Ich hab jetzt nur das Eingangsposting gelesen: Generell finde ich es nicht schlimm, wenn ein Therapeut zu bestimmten Themen andere Ansichten hat. Das muss mE nicht zwingend zu einer schlechten Therapie geraten, in der Tat kann es ja wirklich entwicklungsfördernd sein andere Sichtweisen zu überdenken. Sei es, dass man seine Meinung redvidiert oder sicherer in seiner Ansicht wird. Oder sich einfach bewusster wird, was es für eine Vielfalt an Perspektiven gibt. Aber der Therapeut muss diese Meinungsverschiedenheit respektvoll rüberbringen können.
Ich persönlich würde mich bei einer Therapeutin, wie du eure schilderst, Nordenmama, schlecht aufgehoben fühlen.
Dein Eingangsbeitrag liest sich für mich, als wollte sie euch gleich ihren Standpunkt überstülpen, ohne euch überhaupt erst einmal in der Therapie ankommen zu lassen, ohne euch kennenzulernen, ohne eine Wertung anzustellen.
Auch sollte sie sich klar darüber sein, dass sie eine Autorität für ratsuchende Familien darstellt und eine Aussagen wie, von einem Familienbett habe sie überhaupt noch nie etwas gehört, beinhaltet, was sie nicht kennt, müsse absonderlich und schlecht sein. Eine solche Absolutheit finde ich ärgerlich, inkompetent und potentiell schädlich für ihre Klienten.
Zumal sie damit unumwunden zugegeben hat, dass sie sich mit der Realität und Verschiedenheit von Familien nicht gut auskennt. Auch die Bemerkungen zur Asexualität und die implizite Aussage, dass ein Paar, das das Familienbett praktiziert sich wohl nichts wert sei, disqualifizieren sie in meinem Augen.
Was waren denn die Punkt, die dir gut an ihr gefallen haben?
Zum Familienbett:
Unsere Tochter schläft seit ihrer Geburt bei uns im Bett. Mein Mann und ich setzten uns immer mal damit auseinander, ob diese Schlafform für uns so noch passt. Bisher ist das so. Ich mag aber keinen Dogmatismus und bin mir im Klaren, dass das nicht für immer so sein wird und es auch nicht muss. Ich habe tatsächlich keine Bedenken, dass sie zu gegebener Zeit ein eigenes Bett akzeptieren wird.
Anfangs habe ich diese Schlafform gewählt, weil ich selber als Kind bis ins hohe Grundschulalter bei meinen Eltern geschlafen habe. Obwohl es kein offizielles Familienbett gab und meine Eltern auch nicht die Typen für "sowas" waren.
Aber es hat sich mir tief eingeprägt, was für eine Sicherheit und Zufriedenheit mir diese große Nähe zu meiner Mutter gegeben hat. Dafür war unser Familienleben oft problematisch, das gemeinsame Schlafen hat diese Probleme dagegen abgemildert und mich gestärkt. Und das war mir früh bewusst. Genauso wie mir klar gewesen ist, dass ich diese lange Zeit des gemeinsamen Schlafens auch deshalb brauchte, weil mir das Bedürfnis nicht gewährt wurde, als es an der Reihe gewesen wäre, nämlich als Säugling und Kleinkind.
Für mich war im Grunde seit damals klar, dass ich meine Kinder auch jederzeit bei mir im Bett schlafen lassen würde. So lange sie es brauchen. Inzwischen sehe ich das nicht mehr so absolut, es gibt Umstände, die ein Familienbett unpassend machen. Die Nähe, das Vertrauen, die Sicherheit können Kinder idR auch durch andere Zuwendungsarten bekommen.
Trotzdem möchte ich das gemeinsame Schlafen nicht missen. Es ist für mich tatsächlich der natürlichste Schlafraum für Säuglinge und Kleinkinder. Und der sicherste. Es gibt schon eine ganz unvergleichliche Nähe und ich genieße es sehr nachts und zum Aufwachen mit meiner Tochter zu kuscheln. Und ich merke auch, wie gut meiner Tochter es tut, zu wissen, dass Mama und Papa UND die Kater im selben Bett schlafen wie sie.
Es hat übrigens auch keinen negativen Effekt auf das Liebesleben von meinem Mann und mir. Wir haben bloß den Ort, an dem wir Sex haben, ins Wohnzimmer verlegt. Aber das tut dem Genuss keinen Abbruch.
Ich arbeite mich gerade durch eine wirklich erschütternde Untersuchung zum Plötzlichen Kindstod. Jedes verstorbene Kind in diesen Fällen (aus der Schweiz der späten 70er und frühen 80er Jahren) hat im eigenen Zimmer geschlafen. Ich weiß nicht, wie alt deine Kinder jetzt sind. Aber mindestens bis zum 1. Geburtstag, ist doch sogar die offizielle Empfehlung, gehört ein Kind ins Elternzimmer. Zur Sicherheit würde ich immer bis 1 1/2 raten. Ob es da im Elternbett, einem Beistellbettchen oder einem separaten, eigenem schläft, ist fürs Sexleben im Schlafzimmer doch gleich. Kinder sind immer mögliche Störfaktoren fürs Liebesleben, die können doch jederzeit auf der Matte stehen bzw. durch's Babyphon quäken.
Zitat
Ich habe mir auch gewünscht, meine Kinder würden gerne in ihr eigenes
Bett gehen und sich darauf freuen, so wie ich es bei meiner Freundin und
ihrem Kind erlebt hatte. Aber ich bin eben eine andere Mutter, die es
nicht schafft bis zu 15x in der Nacht aufzustehen (was damals der Fall
war) und ich konnte das Weinen meines Kindes nicht ertragen.
Das klingt mE nach genereller Überlastung. Wenn ich das richtig verstehe heißt das, dass du es sowohl anstrengend findest im FB mit den Kindern und aber auch, wenn sie im eigenen Bett schlafen?
Sollte das so sein, würde ich eher da ansetzen, dass du für dich Entlastung suchst. Das kann z.B. sein, dass du dir vorbehältst eine Nacht ohne alle zu schlafen. Dein Mann ist für die Kinder zuständig und bringt ggf. das Stillkind. Oder er steht wochenends mit den Kindern auf, während du schlafen kannst so lange du willst. Oder... Da findet man bestimmt noch mehr individuelle Lösungen.
Es ist ganz ganz wichtig, dass eine Mutter sich zwischen den ganzen Kinder- und Partnerbedürfnissen nicht vergisst! Eure Familie kann nur funktionieren, wenn du Kraft tanken kannst. Und für die Kinder ist es auch wichtig, dass sie deine Grenzen erfahren können! Nicht zuletzt, weil sie an deinem Vorbild lernen werden ihre eigenen Grenzen zu ziehen.
Wenn das Familienbett für dich tatsächlich Stress und Opfer bedeuten sollte, würde ich an deiner Stelle eine Änderung erwägen. Aber nicht, weil eine Therapeutin unfähig ist, sich diese Art des Familienschlafes vorzustellen.
Ich finde es auch für ein Elternpaar wichtig, dass (zur Not neue) Wege gefunden werden, um gemeinsame Zeit zu haben. Das ist herausfordernd und man kann nur individuell herausfinden, was passt. Aber das ist generell mit Kindern so, nicht nur in Familien, die versuchen bedürfnis-orientiert mit ihren Kindern umzugehen.
Eins sticht mir allerdings ins Auge, wenn ich mir deine Signatur anschaue, muss ich gestehen, finde ich, du klingst darin sehr streng, sehr ideal-fixiert. Diese ganzen Dinge sind ja an sich völlig in Ordnung. Aber wenn man sich zu arg an solchen Idealen festkrallt, läuft man Gefahr die eigene Lebensrealität zu verkennen. Vielleicht hilft es auch, wenn du dir bzw. euch zubilligst, dass ihr nicht all diese Ideale immer zu 100% erfüllen müsst.