Beiträge von Daroan

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    Eben. mein Mann (1972) konnte die Deutsche Staatsbürgerschaft damals nur bekommen, hätte er sich gegen die Kanadische entschieden. Das obwohl seine Mutter Deutsch war, er geboren und aufgewachsen in D war. Sein grösserer Bruder hat auch heute noch nur die kanadische Staatsbürgerschaft.
    Das hatte einerseits wie geschrieben Nachteile wegen den Rentenbeiträgen, dazukam das er, als er in die Schweiz zog, an der Grenzen ja immer seinen kanadischen Pass zeigen musste, in dem die Deutsche Aufenthaltsgenehmigung eingestempelt war. In der Regel wurden wir dann rausgezogen und mussten herumsitzen, weil man abklären wollte, ob mein Mann nicht noch irgendwelche Gelder in D bezog. Wirklich, das war so nervig. Wir waren wirklich froh, als er dann die CH-Staatsbürgerschaft hatte und wir problemlos über die Deutsche Grenzen konnten.

    Dableiben: mein Mann ist wegen mir hier, weil ich nicht in Deutschland leben wollte. Eingebürgert haben wir ihn, weil er "nur" die Staatsbürgerschaft seines Vaters hatte, weil D damals keine Doppelbürgerschaft anerkannten und er dadurch Nachteile hatte. Es gingen ihm z.B. Rentenbeiträge in D verloren, da D mit Kanada kein Rentenabkommen hat.


    SVP: Ich bin nicht der Meinung, dass man SVP mit NPD vergleichen kann. Es gibt Hardlinder in der Partei, die sind durchaus NPD kompatibel und so braun, dass sie sich in einem Kuhfladen verstecken könnten, aber es gibt auch einen bäuerlichen, konservativen Flügel, die sich mehr durch ihre konservative Haltung als durch eine rassitische hervortun.
    Da wo ich lebe, lässt sich kaum vermeiden, mit Menschen in Kontakt zu kommen, die SVP wählen, in der SVP sind oder gar politische Ämter ausüben für die SVP und von einigen von denen habe ich nochniemalsnie einen fremdenfeindlichen Spruch gehört. Ich finde, sie vereint wirklich mehr ihre konservative Lebenshaltung, oft garniert mit einer Prise Bünzligkeit". Ich muss da an unsere Bundesrätin Widmer Schlumpf denken, die auch kaum als xenophobe Poüulistin sehe, die ihre politische Karriere lange als SVPler gemacht hat...bis zum denkwürdigen Bruch mit der Partei.


    Stimmverhalten einzelner Gemeinden:
    Es war ein interessanter Artikel bei und in der Zeitung von wegen, wo es viele Ausländer hat wurde nein gestimmt. Ich fass nur kurz die Zahlen zusammen:
    Kreuzlingen (51% Ausländeranteil) nein- mit 75 Mehrstimmen
    Rorschach (46%) nein
    St. Margrethen (44%) ja
    Au, Buchs, Rebstein, Rheineck (alle über 30%) ja
    St. Gallen (knapp 30%) nein, mit 59,5%
    Trogen (10%) nein, mit 63,7% (!)
    Mörschwil (9%) nein


    Also geht die Gleichung "Hoher Ausländeranteil-hohe Ablehnung der Initiative" so nicht ganz auf.

    Ainu: Löhne: dort wo es keine GAVs gibt, gibt es auch keine Mindestlöhne. Das nutzen beispielsweise Gemüseproduzenten, die Leute aus Osteuropa holen für 2500.-/ Monat, von dem wird dann aber noch Kost& Logis abgezogen, dh. es sind effektiv etwas um die 2000.- bei 50 Stunden /Woche. Das ist legal. Natürlich wird argumentiert, dass man angewiesen ist auf so billige Arbeitskrägte. Das mag in der Gemüsebranche auch so sein, keine Ahnung. Aber so ist es halt auch legal, ein Kindermädchen, eine Privatpflegerin, eine Pizzeriabedienung, etc., etc., zu Löhnen krampfen zu lassen, die jemand (egal welchen Pass er hat) der hier lebt, nicht zum Überleben reichen würde. Und es ist ja nciht so, dass es nicht Menschen gäbe, die gerne solche Berufe ausüben würden...doch meist können sie es gar nciht zu solchen Dumpinglöhnen.


    Ausbildungsbenachteiligung: das ist das Problem, dass unser Bildungswesen nicht wirklich "EU"-Kompatibel ist. Wir "drücken" unsere Gymnasialquote und haben somit einen der tiefsten Maturandenqoute in der EU. Somit "drücken" wir den Grössteil ider Jugendlichen die Berufsbildung. Klar ist unsere Berufsbildung super, aber sie ist in der EU kaum anerkannt, bzw. unsere "Papierli" haben dort keinen Stellenwert.
    Was nützt es unseren Jugendlichen, wenn wir sie ermutigen eine Karriere über den Berufsbildungsweg einzuschlagen, wenn gerade internationale Firmen oder Grossfirmen schlussendlich doch lieber jemanden aus dem Ausland einstellen, der Abi mit ach und krach gemacht hat und dann studiert.
    Es wird schon lage versprochen, dass die Berufsbildung aufgewertet wird (z.B. ,mit tollen englisch klingenden Titeln und Zertifikaten), aber ich denke nicht, dass das wirkt und zweites dauert es......

    Waldelfe: ich denke nicht, dass es etwas mit Bildungsstatus zu tun hat, mehr mit der Mentalität der Region. Die Innerrschweiz ist/ war schon immer konservativer als z.B. die Westschweiz, Zürich, oder Basel.


    Meine Familie stammt aus dem Kanton Schwyz, also mein Heimatort ist dort. Absolut katholisch, konservativ. Da hatte schon mein Urgrossvater genug.
    Er wollte eine "Geschiedene" heiraten und anscheinend taten die so blöd, dass er schliesslich auswanderte ins Schaffhausische und auch gleich zur Kirche austrat.


    Für mich ist hier der Hinterhurgau schon meine persönliche Schmerzgrenze. Ich bin in Winterthur grossgeworden, das ist wesentlich liberaler.

    Waldelbin: bei meiner Tochter in der Klasse, sie ist 13 und geht in die erste Oberstufe, wurden zwei Gruppen gebildet, die "reinen" Schweizer und die die einen ausländischen Pass haben, oder Doppelbürger sind.
    Als sie uns das erzählte am Nachmittag, da fragte die KLeinere neugierig, wo sie sich denn hingestellt hat, (Antwort: Ausländergruppe") und welche Zweitnationalität sie angeben habe. Da meinte die Grosse, dass sie nur Kanada gesagt habe, nicht Deutschland, weil Deutsch zu sein, ja nichts besonderes ist. Im Sinne von, dass es so normal ist, dass man es kaum erwähnen muss.
    Ich habe wirklich den Eindruck, dass Deutsch sein, hier nichts ist bei den Kindern (!), was auffällt. Ausserdem sind die "reinen" CHs, in ihrer KLasse ebenso in der Minderheit, wie bei uns in der Familie...ich bin die einzige nur einen PAss hat ;)

    Ich finde es aber nun auch nicht so verwunderlich, dass wenn viele Menschen in kurzer Zeit an einen neuen Ort ziehen, dass es dort ein wenig rumpelt.
    Denn diese Menschen haben ja nicht nur andere Sprachen, sondern auch andere Erfahrungen, Prägungen was weiss denn ich.
    Unsere KLassenlehrerin wollte zum Beispiel von mir ein Gesundheitsattest vom Schularzt, als mein Sohn Windpocken hatte. Das ist hier absolut unüblich, bzw. gibts nicht.
    Das hat ihr dann auch die Schulleiterin bestätigt. So "reibt" es halt anfangs etwas im Getriebe, gibt Missverständnisse, ungewollte Grenzüberschreitungen, etc.
    Und wie Talpa so schön schreibt, und schon die Kinder, die hier aufwachsen, sprechen dann problemlos Dialekt, nerven sich ab ihren Alten, wenn die dann sagen: "Also bei uns in Deutschland aber...."

    Carla: ich denke, die "Bereicherung" durch die starke Einwanderung war in letzter Zeit vor allem monetär für grosse Firmen. Für die Durchschnittsbürger war da nicht viel zu spüren, was sich ja auch in der Annahme der "Abzocker-Initiative" wiederspiegelte.


    Ich denke einfach, das Argument "ja...aber der Wirtschaft nützt es" abgelutscht ist und nicht mehr zieht. Weil es dem kleinen Bürger eben nicht viel bringt, wenn es "der Wirtschaft" etwas bringt.


    Was hat der Tessiner davon, wenn Italienische Firmen sich im Tessin niederlassen und gleich dazu noch ihre italienischen Mitarbeiter mitbringen? da hat man auch nicht viel zum Austauschen unter Menschen, den man kommt ja höchsten im Feierabendstau zusammen.

    Nein Talpa, denke ich nicht; also dass die SVP da Ansprechpartnerin ist.
    Aber ich denke, man sollte auch nicht einfach sagen, OK, das sind 50,3% der Stimmenden einfach zu blöd zum denken und rennen blökend einem Leithammel hinterher.
    Man muss hinsehen, was die Menschen hier bewegt hat ihre Meinung zur Personenfreizügigkeit zu ändern.
    Und da muss man ansetzen

    Manchmal gibt es schon Momente wo man einen Moment stutzt. Mir ging es so beim letzten Schulgespräch. Es waren 8 Personen anwesend. Der Schulpsychologe wechselte plötzlich von Schweizerdeutsch ins Hochdeutsche um dann irritiert innezuhalten und zu fragen, ob es nun denn überhaupt nötig ist, was von den anwesenden schmunzelnd verneint wurde. Es waren nämlich genau 2 Schweizerdeutsch sprechende am Tisch, ich und der Schulpsychologe.
    Das hat schon Wirkung.
    Ich fand die Szene amüsant, aber klar, mein Mann ist ja auch aus Deutschland, meine Kinder sind es zur Hälfte, es wäre ja schräg, wenn ich es störend fände. Ausserdem gefallen mir auch die Deutschen Dialekte, das Bayrische der Unterrichtsassistentin, der Schwarzwälder Einschlag der Ergotherapeutin, das knackige Norddeutsche der Schulleiterin, usw.
    Aber ich kann mir schon vorstellen, andere solche Situationen anders empfinden.
    Ich meine, ich kenne viele Deutsche, die es bestimmt schräg fänden, wenn sie so ein Gespräch in Deutschland hätten und 6 Schweizer auf 2 Deutsche hätten.
    Also sooooo weltoffen sind meiner Meinung nach auch viele Deutsche nicht...

    Sunny Day: Die Neuankömmlinge, egal ob es Deutsche in Zürich oder Zürcher im Thurgau sind, bringen Impulse mit, die Veränderungen auslösen. Althergebrachtes in hinterfragt, es werden Wünsche nach Dingen geäussert, die man in der alten Heimat als "gut" in Erinnerung hat und die auch am neuen Ort gerne sehe.
    Ich sehe das bei uns. Die Neuankömmlinge hier brechen mit der Tradition, dass "man hier" zur Kirche geht. Dass Mütter "natürlich" zu Hause bleiben. Dass man Selbstverständlich bei der Feuerwehr und beim Frauenverein sich engagiert.
    Das löst einfach Veränderungen aus.
    Veränderungen, die manche Menschen als Verlust empfinden. Manchmal ist es das evtl. auch.

    Das Problem ist halt, dass es langsam geht. Bis dahin sind schon wieder Flächen zugebaut mit ganz hässlichen "Schaut her ich leiste mir ein tolles Eigenheim"-Häuschen.
    Ich habe am Wochenende im Nachbardorf ein Miniatur.Disney-Schloss gesehen, mit blauen Dächern und goldenem, riesigem Eingangstor. Ich hätte beinahe gekotzt.

    Züge: Bryn, das hat nicht mit neuen Zügen zu tun. Die sind neu, doppelstöckig, pipapo. Man kann nur teilweise schlicht keine weiteren Wagons anhängen. Weil zu kurze Bahnhsteige, zu kurze Strecken zwischen den Bahnhöfen, Kurven...das ist nicht so einfach. Bei uns wird wahrscheinlich ein Bahnhof aus diesen Gründen zugemacht. Weil er zu kurz ist für die Zuglänge, die es eigentlich benötigt um die Pendler auszunehmen.


    Das meine ich, mit verpassten Strukturentscheiden.


    Da die Menschen wegen den stark gestiegenen Mietpreisen aufs Land gedrängt sind, sind hier Einfamilienhäuserquartiere aus dem Boden geschossen, da wurde wahnsinnig viel verbaut, teilweise trifft zugepflastert eher, denn auch da wurde nicht auf ein "Gesamtkonzept" geachtet.


    Da hat man ganz klar Strukturfehler gemacht.

    Ich bin mir nicht sicher, da im Vorfeld niemand glaubte, dass die Initiative durchkommt, ob nicht einige "nur" ein Ja in die Urne gelegt haben um ein Zeichen zu setzen, in der Meinung, dass es sowieso nicht durchkommt....das spuckt mir auch immer noch durch den Kopf. Den im Allgemeinen stimmen die Schweizer ja sehr wirtschaftsfreundlich ab.

    Nun, ich denke, dass man in manchen Punkten politisch einfach zu wenig/ gar nicht reagiert hat und nun die Quittung bekommen hat. Also die Wahlergebnisse im Tessin betrachte ich nicht als Ergebnis einer Instrumentalisierung sondern ein Zeichen politischen Versagens. Es ist ja speziell genug, dass die Lega und die Grünen zusammengespannt haben, und anscheinend in einer Gemeinde auf 90% Ja-Stimmen gekommen sind *schluck*