Ich bin mir trotzdem nicht zu schade, meine Kinder dazu zu nötigen, mit mir in den Wald zu gehen oder Brettspiele zu spielen. Aber nur, weil es mir Spaß macht, das mit ihnen zu machen, nicht weil ich ihre Hobbys Scheiße finde.
Ich feiere gerade Dein o.g. Zitat.
Hier spielen die Kinder auch mit mir Brettspiele oder gehen spazieren, um MIR eine Freude zu machen. Ich finde das ja richtig süss aber komme mir auch vor wie eine Oma, wenn die Enkel zu Besuch sind und Oma eine Freude machen wollen
Also richtig altmodisch mit meinen Bedürfnissen.
Aussage meines Kindes, inzwischen 16, dazu dass wir irgendwann mit 12 ihm sein Zocken(auch immer ganz viel mit Freunden getroffen und nebeneinander gezockt) sehr eingeschränkt haben ist, dass er sich noch wie heute an die verrückten Aktionen mit seinem Kumpel draußen erinnern kann mit Einkausfwagen herumfahren und ähnliches, aber ob er irgendeine Fortnite Runnde damals gut gespielt hat weiß er noch nicht mal mehr, komplett unwichtig. Er findet es tatsächlich richtig, dass wir interveniert haben, hatte aber auch wirklich sehr eindeutiges Suchtverhalten gezeigt.
Ich glaube euch, dass es für eure Kinder eine gute Beschäftigung ist, aber es gibt auch die anderen.
Oh, das sind aber viele Themen. Faulheit und mangelnde Selbstinitiative find ich recht normal.
Medienkonsum - da sehe ich Eltern absolut in der Verantwortung, das nicht in ein ungesundes Maß ausufern zu lassen. Wer außer der Eltern soll das machen?
Bügelwäsche machen und automatische Hilfsbereitschaft - ist glaub ich eher die totale Ausnahme.
Es geht dir doch sicher um Bedürfnisorientierung? Ich denke Kinder haben ein Bedürfnis nach Erwachsenen, die in ihrem Sinne positiv agieren. Das kann auch heißen sie aus der Comfortzone zu bugsieren. Nicht jedes Wollen ist ein Bedürfnis. Dass sie da nicht von sich aus rausgehen find ich aber auch normal.
Also meine Kinder erledigen jetzt nicht voll Begeisterung und aus Eigeninitiative Haushaltspflichten aber sie tun es, wenn ich frage (meistens). Für grössere Sachen (Rasen mähen, der Oma den Receiver installieren, Auto Innenreinigung, mein Handy synchronisieren etc.) gebe ich Ihnen Geld, so dass sie ihr Taschengeld aufbessern können.
Alles anzeigenIch erkenne mich (und meine Kinder) in vielen deiner Schilderungen wieder.
Insbesondere auch in dem "die Kinder gehen so wenig raus/machen so wenig mit anderen" und der Sorge darum, ob ihnen dadurch nicht ganz schön viel an potenziellen Erlebnissen durch die Lappen geht.
Auch (?) hier hat das erst mit Computerstart angefangen (oder eigentlich etwas später, anfangs hatte der Computer noch nicht sooo die Bedeutung).
Insbesondere wegen der Gesundheit gab es dann hier die Regel: Großzügige Medienzeit gibt es nur, wenn sie 1-2x/Woche zum Sport gehen. Sie haben einige Sportarten durchprobiert, eine zeitlang haben wir gemeinsam als Familie denselben Sport gemacht. So richtig verfangen hat davon aber nichts. Beide sind aber im Prinzip recht sportlich und können das leicht reaktivieren, wenn z. B. Wanderungen anstehen.
Hinsichtlich Hobbies, die nichts mit Computer zu tun haben, ist T noch deutlich aktiver als Q. T hat beispielsweise mit 12 den Fischereischein gemacht, seit letztem Jahr hat er Bienen, er hat eine Freundin, mit der er Dinge unternimmt, einen Job neben dem Studium, usw.
Q hat zwar ein paar gute Freunde, und auch ein paar Online-Freund*innen, mit denen er sich gelegentlich trifft, z. B. wenn wir Weihnachten in der Heimat von uns Eltern sind, denn zwei davon kommen von dort. Aber allgemein steht er nicht so auf viele Leute. Beispielsweise kommt er auch nicht mit zum ACDC-Konzert, obwohl er die Musik mag und T mitkommt, weil er so viele Leute auf einen Haufen dafür nicht in Kauf nehmen will. Vor über einem Jahr hat er begonnen, ein Buch zu schreiben, so dass er nicht mehr nur spielt.
Meine Einstellung zum Computerspielen hat sich in den letzten Jahren geändert. Früher war das eher so: "Naja, kann man mal machen, aber bei *richtigen* Hobbies macht man was, am besten draußen und/oder mit anderen zusammen im RL". Inzwischen denke ich: Auch Computerspielen ist ein richtiges Hobby, und ich möchte mir nicht mehr anmaßen, zu bewerten, was meinen Kindern Spaß machen soll (wobei nur das in die "gute" Kategorie fällt, was mir auch Spaß macht). Und soweit ich das sehen kann, haben sie auch dabei intensive Erlebnisse (erst recht, wenn man die akustische Kulisse als Maßstab nimmt...).
Ich bin mir trotzdem nicht zu schade, meine Kinder dazu zu nötigen, mit mir in den Wald zu gehen oder Brettspiele zu spielen. Aber nur, weil es mir Spaß macht, das mit ihnen zu machen, nicht weil ich ihre Hobbys Scheiße finde.
Neulich war lustig: Q war übers Wochenende allein zu Hause. Ich habe ihn gefragt, was er gemacht hat, und er meinte: "Nichts". Ich sagte, dass ich ihm das nicht glaube, und dann kam, dass er ein neues Computerspiel ausprobiert hat, mit sehr ausführlicher Schilderung, was bei diesem Spiel anders ist als bei anderen, welche Aspekte besonders gut waren, was genervt hat, usw. War interessant.
Youtuber oder Spieletester wollten beide so bis etwa 12/14 werden. T hat sich dann etwas realistischeres rausgesucht (er studiert Informatik
), Q ist noch am sich-orientieren.
Das mit der Mitarbeit in Haus und Garten läuft hier für mich OK. Beide machen auf Zuruf das, worum man sie bittet, ohne Gemecker oder Gestöhne, und in den letzten Jahren sogar ohne: "Aber ich habe doch heute schon XY gemacht, und T/Q hat heute noch gar nichts gemacht".
Was aber praktisch gar nicht funktioniert: Von selber drauf kommen. Q räumt praktisch *immer* die Spülmaschine aus. Dass er die fertig gespülte Spülmaschine sieht und spontan ausräumt kam bisher genau 1x vor (und zwar gestern).
Ach, doch: Kochen tun beide ziemlich oft (und dann natürlich ggf. gleich für alle).
Das nicht freudestrahlend aus eigenem Antrieb mitarbeiten ist - zumindest aus meiner Erfahrung heraus (vielleicht haben sie das geerbt?) - nicht typisch für die heutige Zeit, das war bei meinen Schwestern und mir schon so. Besonders beliebt war bei uns das Trödeln/doof Anstellen, bis unsere Mutter sagte: "Lass' mal, da mache ich das lieber selber"
.
Was bei T und Q auch sehr schlecht funktioniert hat: Sie spontan bitten, etwas genau *jetzt* zu machen. Da kam nämlich meistens "bin gerade in 'ner Runde". Seitdem schicken wir Arbeitsaufträge per WhatsApp raus, und dann werden die bei der nächsten Gelegenheit erledigt, das klappt gut. Wenn klar ist, dass sie z. B. in einer halben Stunde gebraucht werden (z. B. fürs Tischdecken) gibt es eine Vorwarnung.
Wenn du magst, kannst du auch in den "Wer pubertiert mit uns" (oder so ähnlich) Thread reinschauen, da gibt es einen bunten Strauß an Erfahrungen
Danke für den ausführlichen Post. Ich sehe tatsächlich vieles ähnlich, sucht ein es vielleicht aders rüberkam und dann wieder auch nicht..
Ich glaube das Mittelkind würde sich schon auch gerne für Playdates verabreden...
... Sie verabreden sich aber zum gemeinsamen Videospielen und da ich nicht möchte, dass das Mittelkind außen vor ist lasse ich deutlich mehr Spielzeit zu als ich eigentlich gern würde.
Das heißt doch, dass Mittelkind oft Playdates hat! Mittelkind und seine Freunde spielen nur nicht das, was du willst.
Jein. Es gibt Playdates, aber es sind nicht viele. Und ich glaube einerseits nicht, dass die anderen sich gar nicht treffen, denn das tun sie uns ich wünschte ich könnte Mittelkind dabei helfen es auch zu tun. Er traut sich nicht. Es ist also nicht, dass das digitale Drinnehocken tatsächlich vorziehen würde.
Aber teilweise wird die Eigeninitiative und teilweise der Mut.
Auf der anderen Seite ist mein Eindruck generell, dass die Kinder auchheutzutage viel weniger treffen. Die Möglichkeiten die es gibt sind toll und die haben viele Vorteile und natürlich ist die Welt davon geprägt und wird es zunehmend sein. Ganz dasselbe ist es aber m E nicht und kann das RL nicht komplett ersetzen. Von den Fähigkeiten Komma, die dabei verkümmern ganz zu schweigen.
Ich denke oft sitzen die Leute an der Illusion auf nämlich, dass die Kinder, wenn sie viel an Mädchen zugange sind sich auch tatsächlich Medien auskennen würden. Das ist wirklich nicht mein Eindruck aus der Praxis. Ja, die digitale natives bzw die danach folgenden wissen, wie man ein Tablet bedient, meine Erfahrung sind aber, dass sich viele dennoch auch mit einfachen Dingen oft sehr schwer tun, sei es Recherche im Internet und die Identifikation sind voller Quellen, sei es die Installation von Programmen, Anpassung der Einstellung oder gar Fehlersuche.
Ich habe also hier gar nicht so das Gefühl, dass wir zwingt nur dieser verpuppungsprozess im Gange ist, sondern eher, dass sie sich etwas selbst im Wege stehen.
Wenn sie z.B etwas gefunden haben, gefühlt eher zufällig, was ihnen Spaß macht dann sind sie mit Begeisterung dabei und die ganze Zeit draußen, es ist eher so, dass sie sich selbst nicht finden und schon gar nichts aktiv suchen.