in NOrwegen ist das so, dass der Arzt ein "online-Rezept" erstellt; dieses Rezept liegt in einem intranet, auf das alle Apotheken im Lande Zugriff haben. Als Patient geht man dann in die nächstbeliebige Apotheke, sagt seine Sozialversichungsnummer und legt seine ID vor und die Apothekerin händigt einem das Medikament aus. Das gilt auch so für BTM. Wenn jemand anderes das Medikament holen möchte und der Patient volljährig ist, dass muss eine Vollmacht ausgefüllt werden und die ID des Patienten und des Abholers vorgelegt werden
Wow, das wäre eine Entlastung! Kann die Apotheke auch einsehen, welche weiteren Medikamente ein Patient nimmt und evtl. zu möglichen Wechselwirkungen beraten?
Ja, das kann sie; die Apotheke sieht alles, was der Patient an verschriebenen Medikamenten einnimmt und wieviele Medikamente denn wo (bei anderen Medikamenten) bereits abgeholt worden sind.
Und da kommen dann die Nachteile mit einem solchen System zum Vorschein: man wird zum gläsernen Patienten, nicht nur den Ärzten gegenüber, sondern auch noch den Apothekern! Ob man das immer will? Und man taucht in jeder Statistik (anonym auf), weil durch dieses System jedes Medikament einer Diagnose (die ja auch auf dem Rezept draufsteht) zugeordnet werden kann. Datenschutztechnisch gesehen jedenfalls eine sehr dubiöse Sache. Dieses System gibt es in allen skandinavischen Ländern, die deswegen auf der Welte bekannt sind für ihre Registerstudien. In diesen Registern wird halt alles abgespeichert, so was gibt es in den anderen Ländern nicht und wird mit erstauntem Blick kommentiert, dass die Einwohner der skandinavischen Länder das mit sich so machen lassen. Ich persönlich sehe ganz klar die Nachteile daran.
Die Apotheken nehmen ihre Beratungsfunktion auch sehr ernst. In den Apotheken muss man immer ewig warten bis man dran kommt. Alle Medikamentenausgaben werden von einem approbierten Apotheker kontrolliert, bevor die Medikamente ausgegeben werden. Es wird jedes Mal gefragt, ob man das Medikament schon vorher hatte (was mich immer wieder verwundert, da die Medikamentengeschichte auch einsehbar ist und es gesehen werden kann, wie lange man das Medikament nimmt), es wird jedes Mal kontrolliert, ob die aufgeschriebene Einnahmeweise mit der der Packungsbeilage übereinstimmt...wasmanchmal auch nervig ist, wenn man zB. ein AB für eine Borreliose-Behandlung einnehmen muss, dann muss man ganz anders dosieren und geben, wird auch so im Packzettel angegeben, aber von den Apotherkern oft nicht bedacht, dass es keine "Standardinfektion" ist Das führt dann zu Rückrufen bei den Ärzten, ob die Beschreibung denn so stimmt. Das ist einerseits gut als Kontrolle bei Fehlern, auf der anderen Seite oft auch nervig und auch die Apotheker machen manchmal Quatsch. Egal wie, bei Besuchen in der Apotheke muss man immer nen Zettel ziehen, ca. 10-20 Minuten warten und dann nochmal 10 Minuten am Counter stehen, bis die alles fertig gemacht und kontrolliert haben... da überlegt man sich ganz oft, ob man das Medikament denn jetzt wirklich braucht oder ob man lieber noch ein bisschen wartet.
Und manchmal will man einfach nur ein over-the-counter-Schmerzmittel kaufen ohne sich dann noch ein Gespräch über eventuelle Wirkungen, Dosierungen usw. anzuhören. Und nicht zu 10 verschiedenen Apotheken gehen müssen, nur weil man mehrere Schmerzmittel in verschiedenen Dosierungen braucht (weil man mehrere Kinder in verschiedenen Körpergewichten hat) und man die nicht ausgehändigt bekommt, weil man nur 2 Packungen pro Tag von ein und derselben Apotheke ausgehändigt bekommt (um dem Suizid durch Schmerzmittel ein wenig vorzubeugen).
Zu den Wechselwirkungen: die können aber müssen nicht auftreten und manchmal gibt es keine andere Wahl als auszuprobieren, ob die eventuell auftreten oder nicht, weil keine andere Therapiemöglichkeiten zur Hand sind. Das gleiche gilt für Nebenwirkungen. Der menschliche Körper ist halt keine Maschine, sehr individuell und man kann nicht voraussehen, was eventuell passiert oder nicht. Das nennt sich dann Risiko-Nutzen-Abwägung.