Die Mutter meines Partners erzählt heute noch belustigt wie vehement ihr Sohn sich ein eigenes Kleid gewünscht hat (eine große Schwester ist auch vorhanden). Und er hat es bekommen und stolz getragen. Es war nicht rosa, ich kann mich allerdings an fast keine rosa Kleidungsstücke zur DDR Zeit erinneren, ich hatte jedenfalls keine. Heute trägt er übrigens fast ausschließlich schlichte schwarze "Casualkleidung" und hat auch keinerlei Interesse an meinen Klamotten.
Meine drei Kinder sind alle verrückt nach Glitzer und freuen sich über entsprechenden Bastelkrams, Applikationen, Stifte, Schmuck - Jungs wie Mädchen. Und Sohneman Nr. 2 schlüpft eh gern in andere Rollen, sowohl historische, Fantasiegestalten, Geschlechter. Mir erzählen Erziehrinnen sowohl im Kindergarten damals, wie auch jetzt in der Schule, wie gern er in der Puppen- und Verkleidungsecke ist. Über eine große Schmucksammlung zu Weihnachten hat er sich auch sehr gerfreut (und behangen wie es wohl kein Erwachsener je tun würde). Dazu noch rückenlange glatte schöne "Elbenhaare".
Aber das ist nur eine Seite seiner Persönlichkeit: er tobt und kämpft auf der anderen Seite furchtbar gern, liebt Schlachten und Abenteuer! Nichts ist zu laut, zu kriegerisch, immer feste drauf. Und dann wieder Tränen, weil eine alte Schildkröte in einer Trickfilm stirbt. Ein Mensch eben, mit vielen Facetten.
Meine Tochter soll genauso ihre Facetten ausleben. Das Kleidchen mit Glitzerhaarband genauso wie das Totenkopfshirt (heiß geliebtes, eigentlich zu kleines, geschenkt bekommenes T-Shirt). Sie liebt Geschichten mit Mädchen als Hauptperson genauso wie die mit Jungs. Denn die Geschichten müssen gut sein! Und die Bilder schön! Am besten ist es noch wenn die Geschichte dann noch in Japan spielt. Interessen ist doch das wichtige, nicht welchem Geschlecht es zugeordent wird.
Wir haben in unserem Umfeld/Freudeskreis/Nachbarschaft auch verschiedene homosexuelle Menschen*. Ich finde das schön und eine Bereicherung. Für meine Kinder ist es ganz natürlich, dass hier auch Kinder leben, die z.B. zwei Mamas haben. Sie mögen sie und erleben es als etwas ganz selbstverständliches. Wir kennen uns, sprechen gern miteinander, laden uns zum Essen ein. Die Kinder spielen miteinander; Leben eben. Eine andere Frau im Freundeskreis möchte mit "er" und nicht mit dem weiblichen Vornamen angesprochen werden, dem kommen wir natürlich nach, das darf jeder selbst entscheiden.
* (genauso Menschen mit Behinderungen und chronischen Krankheiten sowie mit den verschiedensten Muttersprachen - alles ganz selbstverständlich)