Ich habe mit meiner Tochter, damals 3. Klasse, ein Schuljahr bei Paris verbracht. Es gab dort eine internationale Schule, für Französisch hatte sie extra Förderunterricht, den sie sehr mochte und nach 6 Monaten hat sie tatsächlich angefangen, sich selbstständig zu unterhalten. Sie hatte an dieser Schule auch eine Stunde am Tag Deutsch- und Sachkundeunterricht zusammen mit den anderen deutschsprachigen Kindern der Schule, bei einem deutschen Grundschullehrer.
Der Unterricht war frontaler und mit mehr Leistungskontrollen als wir es aus D gewohnt waren, aber wir kamen damit gut zurecht und hatten auch Glück und eine sehr nette Lehrerin.
Es gab auf dem Schulhof aber auch Lehrerinnen, die die Klasse jeden Morgen mit Trillerpfeife zur Aufstellung gepfiffen haben, das fand ich etwas merkwürdig.
Für mich waren die französischen Eltern und die Schule anders und manchmal gewöhnungsbedürftig, aber nicht schlimm, aber ich erfülle auch bestimmt höchstens unteren Raben-Standard in vielen Dingen und komme auch mit Menschen gut zurecht, die mir sehr unterschiedlich sind. Insofern kann ich da eher nicht so viel dazu sagen. Angst haben musst Du, finde ich, jedenfalls nicht.
Dinge die ich an der Schule mochte (meine Tochter nicht unbedingt):
-der Schulhof und das Schulgebäude ist elternfreie Zone, man gibt die Kinder morgens am Tor ab, das dann tagsüber verschlossen ist.
-das Mittagessen besteht immer aus 3 Gängen (Rohkost, Hauptgericht aus Fleisch, Gemüse, KH-Beilage und Dessert oder Käse)
-es wird zwar viel benotet, aber nicht bewertet; meine Tochter wurde eigentlich in mancher Hinsicht besser gefordert als in der JÜL-Klasse in Deutschland, und bekam auch bei schlechten Leistungen freundliche, aufmunternde Worte
-von der Gemeinde wurde nicht nur die Nachmittagsbetreuung sondern auch verschieden Sportarten als Hobbies angeboten, die Kinder wurden aus der Schule abgeholt und wieder hingebracht
-als Mutter mit 50-60 Stunden Woche und hauptsächlicher Allein-Verantwortung für meine Tochter war ich dort kein Alien, sondern eine Selbstverständlichkeit, es gab viel Unterstützung und nicht nur den Anspruch sondern auch eine Tarifreduktion bei der Nachmittagsbetreuung; da ich pendeln musste, haben gleich einige Mütter angeboten, dass sie mein Kind mitnehmen können, wenn mein Zug ausfällt oder zu spät ist
Dinge die ich nicht mochte:
-Schulhof war nur eine geteerte Fläche, auf der die Kinder bei Wind und Wetter die ganzen Pausen draußen verbrachten - bei Ganztagsschule ist das viel Zeit; gespielt wurde Gummitwist und ähnliches
-es gab keinen Schulbus, ich musste jeden Morgen Auto fahren
-Pausenbrote und auch die Zeit, solche zu Essen waren eher unüblich, wir haben meiner Tochter dann Snacks für die Manteltasche zurechtgeschnippelt
Insgesamt haben wir gerne dort gewohnt, die Gegend war toll, Land, Leute, Essen, Kultur habe uns gut gefallen und wir haben die Zeit genossen.
Ach so, mein Französisch war ca. B1, würde ich sagen, und die Leute waren immer freundlich, ich habe einfach in vielen Situationen jede mir gegebene Antwort so oft in meinen eigenen (schlechten) Worten wiederholt, bis ich mir sicher war, dass ich es richtig verstanden habe. Uhrzeiten und Termine habe ich immer aufgeschrieben und dem Gegenüber nochmal gezeigt, um sicher zu gehen.
Bei der Anmeldung für die Schule hat mir die Direktorin selbst geholfen.