Mein Mitgefühl. Ich kenne mündliche Noten sowohl aus der Lehrerinnen- als auch aus der Mutterperspektive und habe, je älter ich damit werde, umso mehr Probleme.
In welcher Jahrgangsstufe ist deine Tochter denn? Je jünger das Kind ist, desto mehr ist es auch Verantwortung der Lehrkraft, z.B. das Kind aufzurufen, um zu schauen, was es kann. Eine 5 finde ich wirklich heftig. Das würde in meinen Augen eigentlich heißen, dass das Kind sich im Unterricht mit anderen Dingen beschäftigt und auch auf Nachfrage nicht viel kommt.
Meine Erfahrung aus Mutterperspektive mit zwei Kindern an allgemeinbildenden Gymnasien ist, dass die Lehrkräfte da recht unflexibel ihr Ding fahren. Mit einer Lehrerin war ich mal im Gespräch, die sagte, sie hätten die Kriterien in der Fachschaft festgelegt, und das wären die Kriterien der Lehrerausbildung im Seminar. Tja, was will man sich da noch groß rumstreiten (meine Kinder sind, was mündliche Mitarbeit geht, auch schüchtern). Sogar die Sozialarbeiterin der Schule, mit der ich damals auch in Kontakt stand, monierte, dass die Lehrkräfte da viel zu wenig Möglichkeiten ausschöpfen, auch mal Bedingungen zu schaffen, die für das einzelne Kind passen.
Ich schreibe mal auf, wie ich versuche, das leidige Problem der mündlichen Noten zu lösen, die für mich ein Stück weit insofern immanent problematisch sind, weil sie sowas von Persönlichkeitsbewertung haben (Du bist schüchtern und meldest dich daher wenig? Das ist schlecht. - Du bist ein Windbeutel und kannst dich gut verkaufen? Super.).
Ich teile die Note in zwei große Bereiche. Der eine betrifft die Qualität dessen, was gesagt wird. Das soll zum einen schüchternen Menschen die Möglichkeit geben, durch (ihre zahlenmäßig geringeren) Beiträge zu punkten, wenn die gut sind. Auf der anderen Seite hoffe ich dadurch zu verhindern, dass sich Schüler*innen nur um des Meldens willen Melden ("Ich habe mich doch immer gemeldet!") und die Qualität der Beiträge keine Rolle spielt.
Der andere Bereich betrifft die Art und Weise der Beteiligung am Unterricht. Klar, das könnte ich strenggenommen als Mitarbeitsnote auffassen. Aber ich finde, so richtig trennen lassen sich Mitarbeit und mündliche Note nicht. So werte ich es z.B. positiv, wenn jemand pünktlich ist, nicht ständig mit anderen Dingen beschäftigt ist, ich nicht fünfmal sagen muss, was jetzt zu tun ist, weil man nicht zugehört hat. Dann sehe ich ja auch im Unterricht, wer bei Gruppenarbeit was macht oder nicht und es kann mir auch auffallen, ob jemand bei der Sache ist.
Das bringt dir nun wahrscheinlich aber nicht viel. 
Vielleicht doch ein konkreter Vorschlag: Fragen, ob dein Kind auch als zum Hausaufgaben vorlesen aufgerufen werden könnte?
Oder halt doch versuchen, andere ins Boot zu holen, z.B. Sozialarbeiter, die das ähnlich kritisch sehen (unsere ist leider gegangen).
Andere Eltern ins Boot holen ist meiner Erfahrung nach leider schwierig.
Ansonsten: Mit den Lehrkräften sprechen, das könnte bewirken, dass sie dein Kind mehr "auf dem Schirm" haben, denn je nachdem, wie groß die Klassen sind, besteht leider immer die Gefahr, dass die stillen Kinder nicht so im Bewusstsein sind, weil die anderen die Aufmerksamkeit binden. Hat man aber aus irgendeinem Anlass schon einmal Elternkontakt gehabt oder ein Gespräch mit dem Kind hat sich z.B. nach dem Unterricht über irgendwas ganz anderes als Schule ergeben, dann wirkt das irgendwie wie so ein Ankerpunkt und hilft, das Kind wahrzunehmen.
Aber ja, mündliche Noten...
In einem Fach hat ein Lehrer zum Halbjahr angekündigt, dass die mündliche Note nun im Verhältnis zur schriftlichen doppelt zählt.
Ich frage mich, was die Leute da reitet. Ich selbst traue mir nicht zu, mündliche Noten wirklich objektiv zu vergeben und jede*r, der das von sich glaubt, macht sich da in meinen Augen was vor. Und dann so eine hohe Gewichtung...