Beiträge von mafalda

Liebe interessierte Neu-Rabeneltern,

wenn Ihr Euch für das Forum registrieren möchtet, schickt uns bitte eine Mail an kontakt@rabeneltern.org mit eurem Wunschnickname.
Auch bei Fragen erreicht ihr uns unter der obigen Mail-Adresse.

Herzliche Grüße
das Team von Rabeneltern.org

    Aoide, als (wenn auch ehemalige) deutsche Grammatikerin kann ich Deinen Analysen nicht zustimmen. Das so unkommentiert stehen zu lassen, ginge gegen meine Berufsehre ;) Allerdings bin/war ich auch eindeutig eine "moderne deutsche Grammatikerin" und lieber deskriptiv als präskriptiv.


    1.)


    Dieser Satz ist grammatikalisch gesehen falsch,

    Ich denke der Satz ist nicht ungrammatisch. Aber die Mittelfeld-Wortstellung ist "nicht normal". Besser wären z.B. (je nach Kontext und intendierter Bedeutung):


    Zum Beispiel tritt Hörschwäche oft bei ÄLteren auf. (Betonung auf "Älteren")
    Zum Beispiel tritt bei Älteren oft HÖRschwäche auf. (Betonung auf "Hörschwäche")


    Und dann darf "zum Beispiel" ganz prima alleine im Vorfeld (also vor dem Finitum in der linken Satzklammer) stehen. (Ich setze jetzt mal voraus, dass Du das Stellungsfeldermodell für das Deutsche kennst.) Ich würde diese Sätze ich aber immer noch eher als gesprochene Sprache werten wollen.


    Dass der Ursprungssatz "komisch klingt" hat also - glaube ich - also erst mal nichts mit der Position von "zum Beispiel" zu tun, sondern mit der Reihenfolge der Satzglieder im Mittelfeld. Dafür spricht, dass auch der entsprechende Satz ohne "zum Beispiel" markiert wirkt:


    "dass Hörschwäche bei Älteren oft auftritt."


    Es sei denn das "oft" wird intonatorisch (und damit informationsstrukturell) hervorgehoben:


    "Ich bin mir sicher, dass Hörschwäche bei Älteren OFT auftritt."



    2.) Im Deutschen ist das Subjekt dasjenige Satzglied, das in Numerus und Person mit dem finiten Verb kongruiert.


    denn "zum Beispiel Hörschwäche" ist ein einziges Satzglied. Das Prädikat gehört nicht dazwischen. "Zum Beispiel Hörschwäche tritt bei Älteren oft auf" wäre korrekt und wirkt, alleine stehend, dennoch etwas wirr, man würde den Satz formulieren als "Es tritt bei Älteren oft zum Beispiel Hörschwäche auf".
    Im ersten Satz ist "zum Beispiel Hörschwäche" das Subjekt, im zweiten das "es". "zum Beispiel Hörschwäche" ist dann ein Gleichsetzungsnominativ.

    Deshalb ist das "es" im 2. Satz auch nicht das Subjekt. Das Subjekt ist in beiden Sätzen dasselbe: "(zum Beispiel) Hörschwäche". Das dieses "es" nicht das Subjekt sein kann, lässt sich an parallelen Sätzen mit pluralischen Subjekten zeigen:


    "Bei Älteren treten oft Hörschwächen auf."
    "Es treten bei Älteren oft Hörschwächen auf".


    Hier kongruiert nur "Hörschwächen", nicht aber das "es" im Numerus mit dem finiten Verb.


    Das "es" dient hier lediglich als
    Vorfeldfüller (das darf nämlich nicht leer sein in Hauptsätzen, Du schreibst ja selbst weiter unten, dass die Position des Finitums an 2. Stelle fix ist).


    (Nebenbei halte ich das Beispiel "Es tritt bei Älteren oft zum Beispiel Hörschwäche auf" für sehr markiert. Viel akzeptabler klingt doch: "Es tritt bei Älteren zum Beispiel oft Hörschwäche auf". Ist aber eigentlich auch nebensächlich.)


    [...]

    Auch dieser Satz ist aufgrund der Satzstellung und nicht aufgrund des"zum Beispiel" am Anfang falsch, denn das Subjekt ist hier "zum Beispiel" und im Hauptsatz gehört das Prädikat an die 2. Position, eine der wenigen fixen Lokationen im Deutschen. Muss also heißen: "Zum Beispiel wird der Genitiv nach "wegen" sicher irgendwann aussterben". Die Befremdung ob des fehlenden Gleichsetzungsnominativs in der Schriftsprache aber bleibt.


    Mein Wort zum Sonntag.

    Auch hier: "Zum Beispiel" kann überhaupt nicht Subjekt sein, weil es keine einzige relevante Eigenschaft von Subjekten im Deutschen hat. Und natürlich macht genau die Position von "zum Beispiel" den Satz ungrammatisch. Eine Erklärung hierfür wäre etwa, dass "zum Beispiel" keine Konstituente zusammen mit dem Subjekt "der Genitiv nach "wegen"" bilden kann. In der Regel darf im Vorfeld aber nur eine Konstituente stehen (damit - wie Du selber schreibst - das Finitum die obligatorische 2. Position im Hauptsatz hat).


    Liebe Grüße
    mafalda.


    P.S. Mit den traditionellen Schulgrammatiken bin ich aber nur rudimentär vertraut. Als "Gleichsetzungsnominativ" kenne ich nur die klassischen Prädikativkonstruktionen à la "Luise ist eine engagierte Lehrerin."