*reinhüpf*
Öööm - also nöö - Hilfe brauch ich wirklich nich um meine Meinung zu vertreten (auch wenn ich mich im Team natürlich wesentlich wohler fühle).
Yep, ich bin da inhaltlich und argumentativ ganz bei Dir, Frankmann.
Hab gestern noch intensiv drüber nachgedacht und möchte hier jetzt klar Stellung beziehen.
Hass hält man nicht im Zaum bzw. hält man nicht auf, indem man die Motive der anderen ignoriert.
Funktionierende Gesellschaften zeigen immer das gleiche Muster: Es gbt sehr wenige vernachlässigte Minderheiten.
Je mehr vernachlässigte Minderheiten es gibt, desto mehr soziale Unruhen gibt es (siehe USA).
Nur zum besseren Verständnis: Ich entschuldige NICHTS, was der rechte Mob tut.
Ich bin aber überzeugt davon, dass der rechte Mob für sein Handeln Gründe hat. Gründe, die nichts rechtfertigen, aber vieles erklären. Und seien die Erklärungen auch noch so weit weg von dem eigentlichen Thema (Unzufriedenheit der eigenen Lebenssituation wird auf die Ausländer geschoben).
Man kann den Mob ignorieren oder mit den gleichen Hasstiraden beschimpfen. Rechte, die Ausländer als "Pack" beschmipfen, rufen nun Politiker und andere auf den Plan, die Rechte als "Pack" beschimpfen. Aha. Gleiches mit Gleichem vergelten.
Und was kommt dabei raus? Nur noch mehr Hass, Unverständnis, Konfrontation, Unwillen, die Meinung des anderen so stehen zu lassen, INTOLERANZ.
ODER man kann versuchen, wie einige SPON-Reporter das bereits taten, die Hetzer FRAGEN, WARUM sie hetzen und WAS genau ihr Problem ist und ihre Sorgen und Nöte und Bedenken ANHÖREN. Das heißt nicht, das man sie gelten lässt. Aber es heißt, dass man sich mit den Menschen beschätigt, die sich so abscheulich verhalten, dass man einen Grund für ihr Handeln finden möchte. Dass man sich mit ihnen auseinandersetzt.
Dann stellt man nämlich fest, dass sie selbst immer diejenigen sind, die am Ende der Nahrungkette stehen oder sich selbst so sehen, dass es ihnen gesellschaftlich nicht gut geht und dass sie deswegen anderen nichts gönnen, selbst wenn die noch dringender Hilfe bräuchten.
Und dann gibt es leider noch ein paar sehr "kluge, gebildete Rechte", die sich die Gedanken, Ängste und Nöte des Mob, der "besorgten Bürger" zu nutze machen und dadurch Mitläufer für ihre Hetze gewinnen.
Da geht es nicht mehr darum, dass Ausländer einfach eine andere Religion oder eine andere Kultur haben. Dahinter steht die ANGST, dass die Ausländer dafür sorgen könnten (durch ihr bloße Präsenz), dass man selbst, der ja eh schon wenig Anteil an Lebenqualität besitzt noch weitere Einbußen hinnehmen muss, noch mehr abgeben muss, noch weniger bekommt, noch weniger eine Chance auf einen Job hat (weil die Ausländer dann in Korrenz zu ihm treten).
Wer das erkennt und als EINZIGER, diese Nöte thematisiert, die Menschen dort abholt, wo sie gerade stehen, dem ist der Zulauf dieser Menschen sicher.
Warum ? - Weil niemand sonst sich ihrer annimmt, niemand sonst ihre Nöte ernst nimmt.
Das zumindest hab ich damals im Geschichtsunterricht gelernt, als es darum ging, wie einst die NSDAP so groß werden konnte. Damals wahren es die "wohlhabenden Juden", die "den besorgten Bürger" neidisch machten.
Das Wirkungsprinzip ist doch immer das gleiche, ob nun Jugendgang, Sekte oder rechter Mob. Was ist ihnen allen gemein ? - Dass ausgegrenzte Menschen sich dort gut aufgeboben fühlen, sich endlich einmal angenommen fühle, sich endlich einmal wahrgenommen fühlen. Und da es sonst keiner tut, läuft man dann demjenigen zu, der sich dafür zur Verfügung stellt. Und dann plappert man auch dessen kruden Ideologien nach. Das menschliche Bedürfnis nach Anerkennung ist so groß, das man sich dem anscgließt, der es zu stllen vermag, ganz gleich, was er postuliert.
Unterschicht" ist ein Iiih-Wort, den Spruch "Spiel nicht mit den Schmuddelkindern" gibt es nicht erst seit heute. Es gibt in unserem Land ausgerenzte Menschen, die einfach Sozialverlierer sind.
Warum sitzen die Rechten denn meist in Ecken, denen es sozial und wirtschftlich nicht gut geht (egal, ob tiefstes Sachen oder Dortmund-Marxloh) ?
Wie ich schon in einem früheren Post schrieb: Deutschland ist nicht in der Lage, die eigenen Landsleute so zu integrieren, dass alle eine gewisse Lebenszufriedenheit erreichen können. "
Denn: wer zufrieden ist, ist toleranter und nicht neidisch oder missgünstig.
Wer allerdings ständig Angst hat, (noch mehr) an Lebensqualität einzubüßen, der wehrt sich gegen alle Faktoren, die das veschlimmern könnten. Und die, die sich wehren sind dann "dummer Rechte, die nicht differenzieren können zwischen ihren eigenen Problemen und den Ausländern" und auch "gutsituierte, besorge Mitbürger, die ein Lebenlang für ihr Häuschen im Grünen geackert haben und nun neidisch sind, weil "Ausländern scheinbar der Ar*** gepudert wird"".
Es sind nicht die Ausländer (oder vor 80 Jahren die Juden), die dieses Gefühl hervorrufen.
Es ist das Gefühl des Benachteiligseins, der Ungerechtigkeit und der Vorurteile durch Unwissen. Ob das Gefühl auch den Tatsache entpricht, spielt dabei nicht so Rolle.
Nichts davon baut man ab, in dem man die Menschen, die so denken und fühlen als "Pack" beschimpft. Es ist ein wichtiges und inhaltliches Positionen, ja. Aber es hilft nichts, baut keine negativen Gefühle der Hetzer ab. Im Gegenteil.
Nein, ich habe dafür keine konkreten Studienergebnisse oder Quellen und ja, es ist mein Bauchgefühl, was natürlich gar nichts beweist. Aber mein Bauchgefühl speist sich aus der politischen Entwicklung der letzten Jahrzehnte: die Reichen werden immer reicher und die Gruppe der Armen wird größer und größer. Die Mittelschicht und deren Einfluss verringert sich enorm.
Überall findet sich diese Entwiclung im Land wieder: dass Bildung immer noch so sehr vom sozialen Hintergrund abhängt, dass Manager (inkl. Energiewirtschaft), nur seltenst Verantwortung für ihr Handeln übernehmen müssen, wenn sie mal Mllionenprojekte in den Sand setzen, dass aber das Risikio und der finenazielle Verlust vom Volk getragen wird, etc. Dass Politker zu weit weg vom Leben der Bürger sind und nur ihren eigenen Vorteil im Auge haben, indem sie nach ihrer aktiven Politikerzeit in die Wirtschaft wechseln können - wer da an Lobbyismus in der Politik denkt, hat vermutlich nicht Unrecht, etc.
Es gibt so viel Sittenverfall im Land, gegen den die Politik mit Gesetzen angehen müsste. Tut sie aber nicht. Merkel & Co. sitzen das einfach aus und ignorieren den Arbeitsauftrag des Volkes, das sie gewählt hat. Unsere Volksvertreter sollen uns, das Volk vertreten und nicht uns übervorteilen, während sie die eigenen Interessen wahren und für ihre Fehler nicht gerade stehen müssen. Und genau dieses politische Verhalten wirkt sich dann zeitverzögert auf die Haltung der eigenen Bevölkerung aus.
Wieso sollte sich ein Volk sozial zeigen, wenn die Politik es nicht vorlebt und fördert?
Das schafft Egoismus, fehlende Empathie und das ständge Gefühl des "mir geht es so schlecht und niemanden interessiert's. Warum soll ich mich dann für das Leid der anderen interessieren ?!".
Soweit ist es jetzt.
Wir ernten jetzt, was an Egoismus in den letzten Jahrzehnten gesät wurde und gut gewachsen ist.
Für mich sind all diese Zusammenhänge glasklar zu sehen und es hilft nicht, wenn man diese gesamtgesellschaftliche Komplexität mit simplifizierenden Schlagworten und Phrasen negiert.
LG,
Anne