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Zitat
Heute ist equal pay day. Da gab es ein Interview im Deutschlandfunk mit der Gründen Politikerin Ekin Deligöz und einem Mann (vergessen, was der genau war, irgendwer aus der Wirtschaft). Das hat mich geärgert. Ich hatte den Eindruck, die wollen Frau Deligöz einreden, dass der Equal Pay Day im Grund überflüssig ist, denn es gibt ja gar keine ungleiche Bezahlung bzw. ihr unterstellen, sie wolle nun alles mögliche reglementieren. Die beiden Herren haben gar nichts verstanden.
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Den Beitrag habe ich heute vormittag auch gehört und war fassungslos über die männliche Sicht, dass Frauen, weil sie sich um Teilzeitjobs in chronisch schlechtbezahlten Berufen reißen, selbst schuld sind an ihrer schlechteren Bezahlung. Dabei wurde schon in der Anmoderation gesagt, dass die ungleiche Bezahlung auch in Ingenieurberufen üblich ist.
Und wenn wir schon mal damit anfangen: Warum geben sich denn Frauen mit kleinerer Bezahlung zufrieden? Warum fordern sie nicht mehr? Weil die Natur das so eingerichtet hat bei ihnen? Oder weil sie als kleine Mädchen schon anhand von Kinderbüchern und-Filmen beigebracht kriegen, dass die Welt nunmal von Männern gemacht wird und sie Glück haben, wenn sie dabei mal zuschauen dürfen? Aktuelles im Kika: große Trauer, weil Wicki doch kein Mädchen ist. Davor: Yakari auch ein Junge, und sein Pferd Kleiner Donner auch. Davor: der kleine Prinz. Freche, neugierige Problemlöser-Jungs in Kinderbüchern: Haufenweise. Findus ist ein Kater. In allen Büchern von Astrid Lindgren wollen die Mädels Mama oder evtl. noch Kinderkrankenschwester werden, die Jungs Ingenieur. Und kommt mir nicht mit Pippi! Die ist zwar eine Macherin, aber ja eher eine Märchengestalt als ein Mädchen. Und schon Annika ist noch fader als ihr Bruder. Mädchen in Kinderbüchern: Conny-Kotz. Hilfsbereite Feen. Tollpatschige Prinzessinnen. Kinderbanden in Pixi-Bücher: Ein Quotenmädel ist immer dabei, aber zu sagen, zu entdecken, zu gewinnen hat es: Nichts. Ist meistens für Angst und Vorsicht zuständig.
Da lobe ich mir Bibi Blocksberg. Ganz groß bei uns seit neuestem: Anna, Bella und Caramella, die Mädchen-Version der Mosaik-Comics. Genau so wünsche ich mir den Umgang mit Mädelsthemen. Oft greife ich auch auf meine DDR-Kinderbücher zurück, da sind Mädels auch öfter die Akteurinnen. Und ich freue mich über Entdeckungen von Euch, bei denen die Mädels nicht nur mitmachen dürfen.
Mein kleiner Junge, gutmütig und verfressen, wurde von seiner neuen Erzieherin beim Kennenlern-Treffen übrigens als einer bezeichnet, der es doch sicher faustdick hinter den Ohren hat. Ohne dass er sich dafür von meinem Schoß erheben musste. Um seine Prägung in die "richtige" Jungsrichtung mache ich mir also weniger Sorgen.