Also nochmal:
Was spricht dagegen, ein Medikament bei einer Apotheke eines Landes zu bestellen, in dem all diese wichtigen Zulassungsstudien gemacht wurden, die hier in Europa aus ökonomischen/profiorientierten Gründen nicht mehr gemacht werden?
Na klar ist dann der Markt dann nicht kontrolliert. Das ist doch aber kein Argument gegen den Stoff selbst (da verweise ich nochmal gern auf Pubmed), sondern gegen die marktwirtschaftlich organisierte Pharma- und Nahrungsmittelergänzungsindustrie hier.
Versteht überhaupt jemand, was ich meine?
Ich habe die ganze Zeit das Gefühl, dass dem nicht so ist.
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Liebe Viva, Heike hat schon öfter mal lang und breit darüber berichtet, was gegen das Bestellen von Medikamenten im Internet spricht, Stichwort gefälschte Präparate, und noch vieles mehr. Das ist ihr Fachbereich, ich möchte mich da ungern einmischen und kann da auch nicht so viel darüber.
Was genau gegen Melatonin als Inhaltsstoff spricht: ein paar Nebenwirkungen treten realtiv häufig auf (1:10), ansonsten ist der Stoff relativ sicher (Quelle: hier)
Wann/wie/warum/wer Melatonin zugelassen worden ist, kann man sich relativ einfach ergooglen und findet das dann bei der Webseite der EMA: hier;
Wenn man den Artikel liest, den ich weiter oben verlinkt habe, (man muss noch nicht mal alles lesen, es reicht vielleicht schon den Abstract und die Konklusionen zu überfliegen), findet man auch heraus, was gegen den Gebrauch von Melatonin bei der breiten Bevölkerung spricht, nämlich nicht nicht belegte Wirksamkeit über Zeit. Wie schon oben geschrieben: warum soll man was nehmen, was nicht wirkt?
Aus beruflicher Erfahrung kann ich diese Problemstellung der Nicht-Wirksamkeit über Zeit bestätigen. Neben psychogenen Tics und eventuelle Abgrenzung zu PANDAS (das ist irgendwie gerade in im letzten halben- einem Jahr) ist das gerade eine meiner Hauptbeschäftigungen, mir anzuhören, das nach anfänglichen guten Resultaten beim Einschlafen, das Präparat auf einmal nicht mehr wirkt.
Da ich nicht abends bei den Kindern und Erwachsenen am Bett sitzte, weiss ich natürlich nicht genau, was da los ist, aber ich habe die Vermutung, dass es eventuell a) mit einem anfänglichen Plazeboeffekt zusammenhängt oder b) eventuell damit, dass zeitgleich mit dem Beginn des Melatonins mehr darauf geachtet wird, schlafhygienische Massnahmen zu ergreifen und sich diese mit der Zeit ausschleichen, eventuell auch eine Kombi aus a) und b). ... was dafür sprechen würde, dass die schlafhygienischen Massnahmen einen grösseren Effekt haben als Melatonin. Und dass deswegen die AWMF Recht haben, wenn sie das so aufschreiben. Die AWMF ist im Prinzip ein Review mit Konklusionen, basierend auf einer Literatursuche, die die Arbeitsgruppe vorher gemacht hat (welche Kriterien dazu verwendet worden sind ist meistens irgendwo beschrieben), also scheinen die Quellen das auch überwiegend beobachtet zu haben. Und genau deswegen sind diese schlafhygienischen Massnahmen auch die Therapie der 1. Wahl. Nur eben schwierig über Zeit beizubehalten, weil sie Arbeit bedeutet und ein Weiterverfolgen. Und nein, das, was ich aufgeschrieben habe, ist kein Patientenbashing, es ist nur eine Beobachtung, die ich im übrigen auch gut und gerne bei mir selber und bei meinen Kindern beobachten kann, und auch sehen kann, wieviel Arbeit das Beibehalten dieser Routinen bedeutet. Und dass es sich ungerecht anfühlt, dass das bei andern überhaupt nicht notwendig zu sein scheint.
Ich hoffe, das war jetzt Begründung genug? Es hat mich ca. 40 Minuten gekostet, deswegen sehe ich manchmal gerne davon ab, so umfangreiche Begründungen abzugeben, zumal auch vieles, was ich hier aufgeschrieben habe, ganz einfach selbst gegooglet werden kann, ich habe also das Rad nicht neu erfunden.