Staubschäfchen, ich zitiere mal dein Posting, weil das so gut, passt, ich meine jetzt nicht explizit dich:
Für mich hat die Krippenbetreuung (also U3) bereits dann einen Folgeschaden beim Menschen hinterlassen, wenn der später als Erwachsener nicht in der Lage ist, länger anhaltende, zufriedenstellende Beziehungen zu Mitmenschen einzugehen. Sei das eine Paarbeziehung oder eine Freundschaft. Oder wenn ein Erwachsener nicht in der Lage ist, sich selbst Hilfe zu holen wenn er sie denn benötigt. Oder wenn jemand eine sehr geringe Frustrations- und Stresstoleranz aufweist. Sowas muss nicht zwangsläufig als "Krankheit" erfasst, kann aber ebenso zu einem Leiden führen.
Die Ursache für solche Probleme sehe ich z. T. durchaus in einer nicht sicheren Bindung zur Bezugsperson im frühen Kindesalter.
Ich frage mich, warum Bindungsstörungen, Probleme mit Beziehungen usw. immer erstmal auf die tatsache Fremdbetreuung geschoben werden, obwohl es da ja auch andere Ursachen gibt. Ich kann mich gut erinnern, dass es zumindest in der DDR bis zur Wende und darüber hinaus üblich war, Babys schreien zu lassen, im 4-Stunden-Rhythmus zu füttern, kleine Kinder abends allein zu lassen etc. Klapse waren an der Tagesordnung. Bei stationären Krankenhausaufenthalten hatten die Eltern nichts im Krankenhaus zu suchen. Die Krippen waren einfach nicht gut, keinerlei Eingewöhnung usw.
Ich war nur ca. ein Jahr in der Krippe, nur bis nach dem Mittagessen, danach 3 Jahre von 9-12 im Kindergarten. Meine Mutter war bis auf einen Nebenjob zuhause (ja, auch das gab es im Osten) und hat sich also sehr viel mehr (ich meine quantitativ) um uns kümmern können, als es in der DDR üblich war. Einen Dachschaden habe ich trotzdem, das geht auch ohne übermäßige "Fremdbetreuung". Ich kenne viele, die eine normale DDR-Kindheit durchgemacht haben und mit Sicherheit normaler und bindungsfähiger sind als ich.
Und was ich auch wichtig finde: Hier im Forum wird "bedürfnisorientiert" sehr groß geschrieben und das ist auch gut so. Im RL habe ich oft, in Spielgruppe usw., Frauen erlebt, die auf uns berufstätige Mütter herabschauen, weil sie drei Jahre oder länger zuhause bleiben und es ihren Kindern ja so viel besser geht als unseren. Und im gleichen Atemzug kommen dann Sprüche wie: "Also in meinem Bett hat N. aber nichts zu suchen, wenigstens nachts will ich meine Ruhe haben." oder "Ja, so ab 6 Wochen hat er nachts nichts mehr bekommen, da haben wir ihn mal schreien lassen und dann war Ruhe." Da frage ich mich, schade ich meinem Kind jetzt mehr, mit außerhäusiger Betreuung ab 1 Jahr, aber Familienbett und Nähe soviel wie Kind braucht. Ich will mich jetzt um Gotteswillen nicht als besser hinstellen, sondern nur sagen, dass ich die Rechnung "gestörtes Kind = frühe Fremdbetreuung" immer sehr kurz gedacht finde.