Ehrlich? Das ist der zentrale Teil des Deutschunterrichtes. Ohne Rechtschreibung funktioniert es nicht.
Und nicht nur des Deutschunterrichtes...
Auch in anderen Fächern werden doch in der weiterführenden Schule Arbeiten abgewertet, wenn die Rechtschreibung zu fehlerhaft ist.
Und den weiterführenden Schulen ist auch egal, ob das System evt. erst nach der 6. oder 7. Klasse funktionieren kann, die erwarten korrekte Rechtschreibung ab der 5. Klasse.
Das ist alles so absurd.
Bei einem Elternabend zu Beginn der 3. Klasse der Grundschule forderten einige Eltern von der Lehrerin massiv (in einer Form, die ich eher unangenehm fand), dass mehr Diktate geschrieben werden müssten.
Aber die Antwort der Lehrerin war verblüffend: es sei ihnen aufgrund der Vorgaben des Kultusministeriums neuestens gar nicht mehr erlaubt, Diktate zu schreiben!
Es dürften nur noch Kombi-Tests geschrieben werden, in denen die Rechtschreibung höchstens ein Drittel der Note ausmachen würde. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt...
Die Lehrerin war bereit, zusätzlich zwei Übungsdiktate zu schreiben, aber natürlich ohne Benotung!
Bei meiner Tochter in der 5. Klasse wird es auch gar nicht besser mit der Rechtschreibung, trotz aller Beteuerungen der Grundschullehrerin, das komme schon noch von alleine...
Kürzliche hat sie in einem Aufsatz (Hausaufgabe) ganz viele Wörter falsch geschrieben, die schon in der Aufgabenstellung im Deutschbuch vorkamen. D.h., sie hatte die Wörter richtig als Vorlage vor Augen und hat sie trotzdem falsch geschrieben. Sie fragt sich beim Schreiben eines Aufsatzes halt gar nicht, wie man ein Wort richtig schreibt. Kommt ja auf den Inhalt an, ist ja kein Diktat, dann ist es doch egal...!
Und bei ihr hilft es leider auch gar nicht, dass sie eine absolute Leseratte ist, das färbt auf ihre Rechtschreibung kein bisschen ab.
Früher gab es bei uns bis zur 7. Klasse noch eine extra Note, also eine Note für Deutsch, eine Note für Rechtschreibung.
Und ich finde, dass man mit dieser Vernachlässigung der Rechtschreibung genau das tut, was dem deutschen Schulwesen immer vorgeworden wurde, nämlich die Kluft zwischen Kindern aus bildungsnäheren und bildungsferneren Elternhäusern zu vertiefen.
Ganz viele Eltern, mit denen ich spreche, bringen ihren Kindern die Rechtschreibung jetzt in Eigenregie bei, beim ersten Kind warten sie vielleicht noch bis zur 4. Klasse, beim zweiten greifen sie konsequent ab der 1. Klasse ein und korrigieren und üben und versuchen nachmittags, Defizite auszubügeln. Dem "System" zu vertrauen, dass es einfach funktioniert, ist keine gute Idee, wie ich selbst feststellen musste.
Und wenn Eltern (aus irgendwelchen Gründen) das nicht können, dann haben ihre Kinder doch anscheinend keine Chance, das in der Schule richtig zu lernen.
Und natürlich achte ich als Arbeitgeber bei Bewerbungen auf die Rechtschreibung, wenn ich die Wahl habe...