Liebe Binfairliebt,
Müdigkeit ist das vermutlich größte Problem für Mütter (und Väter) von Babys und Kleinkindern, denn leider ist das Schlafverhalten von Kindern in den ersten Jahren nur selten im Einklang mit dem Schlafbedürfnis der Eltern.
Das, was du beschreibst ist daher auch keine Besonderheit: Ja, es ist das normale Verhalten eines Babys und Kleinkindes, nachts aufzuwachen und die Nähe, Geborgenheit und eben auch die Milch bei der Mutter zu suchen. Wie verbreitet dieses Verhalten ist, lässt sich ja alleine schon an den Umsatzzahlen der unzähligen Schlafratgeber ablesen. Wäre es die Norm, dass Babys und Kleinkinder nachts acht und mehr Stunden am Stück schlafen, gäbe es keinen Markt für solche Bücher. Wenn wir uns dann noch die Stillraten in Deutschland anschauen, dann lässt sich ohne Kenntnisse der höheren Mathematik auch ausrechnen, dass nicht gestillte Kinder ebenfalls nachts aufwachen, denn wären es nur die gestillten Kinder, dann ließe sich keine solch große Zahl dieser Bücher verkaufen – es gibt nämlich nicht so viele Kinder, die nach dem ersten halben Jahr noch gestillt werden.
Dass das Verhalten normal ist, macht es nun aber für dich und viele andere Mütter nicht weniger anstrengend. Und damit sind wir bei dem Punkt „Was zehrt?“ Ist es wirklich das Stillen oder nicht vielmehr die Tatsache, dass Muttersein ein Beruf ist, der jeglichen Forderungen von Arbeitnehmervertretern widerspricht? Da es aber nun wenig Chancen für eine Müttergewerkschaft mit Streikkasse gibt, müssen wir andere Wege finden, wie wir uns selbst etwas Gutes tun und damit verhindern, zu erschöpft und ausgebrannt zu werden. Das beginnt bei einer guten Ernährung und geht weiter indem wir auch auf unsere Bedürfnisse achten und schauen, wo die Nischen sind, mit denen wir uns etwas Gutes tun können.
Zusätzlich ist es sicher gut, wenn Du dich einmal gesundheitlich anschauen lässt. Du klingst mehr als „normal“ erschöpft und es ist sinnvoll, dass überprüft wird, ob daran wirklich „nur“ der Schlafmangel schuld ist oder ob nicht doch noch etwas anderes dahinter steckt. Außerdem ist es sinnvoll, dass Du dich mit einer Kollegin vor Ort in Verbindung setzt, die sich anschauen kann, wie Du anlegst, wie dein Kind saugt und wie deine Brustwarzen aussehen, denn wunde Brustwarzen weisen darauf hin, dass etwas nicht stimmt.
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://www.lalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Geh auch mal euren Alltag durch und schau, was Du einschränken kannst. Das kann bei der Bügelwäsche sein, das kann beim Kochen sein (statt Dreigangmenüs können auch einfache Gerichte schmackhaft und ausreichend sein), das kann auch beim Putzen sein (niemand trägt einen Schaden davon, wenn Fenster nur zwei Mal im Jahr geputzt werden) … wenn Du ein wenig schaust, wirst Du vielleicht das Eine oder Andere finden, wo Du dir das Leben leichter machen kannst.
Wenn Du keine Familie in der Nähe hast, die dich unterstützen kann, dann schau doch mal in deinen Bekanntenkreis. Möglicherweise kannst Du mit einer anderen Mutter ausmachen, dass ihr einmal in der Woche gegenseitig Kinder hütet. In dieser Zeit kannst Du dann etwas für DICH tun (und nicht liegen gebliebene Hausarbeiten aufarbeiten). Unter Umständen findest Du auch einen netten Teenager, der stundenweise mit deiner Kleinen spielt oder auf den Spielplatz geht, so dass Du Luft zum Verschnaufen findest.
Viele Frauen machen die Erfahrung, dass die Nächte dann wieder ruhiger werden, wenn das Kind einen neuen Entwicklungsschritt (Drehen, Robben, Krabbeln, Laufen) gemeistert hat und/oder wenn sie selbst wieder zu Ruhe und Gelassenheit gefunden haben (weil sie Wege gefunden haben, sich den Alltag zu erleichtern).
Liebe Grüße
Denise