Ich hatte beim ersten Kind eine PPD mit leichten Suizidgedanken und Zwangsgedanken. Die ganz akute Phase war recht schnell vorbei, so dass ich ohne Therapie und nur mit einem Notfallbesuch in der Psychiatrie durch die Sache ging; aber erst spät wurde mir klar, dass ich noch bestimmt 6-10 Monate im Prinzip krank war, was sich viel in Ängsten und Überforderung und solchen Dingen ausgedrückt hatte.
Vor einer zweiten Schwangerschaft hatte ich Angst, aber gerade deswegen ging ich das sehr geplant an. Mein Plan war:
- bessere Geburt; die erste fand unschön in der Klinik statt, Saugglocke, starke Verletzungen, viele ungünstige Begebenheiten. Ich bereitete mich für die zweite Geburt daher mit bekannter Hebamme im Geburtshaus vor. Ironie: die Geburt endete in der selben Klinik, mit derselben Klinikhebamme, aber tausend mal besser - weil ich wusste, was ich wollte, was nicht, und klare Ansagen hatte. Die intensive Schwangerschaftsbegleitung mit Hebamme tat mir sehr gut, wir haben auch viel über die Depression gesprochen.
- psychiatrische "Voranmeldung": ich führte ein Gespräch mit jemandem vom Verein "Schatten und LIcht", was sehr hilfreich war. Da bekam ich Zahlen zu Rückfallquoten etc, beruhigende Geschichten und am Ende auch eine Psychiaterin, die sich speziell mit diesem Thema auskennt. Bei der war ich dann schon in der Schwangerschaft zwei mal, um meine Geschichte zu erzählen und mir eine Anlaufstelle zu basteln, falls es doch wieder zur Depression kommen sollte. Beim ersten Mal war es gefühlt sehr schwer für mich, Hilfe zu holen; der Arzt beim telefonischen Notdienst war ein menschlicher Volldepp und ich konnte mich nicht überwinden, mir auf lange Sicht Therapie zu suchen. Bei dem ambulanten Termin wurde ich (mit 1 Woche altem Kind) unter Druck gesetzt, das Stillen aufzugeben, wenn ich "Medikamente haben will".) Mit dem Psychiater-Kontakt wollte ich von vorneherein eine Anlaufstelle für mich haben und auch vor der Geburt abklären, ob es z.B. stillfreundliche Medikamente gibt. (Gibt es!)
Das ist ja bei Dir, wenn ich Dich richtig verstehe, eh alles kein Thema, weil Du schon einen Therapeuten an der Hand hast, richtig?
- Wochenbett. Das erste Wochenbett war für mich anstrengend, ich habe mich vermutlich übernommen, aber vor allem hatte ich starke Schmerzen und Probleme durch Geburtsverletzungen. Das zweite wurde daher als so entspannend wie möglich geplant und auch gleich eingeplant, dass es mir zumindest vorübergehend schlecht gehen könnte. Mein Mann hatte deswegen gleich zwei Monate Elternzeit nach der Geburt, wir hatten Schwiegereltern als Hilfe, Adressen für weitere Hilfsmöglichkeiten (Haushalt etc.) schon parat gelegt und für uns selbst ausgemacht, dass gerne auch alle 2 Tage Lieferdienst im Finanzbudget drin ist, wenn uns das Stress nimmt. Es war ein tolles Wochenbett!
- Informieren. Nicht nur wir uns, sondern wir alle anderen. Von Frauenarzt über Hebamme bis Freunde und Oma wussten alle Bescheid und hatten auch Informationen, was passieren könnte, wenn es mir wieder schlecht ginge. Wir hatten daher z.B. mit den Schwiegereltern abgemacht, dass wir uns über Hilfe freuen, dass aber passieren kann, dass ich keinen näheren Kontakt zu ihnen will und uns mit gekochtem Essen mehr geholfen ist. Oder dass ich mich vielleicht nicht wohl damit fühle, dass jemand anderes das Kind hält. Sie haben das dann auch wirklich wundervoll gemacht in der ersten Zeit.
Die Ärztin sagte uns auch, dass bei einem Wiederauftreten die Chance groß wäre, dass die Depression etwa zum gleichen Zeitpunkt kommt (bei mir mit großem zusammenbruch in der ersten Woche), daher haben wir alle Vorbereitungen auch speziell auf diese Zeit ausgerichtet.
Ich weiß nicht, ob so eine Detailplanung jedem gut tut, aber ich bin mir sicher, dass es für uns gut war. Die intensive Vorbereitung wurde mir auch von Schatten und Licht empfohlen.
Wie schon durchklang: ich hatte keine zweite PPD! Während der Schwangerschaft hatte ich vorübergehend mit starken Ängsten zu kämpfen, aber es war noch im Bereich des Normalen. Nach der Geburt hatte ich ein paar Tage zur selben Zeit wie damals "schwerere Tage", die Hebamme kam dann alle 2 Tage und achtete speziell auf meinen seelischen Zustand, einmal telefonierten wir zur Absicherung mit der Psychiaterin, aber am Ende hat sich alles gelegt und gelichtet. Das zweite Wochenbett war wunderschön und eine tolle Entschädigung für das erste Wochenbett.
Ich wünsche Dir alles Gute und dieselbe gute Erfahrung bei einem zweiten Kind!