Dass die Lehrerin danach eine Klasse gehabt hätte, kann ich ausschließen. Das war die letzte Stunde. Klar, es wäre natürlich trotzdem denkbar, dass sie einen wichtigen Termin hatte. Da sie mit dem Einsperren wohl schon öfter gedroht haben muss, scheint / schien sie generell nicht gewillt zu sein zu warten.
Mein Sohn muss sicher nicht therapeutisch behandelt werden, weil er langsamer ist. Die Klassenleitung meinte, man merkt einfach, dass er eigentlich ein 3. Klässler ist. Er packt einfach etwas langsamer seine Sachen ein, genießt es noch ein bissl mit ihr zu ratschen. Er erzählt mir auch immer was sie so geredet haben. Vorgestern hatte sie ihn gebeten an diesem Tag etwas flotter zusammen zu packen, da sie noch die Proben korrigieren müsste. Er sagte mir dann: "Das hab ich dann auch gemacht." Mit einem Grinsen im Gesicht. Also, wenn man nett mit ihm redet gibt er sich sicher Mühe dem dann auch nachzukommen. Aber nicht wenn er das Gefühl bekommt, man habe einfach keinen Bock auf ihn zu warten. Er hat halt kein Bock schneller zu machen. Klar, dass bei uns zuhause auch das gut zureden nicht immer funktioniert, aber wie schon gesagt wurde, dann muss man ihm einfach anders Entgegenkommen (Frühstück muss auf dem Schulweg gegessen werden etc.). Mit antreiben, alla "mach doch jetzt endlich mal..." kommt man nicht weiter.
Mein Sohn muss noch lernen, den Fokus richtig zu setzen. Er hat mal 20 min mit seinem Füller hantiert, obwohl er die Probe hätte anfangen sollen. Das war für ihn in diesem Moment wichtiger (für ihn logisch! Den Füller braucht er. Die Matheprobe ist eh total langweilig, das kann er doch sowieso, da macht er doch erst mal den Füller fertig. Dass er aber die Zeit braucht um alles hinzuschreiben, sich lieber zwischenzeitlich einen anderen Stift nimmt und der Füller sowieso nicht wegläuft, das war für ihn nicht relevant.)
Danke @Trin für dein Kassenbeispiel!
Unsere Kinderärztin sagte letztens: "Früher sagte man den Kindern "benimm dich", heute sagt man "beeil dich" (Ich wollte noch zur Post und überhaupt, einkaufen muss ich auch noch, jetzt komm schon bisschen schneller, sonst schaffen wir das alles nicht mehr…"
Am nächsten Tag war ich beim DM einkaufen, dort gab es eine Schmink-Aktion. Ich habe mich für die Kinder angestellt während sie spielten, als sie dran waren, sagte ich zur Tochter: "Komm, komm schnell du bist jetzt dran." Mir war es unangenehm die wartenden länger warten zu lassen, bis meine Kinder kamen. (Im Grunde wären sie auch so sofort gekommen, aber für mein Empfinden hätten sie schon parat stehen müssen.)
Da sagte die Dame, die die Kinder geschminkt hat: "Nein, nicht komm, komm! Schnell, schnell. Immer dieses schnell, schnell. Das höre ich den ganzen Tag. Läuft doch nichts weg. Macht einfach langsam dann kommt nicht so eine Hektik rein."
Und sie hat recht. Warum nicht mal etwas entschleunigen?!
Ein Kind, welches sehr detailbewusst ist und achtsam in der Welt unterwegs ist, hat doch nicht gleich Therapiebedarf. Ich finde diese Sichtweise etwas schräg. Sorry!