hallo adriela,
das ist so eine sache, was man sich unter "anerkennung" vorstellt. geht es nur ums finanzielle? dazu fällt mir spontan folgendes ein. ich bin AE und muss _alles_ allein machen. dabei stoße ich immer wieder an natürliche grenzen, weil es bei der arbeit oft das problem der präsenzkultur gibt. wer nicht permanent verfügbar ist, kommt irgendwo nicht weiter. das hat weniger mit der leistung zu tun als mit eben dieser verfügbarkeit. selbst bei guten betreuungsmöglichkeiten ist es ja so, dass halt alle arbeit rund um haushalt und kind trotzdem anfällt, man lagert nur vergleichsweise wenig aus und muss auch viel im kopf haben.
als mein sohn mal eine woche bei seinem vater war (premiere), habe ich gemerkt, dass sofort das arbeiten ein ganz anderes war, einfach, weil "danach" nur noch anstand, dass ich für mich sorgen musste. und ich habe sofort die männer in unserer firma glühend beneidet, die irgendwann nach hause kommen können, abendtermine ohne jeden orgaaufwand wahrnehmen - und dann auch noch essen und kleidung in einer sauberen wohnung vorfinden. diese männer können GANZ anders verfügbar sein UND AUCH VERDIENEN. das geht aber nur durch die leistung ihrer frauen zu hause, sie erwirtschaften also das lukrative einkommen durchaus mit.
ob eine frau zu hause bleibt, ist daher immer auch familienentscheidung und sollte entsprechend in der familie geregelt werden inklusive verdienstanteil, privater rentenabsicherung etc.. wenn das mal schwarz auf weiß ausgerechnet ist, geht es dir vielleicht besser damit??
dann gibt es die gesellschaftliche komponente. aber wer ist "die gesellschaft"? hier mache ich die erfahrung, dass diejenigen, die souverän auftreten mit dem, was sie machen, weniger gegenwind erhalten. sie sind mit sich im reinen und argumentieren das auch so. etwa, wenn es um die arbeitszeit/das arbeitsaufkommen geht. das ist mit kleinen kindern sicher sehr hoch, lässt später nach, steigt noch mal (gymnasium...) und lässt wieder nach (vielleicht, das weiß ich noch nicht, nur eine vermutung). wenn eine frau plötzlich leerlauf hat und die zeit ggf. nutzt, um dinge für sich zu tun, kann es leicht sein, dass sie ein schlechtes gewissen bekommt. aber sie gleicht damit erst mal die lange phase des rund-um-die-uhr-für-die-familie-verfügbar-seins aus.
letztlich muss man sich auch fragen, ob man sich dem allgemeinen "nützlichkeitsdiktat" unterwerfen oder es hinterfragen will. ich halte es z.b. durchaus für nützlich, im haushalt mehr als nur das nötigste zu machen, ein schönes heim zu schaffen, sich selber fortzubilden, für die familie eine ansprechpartnerin mit zeit und jenseits von sachzwängen zu sein.
jobs sind auch nicht gleich jobs. sicher werden bestimmte jobs allgemein als "nützlicher", "gemeinwesenfördernder" etc. angesehen als andere. jemand, der in einer werbeagentur geknechtet wird, hat allgemein ein mieses ansehen, miese arbeitszeiten, oft einen miesen gesundheitszustand und wird, wenn er nicht selber der boss ist, meist auch mies bezahlt. ich weiß auch nicht, ob bäckereiverkäuferinnen ihre tätigkeit immer als so sinnstiftend erleben.
letztlich kommt es für jeden unterm strich darauf an, wie er selbst mit seiner situation lebt, und auch die, die unmittelbar betroffen sind. ich kenne hausfrauen, die sich aus voller überzeugung für den weg entschieden haben und nicht damit hadern, auch nach langer zeit nicht. und ich kenne berufstätige menschen, die ihren job hassen, sich täglich hinquälen, mit dem geld kaum auskommen dabei. zur "gesellschaftlichen anforderung" muss man sich auch denken, dass einfach nicht für alle menschen, die arbeiten könnten, jobs verfügbar sind.
ach ja, viele kleine selbständigkeiten würde es unter dem diktat, dass sich jeder wirtschaftlich erhalten muss, auch nicht geben. das nette wollgeschäft, die kleine boutique um die ecke - hier stecken oft frauen herzblut rein, die ohne crossfinanzierung (frührente, aber oft auch verdienender ehemann) gar nicht existieren könnten. ein großteil unserer lebensqualität beruht auf solchen crossfinanzierungen. das trägt wieder zur gesellschaft bei.
ich sehe die "übrige zeit" der hausfrau, wenn die kinder älter sind, daher auch als wertvolle ressource an. für die familie: wie oft hatte ich niemanden außer meiner mutter (hausfrau seit 1977), wenn ich in not war/bin wg. dienstreisen etc.? für die gesellschaft: viele kinderaktivitäten könnten gar nicht so stattfinden, gäbe es nicht "hausfrauenhilfe" dabei - ich selber kann leider keine konzertbetreuung für meinen sohn machen, zu unplanbar und zu aufwändig. viele ehrenämter lägen brach...
die anerkennung kommt dann aus verschiedenen quellen, aber man muss sie sich immer SELBER vor augen rufen, das ist sicher schwierig, wenn es keinen lohnzettel gibt und keine offiziellen sträußchen vom boss nach 10jährigem dienstjubiläum. aber in vielen jobs gibt es das auch nicht, UND man ist absolut fremdbestimmt. leider kann man diese sachen oft erst mit abstand sehen.
FALLS du dringend was anderes machen willst, wünsche ich dir viel erfolg bei der suche. und ich bin froh um jeden menschen, der eben nicht aus not alles mitmachen muss, was ihm von außen diktiert wird, sondern eine autarke "machtposition" hat, mit der er einfluss nehmen kann auf das, was angeboten/nachgefragt wird.
lg, patrick