Ich kann das mit den "jungen Männern" ein Stück weit nachvollziehen. Nein, nicht weil es mir auch so geht.
Es ist doch bekannt, das die meisten Voruteile dort vertreten sind, wo eigentlich gar keine Migranten (oder nur so aussehende Deutsche) leben.
Nun wird plötzlich eine Flüchtlingsunterkunft vor die Nase gesetzt und die Menschen sehen das dort ausschließlich junge Männer "einziehen" - schwubs bekommen sie Kopfkino, gefüttert von Medien und Hörensagen und es kommen Aussagen wie "Kann mich ja nur noch mit Pfefferspray vor die Tür trauen.
Da kann man dann mit nem "hallo, schon mal im Kindergarten ungeguckt, da sind ausschließlich Ludwigs und Friedas vertreten, also bitte..." kommen - und gar nix erreichen.
Man kann ihnen aber auch zeigen, das ihr Kopfkino nicht der Realität entspricht. Das es in einer Gruppe von 70 Menschen selbstverständlich Arschlöcher drunter gibt, ganz einfach weil Arschlöcher weltweit geboren werden. In jedem Land und geschlechtsunabhängig. Aber ganz genauso bekomme ich von diesen Menschen, wie von allen anderen auch, in den meisten Fällen ein Lächeln zurück. Wie es in den Wald hineinschallt
In der Realität wohnen Menschen wie ich neben einer Flüchtlingsunterkunft und können nicht mit Kindern spielen und Zuckertüten an sie verteilen, weil es weder Kinder noch Frauen gibt. Und trotzdem kann ich mich rund um die Uhr unbewaffnet und Angstfrei vor die Tür trauen, weil mir jedes mal nur freundlich grüßende Männer begegnen.
Warum es nur junge Männer sind kann man dann mit Fakten erklären, siehe dem Link.
...und dann kann die ängstliche Pfeffersprayfrau im Stillen drüber nachdenken - wobei ich aber gerade das wichtig finde. Das im stillen sich selber eingestehen müßen und dürfen. Keine Forderung einer sofortigen Kniefallentschuldigung für das was man von sich gegeben hat. Sondern ein wenn du ehrlich bist und wirklich drüber nachdenkst, müßtest du eigentlich auch sehen was ich sehe.
Und wenn ein Mensch das komplett abblockt oder gar noch mehr müll und braune Argumente von sich gibt, dann kann man ihn (oder sie) immer noch in die Ecke stellen in die er gehört.
...mich erziehen diese Flüchtlinge sogar ein Stück weit. Ich bin es nicht gewohnt von fremden gegrüßt zu werden und reagiere da eher irritiert drauf, nach dem Motto "Hä, kenn ich den? War ich gar nicht gemeint *umguck*" - hier bin ich neu, natürlich kennen die mich nicht und wenn ich mit dem Fahrrad an ihnen vorei radel wollen die mich mit absoluter sicherheit auch nicht nur "anbaggern" - also werde ich zu einem Menschen, der einfach auf jeden freundlichen Gruß freundlich zurück grüßt - und inzwischen sogar von sich aus zuerst grüßt
Und sollte mir doch mal ein unnettes Exemplar begegnen, dann reagiere ich wie bei jedem "Deutschen" Arschloch auch.
Oder diese Angst vor einer "parallelgesellschaft"s Geschichte. Ich finde die darf man haben. Aber auch da weiß man ja wie sowas zum großen Teil entsteht: durch Ausgrenzung und erzwungene Ghettobildung. Und das die Menschen davor Angst haben, bedeutet nicht das sie Deutsche Nazihochburgen nicht genauso beängstigend finden. Nur bekommt man davon leider weniger mit. Das reine "Nazidorf" in Sachsen ist einfach nicht so auffällig und präsent, weder im Alltag, noch den Medien. Auch da hilft (hoffe ich zumindest) Aufklärung und vor Augen halten.
Und ja, auch ich finde das man über (evtl) entstehende Probleme reden können sollte, ohne sofort einen Nazimaulkorb verpasst zu bekommen. Denn das Hilft einfach Null. Die braune Suppe ist eh schon viel zu groß, da muß man nicht noch hintreiben was da eigentlich nicht hinwill / gehört.
Wobei vieles von dem was ich schreibe theorie ist. Ich bin schon im Smalltalk schlecht bekomme nicht täglich kontakt zu solchen Menschen. Viellleicht kann man am Ende mit keinem von denen Reden, weil alles unbelehrbares fremdenfeindliches Dreckspack auf der Welt. Vielleicht bin ich am Ende doch zu naiv - aber mir ist das derzeit wesentlich lieber an das Gute zu glauben...
edit: zu Heidenau ... mir macht das Angst. Ich find das schwer zu sehen, weiß aber noch nicht so recht, wie damit umzugehen ist, bzw was tun, außer was man eh schon immer macht.