Warum denn eigentlich nicht? Ich lerne Französisch z.B. mit Babbel, das geht schon bis B1 hoch. Klar ist das nicht ideal zum sprechen üben aber für Grammatik und Vokabeln finde ich es eigentlich super.
Und so intensiv ist Unterricht am Gymnasium ja echt nicht. Das Schuljahr hat ja nur 38 Wochen, das sind also insgesamt 114 Wochen. Bei vier Schulstunden (also drei "echten" Stunden) sind das 342 Stunden, also ein Jahr lang eine Stunde am Tag. Und ich habe jetzt keine Zeit abgezogen für "Alle holen jetzt ihr Arbeitsheft raus. Wenn ich alle sage, meine ich auch den Felix" und Hausaufgabenkorrekturen und Zuhören während jemand anders vorliest, Filme , ausgefallene Stunden und das Aufarbeiten von sozialen Themen.
Man läuft Gefahr, sich so einiges an Aussprachefehlern draufzuschaffen, wenn man nie korrigiert wird. Jeder, der etwas lernt, macht Fehler. Und es ist schon ab und zu sinnvoll, wenn die jemand korrigiert. Wenn das gerade am Anfang nicht passiert, dann wird es später extrem viel schwieriger, sie wieder rauszukriegen. Und eine Sprache lernt man nicht nur über Grammatik und Vokabeln - da gehört eben Sprechen doch ganz wesentlich dazu. Ok, wie gut das in Schulen mit Lerngruppen mit um die 30 vermittelt wird, sei dahin gestellt...
Meine Aussage über den Unterricht am Gymnasium bezog sich vor allem auf einen Vergleich mit Angeboten von Erwachsenenbildnern. An der VHS mit einmal die Woche Unterricht und langen Ferien dauert es in der Regel Jahre, um auch nur A1 abzuschließen. Wenn ich sehe, dass sie an den Gymnasien nach vier Jahren DALF Prüfungen ablegen im B1-B2 Bereich, dann ist das schon eine ganz andere Nummer. Ich habe jetzt nicht deine Rechnung nachvollzogen, aber meine VHS-Teilnehmer haben 48 Stunden Unterricht in einem Jahr, das ist im Vergleich zu 342 doch ein ganz schöner Unterschied. Und auch da werden Hefte rausgeholt und blöde Fragen beantwortet
Aber alles hängt natürlich davon ab, was man für einen Anspruch hat... klar kann man im Selbststudium lernen, wenn es einem egal ist, das man Fehler drin haben wird. Ich würde das (zumindest mit Ziel B1) nicht machen, wenn ich nicht Vorkenntnisse hätte in einer Sprache.
Meine persönlichen Erfahrungen mit Hebräisch waren, dass die fehlenden Vokale eine ganz extreme Hürde waren, weil ich nix, aber auch gar nix lesen konnte, wenn ich die Worte nicht kannte. Nur aus Konsonanten war ich nicht in der Lage, ein Wort zu bilden. Ob sich das gegeben hätte, wenn ich länger gelernt hätte? Dass die Sprache (ich meinte Ivrit, ich gehe nicht davon aus, dass hier die alte Sprache gemeint war?) vereinfacht ist aufgrund ihrer Geschichte, stimmt natürlich. Aber Latein hilft da natürlich wenig. Und den Nutzen im Alltag sehe ich auch nicht wirklich, wenn man nicht gerade die Bibel lesen will oder nach Israel reisen.
Weiterhin glaube ich nicht, dass Lateinkenntnisse beim Erlernen des Französischen weniger hilfreich sind als für Italienisch. Dafür kann man mit Französisch definitiv mehr anfangen im Leben. Hier bei uns im Norden zumindest braucht Italienisch kein Mensch. Wenn du dich nicht gerade für Opern interessierst, hast du davon keinen praktischen Nutzen außer Urlaub dort machen. Französisch ist immerhin eine Weltsprache.