Liebe Clarinella,
die Frage ist immer, welche Konsequenzen eine Trisomie 21-Diagnose hätte.
Vor fast einem Jahr war ich in der selben Situation: Nackenfalte verdickt, kein Nasenbein darstellbar, Mutter 40 Jahre alt ... Meine Wahrscheinlichkeiten lagen bei 1:2 für Trisomie 21, 13 und 18 waren natürlich auch deutlich erhöht, aber da weiß ich die Werte nicht mehr.
Durch ein paar "dumme" Zufälle hat sich der Termin für die Fruchtwasseruntersuchung eine Weile rausgeschoben, so dass wir unsere Entscheidungsfindung schon vor dem Ergebnis beendet hatten: wir wollen dieses Kind behalten, auch wenn es behindert ist. Das war nicht so leicht, wie es sich jetzt liest, sondern hat viele Gespräche und viele Tränen gekostet, aber letztendlich konnten wir uns eine Abtreibung aus mehreren Gründen einfach nicht vorstellen.
Wir haben uns dann gegen eine FU entschieden, weil das definitive Wissen ja keine Konsequenz gehabt hätte und weil es der Supergau gewesen wäre, wenn das Kind gesund gewesen wäre, die FU aber eine Fehlgeburt ausgelöst hätte ...
In der 20. Woche beim Organultraschall wurde dann auch noch ein Herzfehler festgestellt, und zwar genau der Herzfehler, den Down-Kinder haben, wenn sie einen haben...
Die Schwangerschaft verlief dann in Wellen: mal war ich ganz zuversichtlich, das wuppen wir schon, mal war ich aber auch ziemlich deprimiert, mein Wunschkind ist behindert. Was aber sehr schön war: ich habe viel Solidarität und Ermutigung erfahren in meinem Umfeld.
Tja, und dann kommt unser Töchterchen auf die Welt - und ist gesund! Wir konnten es erst gar nicht glauben! Der Herzfehler ist natürlich schon da, aber er ist sehr gering ausgeprägt und kann gut operiert werden.
Also hier ein positives Beispiel von uns. Trotzdem ist natürlich klar, dass auch noch so viele positive Beispiele keine Aussage über das Kind Deiner Schwester treffen können.
Nach der Geburt habe ich überlegt, ob ich die FU nicht doch hätte machen lassen sollen. Schließlich war die Schwangerschaft schon belastet dadurch. Aber ich habe festgestellt, dass das nicht mehr wichtig war. Hätte meine Tochter Down-Syndrom gehabt, dann wäre es egal gewesen, denn damit hatten wir ja sowieso gerechnet. Dass sie es nicht hat, hat uns so glücklich gemacht, dass die Zeit vorher quasi vergessen war - und ich habe andererseits auch viel über mich gelernt.
Ich wünsche Deiner Schwester alles Gute, dass sie - egal was jetzt passiert - einen guten Umgang damit findet!