Mir hilft, zu wissen, daß und wie wir jeweils sozialisiert sind. Und daß wir beide bereit sind, unsere Konditionierungen wahrzunehmen und, wenn möglich, aufzulösen. Und zu wissen, daß das nicht einfach ist und nicht von heute auf morgen geht, also beide auch nachsichtig mit uns selbst und miteinander zu sein. Und ganz wichtig: im Gespräch miteinander bleiben.
Es gibt ja diesen Ausdruck "als Eltern an einem Strang ziehen" und das wird häufig so verstanden, daß beide Elternteile den Kindern gegenüber eine bestimmte Haltung vertreten und dieselben Regeln durchsetzen. Also zum Beispiel nicht mehr als ein Eis am Tag, kein Haribo nach 17 Uhr, Schlafenszeit um 19 Uhr. Und wenn ein Elternteil eine solche Abmachung nicht einhält, fällt er oder sie damit dem anderen Part in den Rücken.
Bei uns heißt aber "an einem Strang ziehen", daß wir davon ausgehen, wir Eltern sind ein Team, d.h. hier macht niemand irgendwas, um einem anderen zu schaden. Auch nicht aus Rücksichtslosigkeit. Wir wissen sicher voneinander, daß wir uns um Achtsamkeit bemühen und einander nur das Beste wollen. Das als Grundlage. An diesem Strang ziehen wir beide.
Innerhalb dieses Teams sind wir aber unterschiedliche Persönlichkeiten und als Frau / als Mann sozialisiert worden, wir haben andere Stärken und Schwächen und Tagesbefindlichkeiten und erlauben oder verwehren den Kindern verschiedene Dinge.
Die Kinder wissen das und nutzen das. Sie nutzen es nicht aus, aber sie nutzen es für sich. Sie wissen ganz genau, zu wem von uns Erwachsenen sie gehen müssen, wenn sie dies oder jenes tun oder haben wollen. Die allermeisten Regeln sind verhandelbar, je nach Situation.
"Sei konsequent im wohlverstandenen Sinn" wie bei Kloeters.
Und das finden wir gut so. Es ist kein Gegeneinander-Ausspielen, sondern ein Ergänzen. Und so ziehen wir mit verschiedenen Kräften an dem einen Strang, eine glückliche Familie sein zu wollen und uns Gutes zu tun.
Klappt nicht immer natürlich, wir haben auch unsere Baustellen. Aber grundsätzlich fühlen wir uns beide respektiert und geliebt und wissen, daß wir jederzeit miteinander sprechen können, wenn einer von uns beiden mit etwas unzufrieden ist, und daß wir beide dann nach Lösungen suchen.
Wir müssen nicht absolut gleich ticken. Aber wir müssen über diese Unterschiede sprechen können und aufeinander achten.