aber allein an meiner bekenntnisschule kenne ich zwei biologiekollegen, die das fach mit herzblut unterrichten - obwwohl sie nicht an "die evolutionslehre" glauben.
Wie kann man denn an die Evolutionstheorien (nicht) glauben?
Dass verschiedene Theorien vertreten werden und welche Forschungsergebnisse dem zugrunde liegen, ist doch eine reine Wissensfrage, da gibt's nichts zu glauben. Die Interpretationen dieser Ergebnisse kann man dann nachvollziehen und mit ihnen übereinstimmen oder nicht.
vielleicht liegt es an der ecke, in der ich wohne, vielleicht ist alles nur zufall.
Das kann tatsächlich eine Rolle spielen. Nach dem, was ich so mitbekommen habe, ist Hamburg jetzt nicht die religiöseste aller Ecken Deutschlands. Eine gute Freundin ist von dort; sie fühlte sich da schon immer recht exotisch als brave Katholikin, die sich in der Gemeinde engagierte, nur im Rock zur Kirche ging etc. pp.
Dann kam sie nach Münster. Dort gibt es eine viel stärkere Glaubensszene, sowohl die beiden großen Kirchen als auch diverse Gruppierungen sind da sehr aktiv. Entsprechend gibt es auch eine höhere Dichte an Menschen, die von ihrem Glauben sehr überzeugt sind und z.B. nicht-mainstream-konforme Überzeugungen etwa zu Ehe, Familie, wasweißich vertreten.
Die Deutung, dass "die Evolutionstheorie" mal so eben weggelassen werden kann, zeigt mir vor allem, dass dieser Mechanismus offenbar immer noch zuwenig vermittelt wird.
Kannst du das näher ausführen, wie du das meinst?
Hier wird ja grad v.a. über die Ergebnisse des Verzichtens auf bestimmte Lerninhalte diskutiert. Ich finde aber eher die Motivation der Homeschooler entscheidend. Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob ich meinem Kind einfach die für es angemessene Förderung nur zuhause verschaffen kann (weil wegen Schulangst, unvereinbarem Lernstil, was auch immer) - da liegt der Fokus eben auf den (best möglichsten) Bildungserwerb für das Kind.
Oder ob ich meine Kinder bewusst von Umgang mit Gleichaltrigen und bestimmtem Lernstoff ausschließen möchte, weil ich befürchte, es könnte vom Glauben abfallen - da liegt der Fokus eben auf bewusstem Vorenthalten von Bildungsinhalten und einer gewissen sozialen Teilhabe - und daran kann ich nichts Gutes erkennen.
carlotta: ich kann deine Argumentation übrigens nachvollziehen. Aber meine Wertung wäre, dass das Recht auf Ignoranz, das Recht, sich mit etwas *nicht* auseinandersetzen zu müssen, hinter dem Interesse der Allgemeinheit an einer möglichst gut (aus)gebildeten Bevölkerung zurückzustehen hat. Ich würde das umgekehrt auch vertreten, wenn es um die Auseinandersetzung mit verschiedenen Glaubenssystemen geht.
Glauben und Wissen sind einfach zwei verschiedene Dinge. In der Schule geht es um Wissensvermittlung. Wenn eine Lehrerin den "Glauben" an eine Evolutionstheorie vermitteln wollte, würde ich ihr auch aufs Dach steigen. Wissen ist dagegen kritikfähig und ständigem Wandel unterworfen. Eine religiöse Schülerin, die mit evolutionären Erklärungsmodellen Schwierigkeiten hat, hat ja die Möglichkeit, sich kritisch mit diesen auseinanderzusetzen.