Ich war richtig gut in der Literaturanalyse, mit dem nachhaltigen Erfolg, dass ich bis heute keinen Spaß an Romanen habe und die im Zweifel aus Infogründen lese.
Das höre und lese ich so oft, auch hier im Forum.
Lustig ist ja, dass man das von anderen Kunstformen so gar nicht denken würde. Man stelle sich vor, ich würde schreiben: Ich habe ja Kunstgeschichte studiert und war immer richtig groß darin, Gemälde zu entschlüsseln. Deshalb kann ich leider in keine Galerie mehr gehen.
Oder: Seit ich mich mit Komposition beschäftigt habe, hasse ich klassische Musik.
Denn nein, es liegt ganz sicher nicht daran, dass man so gut analysieren kann oder den Aufbau von Texten durchschaut oder sich mit Sprache auskennt, dass man keinen Bock auf Romane hat. Eigentlich ist es sogar umgekehrt.
Aber manchen Leuten geben Romane einfach nichts, obwohl sie handwerklich verstanden werden.
So viele Leute gehen nie ins Museum, weil sie ein Picasso nicht glücklich macht. So viele Leute hören niemals Mozart, weil es sie langweilt. Und gehen damit ganz offen um. Aber keine Romane zu mögen, scheint ein Stigma zu sein, dass man relativieren muss.
Übrigens muss ich immer sehr schlucken, wenn jemand schreibt, XY sei schrecklich langweilig, wenn es sich um einen Text handelt, der in der Literaturgeschichte einen bestimmten Platz einnimmt/spätere Entwicklungen beeinflusst hat/Zeitgeist einfängt o.ä.
Das ist dann im Unterricht offenbar ganz schlecht eingeordnet worden.
Gruß,
F