Ich verstehe den Zusammenhang zwischen Arbeitswelt und Schule nicht.
Aber Schule ist für mich etwas ganz anderes. Dort sind die Kinder ganztägig Belastungen ausgesetzt, die gibt es so in der Arbeitswelt gar nicht (außer vielleicht für einen Teil der Lehrkräfte) - die Kinder haben sich das nicht ausgesucht. Und ja, da gestehe ich meinem Kind zu, zu sagen: Nein den Schultag schaffe ich nicht ganz, mir platzt bald der Kopf, aber zur Musikstunde kann ich noch gehen, das ist so schön entspannend.
Dieser Aspekt kommt mir in der Diskussion z.T. etwas zu kurz.
Schule ist nicht bezahlt, es ging ihr keine Berufswahl voraus, kein Kind hat mehrere Jahre ausprobieren können, ob die Belastungen (Menschenkontakt, Lärm, sitzende Tätigkeit, Aufmerksamkeitsspanne, Zuhören u.ä.) auch passend sind, und es hat nicht die Möglichkeit, sich einen anderen Job zu suchen.
Es gibt keine Möglichkeit, sich zurückzuziehen und sich eine für den Tag passendere Tätigkeit aus den möglichen Aufgaben rauszusuchen oder Kollegen zu bitten, belastende Anteile zu übernehmen.
Mein Sohn hat zur Zeit an manchen Tagen in der Woche 9 Schulstunden ( 11. Klasse, G8-Gymnasium). Und er kann nicht sagen, ach, jetzt schalt ich mal einen Gang runter, heute schaffe ich nicht so viel, dafür gebe ich dann morgen mehr Gas. Denn den Anspruch an dem Tag entscheiden andere Personen für ihn, es gibt Prüfungen und unangekündigte Tests, dazu den täglichen menschlichen Schulwahnsinn, der unheimlich viel Flexibilität verlangt.
Und klar: Jeder Mensch ist anders, jeder Körper ist anders. Schmerzempfinden ist unterschiedlich, und ich z.B. habe Kinder, die nie, nie, nie Fieber haben. Würde ich deren Kranksein an der Körpertemperatur festmachen (wie mein Mann es aus seiner Kindheit kennt), wären sie nie krank.
Da muss ich immer eine Abwägung treffen und gut zuhören, wenn die Kinder von ihrem Befinden berichten. Ich kann ja nicht in sie reingucken.
Bei meiner Tochter ist tatsächlich die Reaktion auf die Aussage: Dann kannst du nachher aber auch nicht zum XY, wenn du jetzt zu Hause bleibst, ein Indikator für ihr Befinden .
Meinen Sohn flehe ich inzwischen oft an, auch mal zu Hause zu bleiben. Er hasst es so sehr, Schulstoff nachholen zu müssen, dass er oft lieber halb tot in der Schule rumhängt.
Den Fall, dass Infekte mäandern, sich über den Tag verbessern und verschlechtern und manchmal nach Tagen erst richtig reinknallen oder sich als wiederkehrendes Unwohlsein über eine ganze Woche ziehen, haben wir hier oft. Auch im Umfeld.
Da kann es genauso sein, dass morgens die Schule ausfällt, aber nachmittags ein Stündchen Ballett geht, wie umgekehrt.
Letzteres übrigens deutlich öfter (Begründung siehe oben: Belastung der Schule führt dazu, dass Freitzeitaktivitäten zu viel werden - die in unserem Fall übrigens nicht nur Vergnügen sind, sondern durchaus Teil der (Aus-)Bildung meiner Kinder. Wären alle Nachmittagsaktivitäten Freizeitvergnügen hätten wir keine Musiker:innen, Sportler:innen, Gruppenleiter:innen tbc).
Gruß,
F