Beiträge von Manna

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    Ich habe jetzt nicht alles durchgelesen, ich muss nur unbedingt loswerden, dass ich es zum Brüllen komisch finde, wenn jemand 21 Monate stillen, davon das letzte halbe Jahr nur noch zum Einschlafen, für "lange" hält.


    Sorry, unsachliches SLP, ich weiß.


    Ja, in der Tat unsachlich. Ich kenne weit aus mehr Menschen, für die gerade mal 6 Monate Stillen völlig ausreichend halten und alles darüber hinaus wird eher mit gemischten Gefühlen betrachtet. Und ich war und bin sogar einigermaßen stolz darauf, dass ich fast die von der WHO empfohlenen 2 Jahre gestillt habe. Ich habe nur deshalb etwas früher abgestillt, weil mir das Dauernuckeln meiner Tochter unheimlich an die Substanz ging. Die hat längst nicht mehr aus Durst getrunken, sondern nur noch "geschnullert", und zwar ausschließlich im Liegen, egal wie unbequem das für mich war (da sie zu diesem Zeitpunkt bereits im eigenen Gitterbettchen schlief, war das für mich oft mit diversen Verrenkungen verbunden). Als ich nach insgesamt gut 21 Monaten auch noch krank wurde und mit Fieber und Gliederschmerzen an ihrem Bettchen kniete, war für mich der Zeitpunkt gekommen, sich endgültig vom Stillen zu verabschieden.


    Nach wie vor gilt für mich: Alles was über die ersten 12 Monate hinaus geht, fällt in die Kategorie "Langzeitstillen". Und ich finde es gibt nichts, was man daran "zum Brüllen komisch" finden müsste. Ich freue mich schon über jede Mutter, die wenigstens länger als 6 Monate "durchgehalten" hat. Und ich kenne in meinem gesamten Freundes- und Verwandtenkreis gerade mal eine einzige Mutter, die mich "getoppt" hat und immerhin 22 Monate lang gestillt hat.

    Gestern hat neben mir eine Frau in der S-Bahn ihr Baby gestillt. Ich hab mich gefreut und habe auch keine peinlich berührten Gesichter in der voll besetzten S-Bahn gesehen. Ich seh dort öfter stillende Frauen. Was soll Frau auch tun, wenn sie wo hin will und Baby hat gerade Hunger, aussteigen, sich ein ruhiges Fleckchen auf dem Bahnsteig suchen und auf die nächste Bahn warten? #weissnicht


    Nein, natürlich nicht! Logischerweise kann man sich in einer U- oder S-Bahn nicht einfach in ein "Stillzimmer" zurück ziehen. Da hilft dann höchstens die Jacke oder Decke, mit der man sich und sein Baby etwas bedeckt (sofern das dazugehörige Kind dabei mitspielt). Ich sage ja nicht, dass es in jeder Situation möglich und nötig ist. Aber ich beobachte eben, dass selbst da, wo ein Nebenraum, ein Stillzimmer oder eine andere Rückzugsmöglichkeit vorhanden ist, einige Mütter einfach so gar keinen Bock haben, davon Gebrauch zu machen.


    Ich habe meine Tochter etwa bei Spaziergängen schon auch mal auf einer öffentlichen Parkbank gestillt. Oder im Schwimmbad auf dem Handtuch liegend (zumal in öffentlichen Badeanstalten die Toiletten meist wirklich eine Zumutung sind). Aber wo immer sich mir eine andere Gelegenheit geboten hat, habe ich mich zurück gezogen. Selbst wenn ich meine Familie (etwa meine Eltern) zu Besuch hatte, bin ich zum Stillen meist hoch ins Schlafzimmer gegangen, statt bei Ihnen auf dem Sofa sitzen zu bleiben. Das gab es zwar auch, aber eher nur ganz am Anfang bzw. in Ausnahmefällen.


    Wenn es nicht geht, sich zurück zu ziehen, dann geht es eben nicht. Aber "nicht möglich" und "nicht wollen" sind zwei Paar Stiefel ...

    Ich bin jetzt einfach mal neugierig:


    Kannst Du mir eine Situation nennen, in des es Deiner Meinung nach angebracht wäre auf dem WC zu stillen?
    In 6 Jahren Stillzeit habe ich das nämlich noch nie das Gefühl gehabt, daß das angebracht wäre.


    In meinem Stamm- und Lieblingslokal habe ich mich z.B. grundsätzlich zum Stillen auf die Toilette verzogen. Zum einen weil ich wusste, dass die Klos dort einwandfrei und sauber sind, zum anderen, weil es mir persönlich nie in den Sinn gekommen wäre, mein Kind in einem gut besuchten Restaurant unter den Augen fremder Gäste öffentlich zu stillen. Das haben schon alleine meine persönlichen Schamgefühle nicht zugelassen.


    Wenn ich je mal keine andere Chance hatte, als im Beisein fremder Menschen zu stillen, dann bin ich dabei meist puterrot angelaufen und habe so gut es ging versucht, mein Kind und meinen Busen zu verdecken, weil mir das so unangenehm war. Dagegen habe ich es ehrlich gesagt genossen, wenn ich mich auf eine Toilette zurückziehen konnte und dort meine Ruhe hatte und unbeobachtet war. JEDER Raum war mir recht, Hauptsache ich hatte kein Publikum.


    Siehst du, von meinem eigenen Standpunkt aus betrachtet fällt es mir halt schwer zu verstehen, warum manche Menschen dieses eigentlich gesunde Schamempfinden offenbar nicht mehr haben. Oder wie es möglich ist, zwischen Stillen und "normalem" Entblößen zu unterscheiden. Wenn einer Frau etwa unbemerkt der BH verrutscht und versehentlich der Busen durch den T-Shirt Ausschnitt zu sehen ist, dann ist ihr das meist unheimlich peinlich. Das wäre zumindest eine menschliche, normale und gesunde Reaktion. Wenn die gleiche Frau aber ihr Kind in der Öffentlichkeit stillt und dabei in Kauf nimmt, dass andere ihr dabei zusehen oder auch mal ihr Busen zu erkennen ist, dann sind diese Schamgefühle plötzlich überhaupt nicht mehr vorhanden. Wie geht das? Wieso ist mir das eine peinlich und das andere nicht? Wieso ist Stillen natürlich, ein nackter Busen aber etwas, das man (zumindest in unseren Breitengraden) bedeckt hält? Wieso macht ihr da einen Unterschied?


    Für mich ist das eben kein Unterschied. Mein Busen gehört nicht in die Öffentlichkeit. Punkt! (Zumindest solange mich keiner dafür bezahlt ... #pfeif )

    Ganz so zurückhaltend empfinde ich dich nicht, wenn ich dir mal Feedback geben darf.


    Vollkommen richtig. Hier im Forum will ich auch gar nicht zurückhaltend sein mit meiner Meinung. Ich sprach davon, dass ich in der Öffentlichkeit zurückhaltend bin (und das bezieht sich nicht nur auf das Stillen) mit Rücksicht auf meine Mitmenschen, aber zugegeben auch mit Rücksicht auf meine eigene Privatsphäre.


    Dein Satz, dass du nicht verstündest, wenn andere sich zu fein seien um auf der Toilette zu stillen, enthielt für mich einen Angriff.


    Korrekt. Das habe ich so formuliert, weil mir manche Argumente gegen diskretes Stillen ehrlich gesagt ziemlich fadenscheinig vorkommen. Es MUSS ja nicht die Toilette sein, wenn es andere Möglichkeiten gibt. Oder wenn die Toilette tatsächlich in einem unappetitlichen Zustand ist. Aber es gibt hier doch einige Verfechterinnen, die sich tatsächlich und egal unter welchen Umständen zu "fein" sind, um auch mal auf einer Toilette zu stillen. (Oder überhaupt nicht einsehen, sich zum Stillen zurück zu ziehen.) Das hinterlässt bei mir, die sich durchaus des öfteren mal auf's "Stille Örtchen" zurückgezogen hat, den Eindruck, als wäre ich vulgär und hätte keinen Stolz oder ein unterentwickeltes Ästhetikempfinden. Und was muss ich für ein Mutterbild abgeben, wenn ich es meinem Baby ungefragt zumute, seine Mahlzeiten auf einem Klo einnehmen zu müssen. Das ist in gewisser Weise auch ein Angriff, oder?


    Vielleicht einigen wir uns einfach darauf, dass wir hier schlicht über zwei verschiedene Sichtweisen diskutieren, und ob oder von welchen Aussagen sich jemand persönlich angegriffen fühlt, muss jeder für sich selbst entscheiden.


    Dein Hinweis, dass DU halt nicht durch die Wand gingest mit dem Kopf und DIR die Gefühle anderer nicht egal seien, ebenso (er beinhaltet: die, die nicht auf dem Klo sondern so wirklich öffentlich stillen, nehmen keine Rücksicht auf die Gefühle anderer).


    Ehrlich gesagt: Ja, so sehe ich das, oder empfinde es. Ich bin nicht päpstlicher als der Papst und fordere hier auch kein striktes Stillverbot in der Öffentlichkeit. Gott bewahre! Mir geht es eher um die grundsätzliche Einstellung wie wir über die Grenzen und Gefühle unserer Mitmenschen denken und reden. Wenn ich hier also als Argument anbringe, dass es eben durchaus einige Mitmenschen gibt, die sich durch den Anblick einer stillenden Mutter oder eines entblösten Busens peinlich berührt fühlen, denen diese Situation je nach Umständen vielleicht sogar unangenehm ist, dann erhalte ich erschreckend oft den für mein Empfinden egoistischen und aggressiven Hinweis: "Mir doch egal, ich darf das!". Oder "Sollen die halt weggucken". Sprich: ich erwarte von anderen, dass sie auf MICH Rücksicht nehmen, sehe aber nicht im Mindestens ein, dass ICH auf irgendwen Rücksicht nehmen sollte. Im Gegenteil, ich unterstelle durch meine Haltung anderen Menschen, dass sie kein Recht haben, sich pikiert oder peinlich berührt zu fühlen.


    Ein bisschen riecht das für mich, als gälten für Mütter andere Regeln als für den Rest der Menschheit. Und dagegen wehre ich mich.


    Und wirklich ärgern tut mich dein Abschnitt über Respekt und Empathie.
    Mein Kind hat Respekt verdient.
    Es muss nicht auf dem Klo essen.


    Siehe oben: Mir erscheint dieses Argument eben ein bisschen fadenscheinig und abgegriffen. Es klingt zwar gut, aber bei genauerer Betrachtung hat es eigentlich keinen Bestand. Dein Kind isst nicht auf dem Klo, es isst an deiner Brust. Deinem Kind ist es im Prinzip völlig egal, wo du dich gerade befindest, Hauptsache es ist bei Mama. Denn da wo Mama ist, ist eh immer der schönste Ort der Welt. Ich HABE meine Tochter auf dem Klo gestillt. Aber nie und nimmer würde ich mir unterstellen lassen, ich würde meinem Kind keinen Respekt entgegen bringen. Über eine solche Aussage ärgere ICH mich!


    Und es schwingt mit, dass die Kinder von oeffentlichstillenden keine Empathie mit auf den Weg gegeben bekommen, und kein Gefühl für Rücksicht.
    Das macht mich wütend, ich empfinde das als selbstgerecht.


    Noch mal: Siehe oben! Es geht um unsere grundsätzliche Einstellung, wie wir über die Gefühle und Grenzen anderer Menschen denken, ob wir unsere eigenen Bedürfnisse über die Bedürfnisse unserer Mitmenschen überordnen und wie wir uns im Alltag im Umgang mit unseren Mitmenschen verhalten. Also ob und in welcher Form wir Rücksicht nehmen, wie diskret oder im umgekehrten Fall wie selbstbewusst (egoistisch?) wir uns verhalten, welchen Standpunkt wir vertreten, etc. Unser grundsätzliche innere Einstellung und Haltung zu einem Thema oder zu unseren Mitmenschen geben wir unbewusst und indirekt auch an unsere Kinder weiter. Ja. Da braucht man sich auch nicht angegriffen fühlen. Eigentlich zeichnen sich doch gerade die Raben durch die Fähigkeit zur Selbstreflexion aus, oder? Also stellt sich die Frage: Was will ich meinem Kind mitgeben? Selbstbewusstsein? Sich für die eigenen Rechte und Überzeugungen einzusetzen? Zur Not auch mal in Kauf nehmen, dass man als "unbequem" empfunden wird? Oder will ich meinem Kind vermitteln, sensibel auf Signale von außen zu reagieren, ein hohes Maß an Empathie zu entwickeln, also nicht einfach nur den eigenen Standpunkt zu sehen, sondern eben auch die Empfindungen anderer zu berücksichtigen. Verständnis dafür zu entwickeln, dass andere Menschen eben anders ticken als wir und andere Sichtweisen haben - z.B. auf das Stillen. Wie viel "dickes Fell" ist mir wichtig versus Rücksichtnahme und Empathie.


    Ich habe eben - nicht nur in Bezug auf das Stillen - schon seit langem den Eindruck, dass wir uns zu einer "Ellebogengesellschaft" entwickeln, in der jeder mit gefletschten Zähnen für seine eigenen Rechte kämpft. Platz für Rücksichtnahme ist da wenig, denn das wäre gleichbedeutend mit "sich selbst zurück nehmen", und das will ja keiner mehr. Erst recht nicht, wenn es um die eigenen Kinder geht, die stehen schließlich an aller erster Stelle. Womit wir wieder beim Anfang wären: Lieber nehme ich in Kauf, dass sich jemand gestört oder peinlich berührt fühlt, soll der doch weggucken wenn es ihm nicht passt, als dass ich meinem Kind zumute, auf einer Toilette stillen zu müssen.


    Ja, da STECKT eine ganz klar Haltung gegenüber anderen Menschen drin. Und ja, diese Haltung vermittle ich auch meinem Kind. Und genau darauf habe ich hingewiesen. Ich glaube, da hat sich nämlich keiner der Öffentlichkeits-Stiller bisher Gedanken drüber gemacht, was für eine Grund-Haltung eigentlich hinter dieser Meinung steckt. Rücksichtnahme ist nämlich out. Wir sind nur noch ganz selten wirklich bereit, unsere eigenen Wünsche, Bedürfnisse und Interessen zurück zu stellen aus Rücksicht auf unsere Mitmenschen.


    Mir persönlich gefällt diese Entwicklung nicht besonders. Und deshalb kreide ich das auch immer wieder mal an - so wie jetzt eben hier in diesem Thread. Nicht weil ich jemanden persönlich angreifen will - ich kenne eh keinen von euch persönlich und es liegt mir fern, vom Stillverhalten auf die Persönlichkeit eines Menschen zu schließen. Aber ich gebe zu, ich würde mich freuen, wenn der eine oder andere vielleicht tatsächlich mal über seine grundsätzliche Haltung nachdenken würde. Selbst reflektieren: Bin ich wirklich so rücksichtsvoll, wie ich von mir denke?

    Bitte, ich ticke da eben etwas anders. Ich hatte auch mit öffentlichen Toiletten im Normalfall kein Problem, im Gegenteil, ich habe es sehr genossen, wenn ich irgendwo die Türe zumachen konnte und meine Ruhe hatte. Auf der Toilette war es erfahrungsgemäß meist wesentlich ruhiger als im Restaurant / Supermarkt / etc. selbst. Ich war unbeobachtet und alleine mit meiner Tochter und wir haben den Moment ganz für uns genießen können, ohne dass ich umständlich mit Jacke, Tuch oder sonstigem rumhantieren musste, um mich zu bedecken, und ohne dass meine Tochter ständig abgelenkt wurde. Alleine diese Ruhe und Ungestörtheit war es mir wert, mich ggf. auch mal auf die Toilette zurück zu ziehen, wenn keine andere geeignete Alternative zur Verfügung stand. Selbstverständlich habe ich mir die "Örtlichkeiten" vorher angesehen. Wenn es dort nicht sauber war oder gestunken hat, dann habe auch ich nicht auf der Toilette gestillt. Ok, dafür ist mir meine Nase dann auch zu schade. Aber die meisten Toiletten waren absolut in Ordnung, und meiner Tochter ist es ohnehin schnurz piep egal, wo sie gestillt wird, die hat das gar nicht wahrgenommen. Sie war bei Mama und damit am schönsten Ort der Welt. So kann man es nämlich auch sehen, wenn man will ...


    Und was das alte "Totschlagargument" betrifft, ein Busen sei kein Sexobjekt sondern eine Nahrungsquelle für Babys: Ganz ehrlich, dass ich vorübergehend in der Lage war, mit meinem Körper ein Kind zu ernähren, ist ein toller Nebeneffekt der Natur und ich war und bin auch durchaus dankbar dafür. Aber meine Sexualität möchte ich darüber hinaus bitte trotzdem nicht aus den Augen verlieren. Mein Busen ist sichtbares Zeichen meiner Weiblichkeit und ganz eindeutig eine erogene Zone. Mein Mann und ich hatten schon Spaß damit lange bevor meine Tochter überhaupt gezeugt war, und wir werden, nachdem sie mittlerweile längst wieder abgestillt ist, hoffentlich auch noch sehr lange weiterhin Spaß damit haben. Die Stillbeziehung zu meiner Tochter dauerte 21 Monate, wobei ich zumindest die letzten 8 bis 9 Monate als "Add On" und nicht mehr unbedingt als ernährungstechniche Notwendigkeit ansehen würde. Die sexuelle Beziehung zu meinem Mann (und zu meinem eigenen Körper) dauert hingegen bedeutend länger! Mein Busen IST in erster Linie eine erotische Zone und erst in zweiter Linie vorübergehend ein Instrument zur Ernährung meiner Nachkommen. Ich bin Mutter, ja, aber ich bin bitteschön auch immer noch Frau. Und genauso wenig wie ich VOR der Geburt meiner Tochter auf die Idee gekommen wäre, mich irgendwo öffentlich zu entblößen, genauso wenig tue ich das während der Stillzeit.


    Ich habe meine Tochter übrigens auch nie unnötig schreien oder warten lassen. Die Zeit, in der sich das Hungerbedürfnis nicht aufschieben ließ, war aber durchaus überschaubar und meist auch einigermaßen kalkulierbar. Ich habe bei Erledigungen oder Ausflügen automatisch schon im Vorfeld abgecheckt, wo sich die nächste Stillgelegenheit bzw. Rückzugsmöglichkeit befindet. Es kommt ja auch immer drauf an, WIE öffentlich man ist. Wenn mir bei Spaziergängen mal ein einzelner Spaziergänger beim Stillen begegnet ist, war das auch nicht weiter wild. Aber im Restaurant oder Supermarkt hatte ich für meinen Geschmack eindeutig zu viel Publikum. Und von einem Kleinkind (nicht Säugling) kann man m. E. durchaus auch schon mal ein paar Minuten Geduld erwarten. Je älter sie wurde, desto weniger ging es um Hunger (dafür wurden dann durchaus genauso gerne schon Bananen, Brezeln o.a. genommen), sondern um Kuscheln, Trost und Einschlafhilfe. Und zum Einschlafen war es ohnehin um ein Vielfaches förderlicher, wenn wir uns dazu an einen ruhigen, ungestörten Ort zurück gezogen haben.


    Naja egal, ich war halt noch nie der Typ, der "mit dem Kopf durch die Wand" wollte oder dem es völlig egal wäre, was andere Menschen denken oder fühlen. Wenn dem so wäre, dann müsste ich umgekehrt ja auch in Kauf nehmen, dass es anderen egal ist, was ICH denke oder fühle. Mein Idealbild von einer lebenswerten Welt und einem respektvollen Miteinander sieht da aber ein bisschen anders aus. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter: Ich behaupte, dass die frühkindliche Prägung und die Vorbild-Rolle der Eltern schon beim Stillen beginnt, und dass ich meine eigene Überzeugung und mein eigenes Maß an Rücksichtnahme durch mein Verhalten im Alltag unbewusst auch an mein Kind weitergebe. Empathie, Toleranz, Rücksicht und Respekt sind Werte, die mir bei der Erziehung meiner Tochter besonders am Herzen liegen. Ist unter diesen Gesichtspunkten mein rücksichtsvolles Stillverhalten nicht sogar eher förderlich? Ich glaube schon ...

    Auch wenn das jetzt vielleicht "unrabig" klingt, aber ich war noch nie ein großer Fan vom öffentlichen Stillen. Vom Stillen als solches schon, auch vom Langzeitstillen. Aber für mich war und ist das immer ein sehr intimer, persönlicher Moment. Ich mochte es nie, dass mir jemand beim Stillen zusieht, und ich mag auch anderen ehrlich gesagt nicht so gerne dabei zusehen. Deshalb habe ich mich von Anfang an zum Stillen zurück gezogen, wenn es ging. Egal ob Stillzimmer / Wickelzimmer, Toilette oder Auto - ich konnte nie verstehen, warum sich andere Mütter für solche Orte scheinbar zu fein sind. Und ich habe auch nie groß an die Glocke gehängt, ob oder wie lange ich stille. Das ging nur mich und meine Tochter was an!


    Insgesamt waren es dann 21 Monate, das letzte halbe Jahr eigentlich nur noch zum Einschlafen, also zuhause. Davor: siehe oben.

    Ich habe 21 Monate lang gestillt. Ich bin Stück für Stück zur Langzeitstillerin geworden. Noch während der Schwangerschaft war ich der Überzeugung, dass 6 Monate vollkommen ausreichend sind. Ich habe eigentlich erst durch meine Tochter begriffen, wie wichtig und wertvoll das Stillen ist. Mit 6 Monaten lief es gerade so toll, dass es mir völlig unsinnig vorgekommen wäre, ausgerechnet jetzt auf Flasche umzustellen und mir damit eigentlich nur zusätzlichen Stress zu machen. In mir wuchs der Wunsch, das erste Lebensjahr voll zu machen und dann wenn möglich abzustillen. Aber meine Tochter war ein ausgemachter Still-Liebhaber. An fester Nahrung hatte sie relativ wenig Interesse. Noch an ihrem ersten Geburtstag hat sie sich den Hauptteil ihres Energiebedarfs über die Brust geholt (bevorzugt nachts ...). Gemäß den Empfehlungen der WHO dehnte ich mein "Maximum" also weiter aus und dachte, ok, bis 2 Jahre geht auch noch, aber dann ist Schluß!


    Allerdings ging mir das lange Stillen zunehmend an die Substanz. Mit 1,5 Jahren habe ich sie endlich nachts abgestillt - gegen ihren Willen, aber meinem eigenen Schlafbedürfnis zuliebe. Was dann noch blieb, war das abendliche Einschlafstillen. Nach insgesamt etwas mehr als 21 Monaten war dann meine Grenze erreicht - ich habe meine Tochter komplett abgestillt. Zugegeben mit leicht schlechtem Gewissen, weil sie ja keinerlei Ersatz hatte, keine Flasche, keinen Schnuller, keinen Daumen. Sie hatte immer nur meine Brust zum Nuckeln und Beruhigen genommen. Immerhin war sie ernährungstechnisch in diesem Alter nicht mehr auf die Brust angewiesen. Abends bzw. nachts gab es ab sofort nur noch Wasser aus einem Becher. Und tagsüber hat sie endlich auch ganz normal mitgegessen.


    Ich hatte mir immer gewünscht, dass meine Tochter sich selbst abstillt bzw. wir den Stillausstieg ohne Tränen schaffen. Aber ich glaube, wenn ich sie nicht gebremst hätte, würde sie heute noch stillen (jetzt 4,5). Das mag für einzelne Mütter ok sein, für mich aber nicht. Ich war schon nach 1,5 Jahren am Ende. Und ich glaube, wenn es je ein zweites Kind bei uns geben würde, würde ich sogar noch früher abstillen.


    Fazit: Stillen ist eine Beziehung zwischen zwei Personen, und die haben beide gleichermaßen Mitspracherecht!

    Ok, wie erkläre ich, worauf ich hinaus will ... Tochter ist jetzt 4 Jahre alt und ich mache mir immer wieder Gedanken, was ich bereits von ihr verlangen kann oder vielleicht sogar schon erwarten SOLLTE.


    Ich habe da u.a. auch Jesper Juul im Hinterkopf, der mal so was in der Art gesagt hat, dass man sich nicht zum "Diener" seiner Kinder machen sollte. Ich glaube nämlich, das passiert sehr leicht, dass man aus Gewohnheit oder Inkonsequenz seinen Kindern zu viel abnimmt und zu wenig Eigenständigkeit verlangt. Juul fordert ja immer wieder, dass man Verantwortung an seine Kinder abgibt. Nur: Wann sollte man damit anfangen und in welchem Maß? Bei uns ist es ja schon ein täglicher Kampf, wenn sie sich selber An- bzw. Umziehen soll. Mithilfe im Haushalt ist eher spielerisch und noch nicht regelmäßig. Geht das überhaupt schon mit einer 4-jährigen? Etwa Tisch decken / abräumen? Klar habe ich auch oft Angst, sie könne was fallen lassen und mache es dann lieber selber.


    Also, bevor ich hier lange im Kreis rumdiskutiere: Was machen eure Kids schon selber, wo müssen sie mithelfen, welche Aufgaben haben sie in der Familie, was ist eurer Meinung nach auch für Kindergartenkinder schon gut möglich und sollte auch ohne Hilfe der Eltern klappen? Habt ihr sogar "Familienregeln" aufgestellt, wer wann für welche Aufgabe zuständig ist?


    Sorry, ich muss los, später mehr ...

    Puh, ... Ich habe gerade mit einem guten Freund telefoniert. Wir kennen uns schon seit einigen Jahren, seine Frau und ich waren gemeinsam schwanger, unsere Töchter sind mit nur 10 Wochen Unterschied zur Welt gekommen. In der Babyzeit haben wir uns regelmäßig mit den Zwergen getroffen, später waren beide Mädchen bei der selben Tagesmutter. Seit der Kindergarten begonnen hat (wir wohnen in zwei Nachbarorten), ist der Kontakt nicht mehr ganz so regelmäßig, aber immer noch freundschaftlich.


    Die Tochter meiner Freunde war von Anfang an ein eher sensibles Kind, die sich gut in etwas "reinsteigern" konnte. Ich habe das ja einige male selbst miterlebt, egal aus welchem Grund sie weinte, ob als Baby oder als Kleinkind, sie fing immer an, ziemlich laut und schrill zu kreischen, fast "hysterisch" würde ich sagen. Irgendwie viel es mir schwer zu unterscheiden, wann es wirklich "ernst" ist und wann doch mehr Trotz. Ok, aus Kindersicht ist es immer ernst. Auch die Eltern wussten nie so recht, wie sie sich verhalten sollen. Mal sind sie auf ihre Tochter eingegangen, haben sie getröstet, mal haben sie selbst eher bockig reagiert und von ihrer Tochter verlangt, sich zusammen zu reißen. Auch haben sie Möglichkeiten gesucht, wie sie ihrer Tochter den Umgang mit ihrer Wut beibringen können, etwa mit Kissen verhauen oder mit der symbolischen "Wutkuh", die verscheucht wurde. Aber das Mädchen ist wie es ist, und so wurde die Situation nur phasenweise besser.


    Seit der kleine Bruder auf der Welt ist, gibt es zusätzlichen Zündstoff in der Familie. "Grenzen austesten" nennen ihre Eltern das. Mal wird der Bruder gehauen, mal nach den Eltern getreten, mal fliegt der Teller beim Essen vom Tisch oder sie macht (mittlerweile 4) beim abendlichen Einschlafen Theater oder fängt mitten in der Nacht so laut an zu brüllen, dass der kleine Bruder, der im selben Zimmer schläft, davon wach wird. Nur weil sie nicht bekommen hat, was sie wollte.


    Ich erzähle das u.a. auch deshalb, weil ich auch die Eltern verstehe. Wie gesagt, ich habe es ja schon selbst einige male miterlebt. Die Kleine kann sich da so reinsteigern und so hysterisch werden, die weint nicht einfach nur, die kreischt richtig und auch laut, und ist argumentativ oft überhaupt nicht mehr zugänglich. Und das geht einem tierisch auf die Nerven. Selbst abwarten, bis sie sich selbst beruhigt hat, hilft oft nicht, weil sie in ihrer Wut nach immer neuen Methoden sucht, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, etwa in dem sie um sich haut oder Dinge kaputt macht.


    Ich kann aber auch nicht sagen, wo dieses Verhalten herkommt. Ich kenne sie wie gesagt seit ihrer Geburt, sie wurde viel getragen, relativ lange gestillt, hat von Anfang an viel Zuwendung bekommen und gerade im ersten Lebensjahr auch viel Verständnis. Aber je älter sie wird, desto dünner werden die Nerven der Eltern. Das führt dazu, dass die Kleine mitunter auch schon den einen oder anderen Klaps bekommen hat, etwa auf die nackten Füße, wenn sie trotz mehrfacher Ermahnung nach den Eltern getreten hat. Aber leider auch schon mal auf den nackten Po. "Nicht doll, und auch nur ein Klaps, aber halt schon so, dass sie es merkt", war der O-Ton ihres Vaters. Also kein "Mir ist mal die Hand ausgerutscht und es tut mir leid" von überforderten Eltern, sondern vorsätzliche Schläge als Erziehungsmaßnahme. Ersteres könnte ich, wenn es eine Ausnahme bleibt und im Gespräch mit dem Kind auch wieder geklärt wird, irgendwie noch entschuldigen. Aber vorsätzliche Klapse oder Schläge als Erziehungsmaßnahme, nein, das kann ich nicht gutheißen.


    Nur: ich traue mich leider nicht, das meinen Freunden gegenüber so deutlich zu sagen. Zumal ich auch keine "bessere" Lösung anzubieten habe. Es erscheint mir irgendwie anmaßend, ihre Kompetenz als Eltern in Frage zu stellen, zumal ich ja nicht in der gleichen Situation bin.


    Ich habe auch selbst eine 4-jährige Tochter und auch wenn ich diese als sehr umgänglich bezeichnen würde, habe ich natürlich auch mit ihr schon die eine oder andere Situation erlebt, in der sie sich weder beruhigen noch ansprechen ließ und mir ihre geballte Wut entgegen schleuderte. In dem Moment wusste ich dann auch oft nicht, wie ich mich jetzt verhalten soll. Nachgeben wäre falsch, Trösten funktioniert nicht, Anbrüllen provoziert nur noch mehr, ... Und ja, den Impuls ihr eine zu Kleben oder sie zumindest mal kräftig durchzuschütteln, damit sie wieder zu Sinnen kommt, den habe ich auch schon mal verspürt. Aber ich will meiner Tochter beibringen, dass man Konflikte nicht mit Gewalt lösen kann. Und dazu muss ich in aller erster Linie selbst Vorbild sein. Zumal ich in meiner eigenen Kindheit zu genüge schlechte Erfahrungen mit diesem Thema gemacht habe ...


    Wie dem auch sei: Ich fühle mich als "Berater" nicht ausreichend qualifiziert. Aber einfach drüber hinweg gehen, dass meine Freunde ihre Tochter schlagen, finde ich auch falsch. Wie würdet ihr euch verhalten?