Ich bin aufgewachsen im Glauben, wir wären "arm". Ich mache meinen Eltern keinen Vorwurf, als Kriegskinder hatten sie ein sehr seltsames Verhältnis zu Besitz. Tatsächlich, das hab ich erst gerafft, als ich Bafög beantragen wollte, mein Vater rumdruckste, dass er sein Gehalt nicht angeben wolle, und ich erstmals als Erwachsene darüber klar nachgedacht habe, war die Finanzlage immer locker Mittelstand. Nun war mein Umfeld auch nicht so dicke, insofern hab ich nicht so gelitten unter den abgetragenen Klamotten meiner Cousinen und dem Urlaub an der Nordseeküste im 3-Bett-Zimmer einer Pension und dem Abschminken aller Sonderwünsche.
Heute gehöre ich mit einem anständigen Beamtengehalt (so viel immerhin, dass ich bei der letzten Gehaltserhöhhungsrunde in NRW nichts abgekriegt habe ;)) zu den Besserverdienenden (das relativiert sich schnell, wenn man das Minigehalt meines Mannes sieht und die Tatsache, dass wir ja zu 4 sind), aber ich hab nach wie vor Schwierigkeiten, mit dem Geld "angemessen" hinzukommen: Ich bin einerseits abgesichert bis an die Hutkrempe und andererseits nie flüssig. Und Geld ist für mich, wie ich finde, viel zu sehr Thema.
Den gelassenen Umgang mit Geld zu lernen, ist also für mich noch immer eine schwierige Aufgabe.
Wenn ich jeden Monat 1000 Flocken mehr hätte, wäre das nicht anders. Hätte ich viel mehr, hätte ich wohl neue Probleme. Hätte ich viel weniger, ginge es mir schlechter als jetzt.
Ich denke, da können wir schon Herrn Maslow mit seiner Bedürfnispyramidezitieren; dabei muss man bedenken, dass die unteren beiden Stufen, die sich am meisten über das Vorhandensein von materiellen Mitteln definieren, im sozialen Kontext relativ sind. Wenn meine Freunde alle mehr Kohle haben als ich, bin ich eher unglücklich, als wenn ich genausoviel habe wie sie oder sogar mehr, unabhängig vom absoluten Wert. Hat also auch was von "über den Tellerrand gucken".
Und, mein ganz subjektiver Eindruck: am meisten jammern die über's Geld, die offensichtlich mehr als genug davon haben. Womit sich der Kreis schließt: Glück unabhängig vom Geld zu empfinden hat auch was damit zu tun, wie gut man es schafft, Geld nicht so ein großes Thema sein zu lassen. Und dafür muss eine hinreichende Menge schon da sein.