so einer Situation einfällt ist, die "genetische Zusammensetzung" zu erfragen, ist einfach tatsächlich nicht nett, sondern rassistisch, dafür braucht niemand Germanistik zu studieren oder überhaupt irgendeinen bestimmten Bildungsabschluss zu haben. (Rassismus ist meiner Erfahrung nach bei Akademikern nicht seltener als in nicht-Studierten Kreisen).

    komme aus Norddeutschland und finde die Frage komplett unverschämt und fehl am Platze. Bei einer ü 80 jährigen Person vielleicht verzeihlich, obwohl die ü 80 jährigen Personen, die ich kenne, durchaus so höflich und empathisch sind, solche Fragen auf keinen Fall zu stellen.


    Spätestens bei Deiner verwirrten Frage: "was meinen Sie damit?" hätte es wirklich jedem auffallen müssen, dass das oberpeinlich war.

    Deine Antwort war super! und maximal höflich!


    zu meiner Tochter gab es als Baby mal den Spruch einer mir völlig unbekannten älteren Dame ohne weiteren Zusammenhang "das kommt aber nicht nur vom vielen Möhrensaft!" - und auf mein verdattertes Gesicht hin die Erläuterung - "na die hübsche Hautfarbe". Das war mir maximal unangenehm und ich habe nur sowas gesagt wie "naja, hübsche Eltern haben hübsche Kinder".

    Es hing mir trotzdem länger nach, genauso wie die ungenierten Fragen nach dem Vater, der ja wohl nicht so blond wie ich sei.

    einfach ist es nicht, das stimmt.

    Und unsinnige Regelungen kommen auch nicht daher, dass irgendjemand bewusst Blödsinn aufschreiben will, sondern oft daher, dass Dinge gerichtsfest und kontrollierbar sein müssen, damit die Subventionen ausgezahlt werden können.

    Unsinn kommt oft dabei raus, wenn Details auf zu hoher Ebene geregelt werden, oder wenn Bearbeiter vor Ort die Regelungen zwar buchstabieren können, aber nicht sinnvoll auslegen - z. B. aus Angst, dafür belangt zu werden.

    Das Beispiel mit der Streuobstwiese habe ich mir nicht ausgedacht, sondern die Wiese gesehen und nicht geglaubt, dass da was beanstandet werden könnte, aber es ging tatsächlich um die schiefen Stämme!

    Und die genaue Definition und Vermessung von Rand- und Blühstreifen und die haarsträubende Verteilung von Subventionskürzungen, wenn hier ein halber Meter fehlt oder einer zu breit ist- was z. B. an der Beschaffenheit des Geländes liegen kann ist auch Realität.

    Agrarumweltprogramme werden ja ständig weiterentwickelt und es ist auch viel wichtiges dabei. Die geforderte Verminderung der Stickstoffemissionen, die der Aufreger bei den Protesten im Anfangsbeitrag darstellt ist sicher unbedingt notwendig.

    Aber analysieren, wie es durch politische Maßnahmen sogar auch zu ökologischen Schäden kommt, ist schon auch sehr wichtig.

    Etwas davon - auch relativ allgemeinverständlich - ist z. B. im Buch von Tanja Busse : Das Sterben der Anderen dargestellt.

    Wenn ich mich richtig erinnere darf man nach 4 Jahren Wiese #gruebel das Land nicht mehr als Feld bewirtschaften.

    ja genau, wenn es länger steht, wird es irgendwann Dauergründland und darf nicht mehr umgebrochen werden. Damit nimmt man den Landwirten viel Gestaltungsmöglichkeiten. Als irgendwann die Definition von Dauergrünland eingeführt wurde, wurden große Flächen in Acker umgewandelt, auch wenn das zu dem Zeitpunkt nicht sinnvoll war - nur weil man sonst keine Flexibilität mehr gehabt hätte.

    Das meine ich mit katastrophaler Agrarpolitik.

    Wenn ich auf einer Fläche noch eine biologisch wertvolle Hecke anlegen möchte - weil ich für die nächsten 10 oder sogar 20 Jahre die Fläche nicht brauche, ist das aber betriebswirtschaftlich blöd - meine Tochter wird dann vermutlicgh diese Fläche nie mehr anders nutzen dürfen. Das gleiche gilt für viele ökologisch wertvolle Landschaftselemente. Die Gesetze zum Schutz derselben sind auch ein Grund dafür, dass soviele davon verschwunden sind.

    Die Förderung für die Landwirtschaft bremst ganz oft die Betriebe aus, wenn sie was für die Natur tun möchten.

    Wenn der Blühstreifen oder der Randstreifen nicht auf genaue Zentimeter die Vorgaben zur Mindest-und Höchstbreite an jeder Stelle einhält, ist das Subventionsbetrug. - Wenn das Wetter im Frühling ungünstig ist, und man den Blühstreifen nicht zum genau vordefinierten Datum eingesät hat, ist das auch Subventionsbetrug.

    Wenn man auf der alten Streuobstwiese (ein Paradies für Wildtiere und Wildpflanzen) ein paar der alten Bäume schief geworden sind oder abgestorben sind, dann erfüllen sie nicht mehr die Norm für die Förderung, und man bekommt den Rat, das Ganze zu roden und neu anzupflanzen


    Es gibt wirklich sehr viele, sehr unsinnige Regelungen, so dass es für einen Betrieb ein großes Risiko sein kann, eigene Ideen zum Naturschutz umzusetzen.

    Die Tierzahlen müssen einfach runter! Und dürfen nicht durch Importe ersetzt werden, sondern der Konsum tierischer Produkte muss auch runter!

    Und ja, auch der Energieverbrauch und die Flächenversiegelung müssen deutlich reduziert werden. d.h. unser Lebensstandard bzw. Konsumstandard kann nicht aufrechterhalten werden. Das ist die unbequeme Konsequenz, und die Landwirtschaft hat jedes Recht wütend zu sein, wenn von ihnen alles mögliche gefordert wird, während die Zusammenhänge nicht klipp und klar kommunziert werden. Wer sauberes Grundwasser und Biodiversität erhalten will, kann halt nicht jeden Tag Fleisch und Käse essen. geht nicht. Punkt.

    LilliMarleen , es ist alles richtig, was du schreibst, aber nicht vollständig. Ich komme von einem landwirtschaftlichen Betrieb in einer der intensivsten Vieh-Haltungs-Regionen Deutschlands. Und ich sehe und verstehe gut, was da passiert ist: es gibt zwar noch Kühe, aber die sind nicht draußen auf der Weide - nix mit Grünland. Es gab in der Vergangenheit viele Fläche, die feucht und nicht ackerbau-tauglich sind, sondern wo halt Kühe auf der Weide waren. Diese Flächen sind weg!!! Nicht versiegelt, sondern drainiert, umgebrochen, vollgegüllt und es stehen Getreidefruchtfolgen (viel Mais!) drauf, die mindere Qualitäten liefern. Das Trinkwasser aus dem Wasserhahn enthält fürs Aquarium zuviel Nitrat (die Grenzwerte für Menschen werden natürlich noch irgendwie eingehalten). Es gibt keine Brachvögel mehr, keine Kiebitze, keine Kuckucke und auch keine Nachtigallen. Kein Wiesenschaumkraut, keine Schlüsselblumen, keine Kuckuckslichtnelken mehr. Die Hecken und Knicks, die die Landschaft prägten, sind weg oder es wird jedes Jahr noch eine Furche näher dran gepflügt.
    Das ist das, was ich mit meinen Augen sehe und mit meinen Ohren höre (bzw die Rufe der Brachvögel nicht mehr).


    Mir ist sehr klar, dass diese Entwicklung NICHT die "Schuld" einzelner Landwirte ist, sondern an den Wirtschaftsstrukturen und der katastrophalen Agrarpolitik. Ich verstehe nur nicht, wieso irgendjemand den Status quo, der schlecht ist!!! verteidigt. Es muss doch andere Wege geben, bevor die landwirtschaftliche Produktion zusammen mit unseren Ökosystemen komplett an die Wand gefahren ist.


    Übrigens hat das Nitratproblem in unserem Landkreis durchaus konkrete Namen und Adressen hat, die in den 80 er Jahren einfach total unverantwortlich und "weil ich tu was ich will" mit Gülle wie bescheuert rumgesaut haben. Das war auch damals schon weit außerhalb jeglichen Sachverstandes. Seitdem gibt es Nitratprobleme im Grundwasser. Wer sich über Auflagen aufregt, soll sich bei denen bedanken, und nicht über die Grünen meckern.

    Ein Großteil der agrarwirtschaftlich bewirtschaftbaren Fläche geht für Tierfutter drauf,

    Nein, ein Großteil des Tierfutters entsteht (Milchvieh) auf Dauergrünlandflächen, die nicht ackerbaulich nutzbar sind, bzw. ist Ware, die die Qualitätsstandards für den menschlichen Verzehr nicht erfüllt (wobei man über einige Qualitätsstandards streiten könnte, aber festgelegt sind die halt so).

    Das ist nicht ganz richtig, oder wenn dann nur für einen Teil des Milchviehs.

    Die Schweineproduktion in den Niederlanden und auch in Deutschland kann nicht durch Grünland ernährt werden. Es wurden in der Vergangenheit und werden immer noch, große Flächen Grünland umgebrochen, die mit einem Riesenaufwand an Gülle für Mais nutzbar gemacht werden.

    Daher stammt unser

    Wieviele Kühe, Mastrinder und Schweine würden denn in Deutschland leben können, wenn sie mit Dauergrünlandfutter ernährt werden würden?

    Dann würde der Liter Milch 5-10 Euro kosten, und das Schweineschnitzel 50 bis 100 euro Pro kg..

    bei dem Video geht eine ganze Menge durcheinander - richtiges und nur so halbrichtiges, das auseinanderzudröseln würde mich mehr Zeit kosten, als ich da hineinstecken kann.

    Tatsache ist, wenn soviel mehr Tiere gehalten werden, als durch den Futterbau auf der Fläche des landwirtschaftlichen Betriebes ernährt werden können, muss viel Futter zugekauft werden. Das bedeutet, Nährstoffe (also Stickstoff) wird auf eine kleine Fläche konzentriert, bleibt aber nicht da, sondern geht in die Luft (Ammoniak oder Lachgas, beides hoch klimawirksam) oder in den Boden und das Oberflächen- und Grundwasser. Das wirkt sich sehr dramatisch z. B. auf die Biodiversität aus.

    Das ist ein Riesenproblem, deshalb ist es überhaupt nicht komisch, ein Ministerium für Natur und Stickstoff zu haben, und die Emissionen zu reduzieren.

    Es ist auch nicht unsinnig, zu dokumentieren, wo das Grundwasser schon sehr nitratbelastet ist (Rote Gebiete) und dort besondere Maßnahmen zu ergreifen, um eine weitere Verschmutzung zu verhindern.


    Richtig ist, dass das für die individuellen Landwirtschaftsbetriebe nicht immer einfach ist bzw. auch mit - im Vergleich zu bisher - höheren Kosten oder geringeren Erträgen verbunden sein kann. Es stimmt auch, dass die krassen Fehlentwicklungen - die unfassbare Konzentration der Tierhaltung auf kleiner Fläche, z. B. Niederlande oder verschiedene Regionen in Deutschland - nicht die persönliche Schuld von Landwirten sind, sondern sich mit der Agrarpolitik und dem Wirtschaftssystem so entwickelt haben.

    Daher ist auch die Wut total verständlich, wenn diese Menschen jetzt das ausbaden sollen. Dinge, die jahre und jahrzentelang als richtig und wichtig galten, als unvermeidlich (ich kann mich gut an die Diskussionen über Entwicklungen in der Landwirtschaft in meiner Kindheit erinnern, da war durchaus auch Zweifel und Sorge dabei, ob das "moderne" Modell "Wachsen oder Weichen!" "Spezialisierung ist wichtig! - nicht so viel verschiedenes produzieren, lieber nur Schweine und dann richtig statt ein Gemischtwarenladen mit Schweine, Kühe, Hühner und sonstwas" richtig und gut sein kann.

    Es hängt auch unfassbar viel Kapital darin, Ställe werden mit Krediten in Millionenhöhe gebaut - auf Familienbetrieben!


    Aber ein "Weiter so" führt auch in den Kollaps. Die Biodiversitätskrise ist eine Katastrophe! Stickstoff als Ammoniakemissionen in die Luft pusten, statt ganz gezielt und sparsam als Dünger verwenden ist auch eine Katastrophe!

    Sparsame Pflanzenschutztechnik wird nur dann entwickelt und praxisreif werden, wenn die Firmen und die Bauern dazu gezwungen werden.