Ich fand Homeschooling - wenn auch auf Kosten meiner Berufslaufbahn - toll.
Und zwar bis zu dem Tag, an dem die Schulen anfingen, sich einzumischen. Ab dann gab es nur noch ein ständiges E-Mail-Gewitter, etliche Kommunikationskanäle, die ich zu bedienen hatte und Fristen, zu denen Aufgaben abzugeben waren. Weil das bei uns fast jede Lehrkraft im Alleingang gemacht hat (oder machen musste). Daneben etliche festgelegte Zoom-Meetings, die kaum mit Homeoffice-Video- und Telefonkonferenzen und der zeitgleichen Betreuung weiterer Kinder zu vereinbaren waren.
Ab dem Tag, wo die Schulen dann auch noch mit Präsenzterminen kamen, wurde es richtig schlimm. Da kam dann noch die Rennerei mit dem Hinbringen und Abholen der Kinder dazu (aber bitte gefälligst alles pünktlich!!!). Schlimm war es auch deshalb, weil es eine einzelne Schule hier nicht einmal hinbekommt, zwei Geschwisterkinder so in Gruppen einzuteilen, dass sie zeitgleich Unterricht haben, sondern genau in wechselnden Schichten. Mit zwei weiteren Kindern in insgesamt drei Einrichtungen wird das dann richtig lustig.
Also kurz gesagt: alles was so "ein bisschen" oder online stattfindet, bringt mich mit vier Kindern an und über die Grenzen meiner Belastbarkeit. Ich hatte im Frühjahr stressbedingte Herzrhythmusstörungen und muss das echt nicht nochmal haben.
Ach so: Meine Kinder sind alle eher etwas im Stoff voraus. Und wir haben keinen Garten und leben eher städtisch und beengt. Der erste Lockdown brachte keine finanziellen Belastungen mit sich, der jetzige hingegen durchaus. Das mag anders sein für Familien, deren Lebenssituation anders ist als unsere.
Was wäre meine Idee? Vielleicht eine Sonder-Elternzeit mit anständiger Bezahlung und Kündigungsschutz für die Beschulung der Kinder zu Hause (immerhin geht das in finanzieller Hinsicht bei Lufthansa und Automobilbranche auch). So könnten Eltern, die das können und möchten, ihre Arbeitszeit zugunsten der Beschulung ihrer Kinder reduzieren und den Platz in der Schule für jene Kinder lassen, die auf Präsenzunterricht dringend angewiesen sind.
Wegen mir könnte man für die Homeschooling-Kinder einen Präsenztermin in der Woche machen, alle anderen sind an den restlichen vier Wochentagen im Unterricht. Oder so ähnlich.
Ich muss aber dazu sagen, dass ich den Begriff "Homeschooling" völlig fehl am Platz finde. Richtiges Homeschooling würde für mich auch die Möglichkeit von sozialen Kontakten, Freizeitaktivitäten und Ausflügen einbeziehen.