Ich selbst betrachte das Muttersein nur (noch) als einen Teil meines Lebens, meines Alltags, als einen sehr wichtigen, klar, ich habe drei wunderbare Kinder; aber den größeren Teil des Tages verbringe ich (inzwischen wieder) in meinem Beruf, und das ist toll. Es gab tatsächlich Jahre, in denen ich weniger leistungsfähig war, das lag daran, dass nach der Geburt der Zwillinge ich von meinem Mann kaum Unterstützung hatte und ich irre unter Schlafmangel litt. Keine Ahnung, warum ich das habe mit mir machen lassen? Warum er so wenig präsent war? Ich habe das ein, zwei Jahre wirklich so hingenommen, kaum in Frage gestellt. Müde war ich, weil ich mehr Eltern war als er, nicht, weil ich Mutter war.
Wenn ich meine Mitarbeiterinnen betrachten, haben die meisten keine Kinder. Ich selbst bin weder leistungsfähiger noch leistungsschwächer aufgrund meiner Mutterschaft. Dass ich Mutter bin, ist für meinen Job absolut irrelevant. Muttersein ist auch keine Leistung. Ab und an bekomme ich komische Sprachnachrichten, ab und an muss ich wegen eines Elternabends früher gehen, manchmal brülle ich durchs Büro, wenn der Sohn Zuviel Fortnite spielt. Meine kranke Mutter fordert momentan mehr als meine pubertierenden Kinder.
Mit meinem Mann hatte ich irre Kämpfe, wobei er eigentlich aus der linken Ecke kommt, als junger Soziologe mal voller Ideale war - und dann kam die Karriere. Aber zum Glück kannte ich ihn schon vorher und kann ihn genau da packen. Wir kriegen das jetzt gut hin, geben ein Vermögen für Dienstleistungen aus, er kauft ein, putzt, fährt mit blutenden Kindern in die Notaufnahme. Und abends klopfen wir uns stolz gegenseitig auf die Schulter und pennen dann vor Netflix ein.
Ich würde heute, wenn ich nochmal jung wäre, so viel anders machen!
Edit: mein Mann und ich arbeiten beide Vollzeit. Das geht, das geht auch mit mehr als 2 Kindern. Never ever wollte ich nach den Geburten in der „Teilzeitfalle“ enden. Eingestiegen bin ich wieder mit 50 Prozent, dann 75, nun 100. Wir haben aber zum Glück beide Berufe, in denen wir Termine auch umlegen können, ich kann (wie heute) auch mal Homeoffice machen, meine Anfangszeit am Tag bestimme ich selber. Würden wir in Schichten arbeiten zum Beispiel, wäre es sicher um einiges schwieriger.