für mich ist meine Arbeit Erholung, Alltagsflucht, und Oase. Heute sogar noch mehr als früher zu Dissertationszeiten.
Das ist bei mir durchaus auch so, zumal ich eine überaus selbstbestimmte Arbeit in ruhiger Umgebung bei maximaler Unabhängigkeit und mit respektvollem Umgang, hoher Anerkennung und positivem Feedback bei guter Bezahlung habe; also quasi das absolute Gegenteil vom Muttersein und Kinderalltag bei uns... 
Meine Arbeitszeit ist absolut die erholsamste und schönste Zeit des Tages und bringt mir sehr viel Freude und Bestätigung; jegliches Zusammensein mit meinen derzeit sehr fordernden und dauerstreitenden Kindern ist um ein vielfaches anstrengender und mühsamer, häufig langweilig und frustrierend; tolle und unvergesseliche Momente mit den Kindern gibt es auch, aber es sind eben kurze Momente.
Aber ich liebe diese Kinder unermesslich und fühle mich ihnen im Zweifel dann doch eher verpflichtet als meinem Arbeitgeber, weil sie auf mich angewiesen und von mir abhängig sind.
Ich verstehe schon, dass manche das hier nicht so gerne lesen, wenn Mütter selbst sagen, sie seien, seit sie Kinder haben, weniger leistungsfähig im Beruf, da ja insoweit Vorurteile bei Arbeitgebern bestehen, die für Frauen schlecht sind; aber wenn es doch bei einigen/vielen so ist, dann muss man das doch auch sagen können?
Das kann und will ich natürlich nicht für alle Mütter verallgemeinern. Allein die Tatsache, dass man ein Kind geboren hat, hat natürlich keinen besonderen Einfluss auf die berufliche Leistungsfähigkeit.
Bei mir ist es jedenfalls auch so, dass ich vor der Geburt der Kinder deutlich engagierter war und bessere Leistungen im Beruf erbracht habe und die Veränderung allein mit den Kindern zu tun hat.
Ich habe vorher sehr viele unbezahlte und unerfasste Überstunden gemacht (das wurde auch so erwartet), überdurchschnittlich gute Leistungen erbracht und nur sehr wenige Fehler gemacht; das hat sich geändert.
Ob das jetzt an meiner Prioritätenverschiebung, dem ungünstigen gesellschaftlichen Umfeld oder dem Verhalten/dem fehlenden Engagement meines Mannes liegt - ist doch letztlich für die Einschätzung der Qualität meiner Arbeit, meinen Arbeitgeber und auch die Menschen, die von den Auswirkungen meiner Arbeit betroffen sind, nicht von Bedeutung.
Manches will ich nicht ändern (Prioritätenverschiebung), manches kann ich nicht einfach so ändern (gesellschaftliches Umfeld) und manche Änderung wird keine positiven Auswirkungen auf meine Arbeit haben (wenn ich mich von Vater der Kinder trenne, weil er sich eben nicht gleichermaßen an der Kinderbetreuung beteiligt und jemals beteiligen wird, habe ich letztlich noch weniger Zeit und Energie für meinen Beruf; vermutlich werde ich es aber trotzdem tun müssen).
Da es um Literatur ging: ich habe kürzlich das Buch Selbstverständlich gleichberechtigt von Lore Maria Peschel-Gutzeit gelesen und fand es sehr interessant; allerdings weiß ich auch, dass ich die Leistungen und Opfer dieser Frau niemals hätte erbringen können und vermutlich auch nicht erbringen wollen.
LG Nele