Hera, ich glaube, studentische Lebensumstände sind erstens nochmal anders als später im Berufsleben.
Zweitens ist das Umfeld anders. Drittens ist Dein Kind noch sehr klein, spätestens in der Grundschule ist nicht mehr viel mit geerbten Klamotten und wenn die Schule schleunigst zwei paar Turnschuhe haben will (einmal Halle, einmal draußen), dann muß man die meist bis übermorgen haben und wenn Kind schnell wächst, passiert das noch häufiger. Bildung ist zwar kostenlos, aber das Drumrum summiert sich schnell. Hobbies kommen dazu. Hier im Ort ist es im Sportverein sehr günstig für die Kids, woanders ist es teuer - ja, es gibt diese Zuschüsse, aber die reichen wahrscheinlich hinten und vorne nicht (ich zahle für J. zumindest für diverse Hobbies deutlich mehr als 10Euro pro Monat). Die Kiga-Kosten fangen hier bei der untersten Einkommensgruppe irgendwo bei 150Euro an und damit ist man noch nicht in den Kiga gekommen (je nach Ort geht das mit dem Bus vielleicht gar nicht - und nicht überall sind Busfahrten bezuschußt) und ein gutes Fahrrad mitsamt Kindersitz oder Kinderfahrrad muß man auch erstmal haben. Und manchmal kommt man auch ohne Auto nicht aus - das reißt ein ziemliches Loch in den Geldbeutel.
Ich kann nicht vom heutigen H4-Leben reden, aber als wir vor 20 Jahren nach D gezogen sind, haben wir 1Jahr lang Eingliederungshilfe bekommen, das war von der Höhe so wie die Sozialhilfe damals. Zu dem Zeitpunkt kam uns das unendlich viel vor - erstmal. Genug zu essen und Schuhe, die nicht sofort auseinander fallen, wow. Wir hatten eine möblierte Wohnung im Aussiedlerheim, kostengünstig in der Miete, Möbel wurden nicht gebraucht, waren ja da, für die Klamottenerstausstattung gab´s die Kleiderkammer (und da alle anderen in unserem Umfeld sich da ebenfalls bedienten, war das okay), das Essen haute allerdings da schon rein bei 5 Personen. Man will (und darf auch nicht) aber nicht ewig im Heim wohnen in 1,5 Zimmern mit 5 Personen, also Wohnung zur Miete gesucht. Und da ging das Elend los - bezahlbar gab´s nicht wirklich was, die Vermieter winkten teils ab, kaum sie den osteuropäischen Akzent gehört haben oder spätestens als sie hörten, wie viele Leute wir sind. Wir fanden dann doch was, aber am Ende der Welt und nicht grad günstig (die Alternativen wären soziale Brennpunkte, aber da wollten meine Eltern auf keinen Fall hin, weil wir uns integrieren sollten und nicht abschotten - und im nachhinein hatten sie völlig recht, aber der Preis dafür war hoch). Auto mußte her, sonst kein Job, Fahrkosten waren damals schon nicht ohne, weil jeder von uns woanders gearbeitet hat, Möbel mußten her, auf dem Boden kann man nicht schlafen und essen, der einzige Laden im Ort war der teure Edeka und als ich aufs Gym kam (Sorte Arzt- und Rechtsanwaltkinder), hab ich mich unendlich arm gefühlt. Weil ich weder Markenklamotten noch ein Auto noch Urlaube hatte und nicht mal ein eigenes Zimmer und völlig andere Lebensumstände als 98% der Mitschüler. Dabei haben wir damals gar nicht mehr von der Eingliederungshilfe gelebt, sondern von zwei mittelmäßigen Gehältern, einer Rente und zweimal Kindergeld. Und das Geld war trotzdem weniger (gefühlt und tatsächlich, weil viele Posten anfielen, die im Heim nicht vorhanden waren) als im ersten Jahr in D. Teure Miete, Versicherungen, Benzin, alles mögliche und keinerlei Vergünstigungen mehr. Insofern seh ich das Ganze schon als einen Mix aus tätsächlichen Einnahmen/Ausgaben (mit einer größeren Familie mit 1-2 berufstätigen Personen fällt mehr an als bei einer Studentinmutter mit Kleinkind) und dem Lebensumfeld.