Na, es ist aber ja nicht nur bei euch so, dass du weniger verdienst und deswegen zu Hause bleibst und es ist auch kein Zufall, sondern hat ganz viel mit dieser Definition von weiblicher Erwerbsarbeit zu tun, die anders_artig hier aufführt und die den meisten Feministinnen (und mir auch) ein Dorn im Auge ist:
Frauen arbeiten also entweder aus Gründen der Selbstverwirklichung (Identifikation und Weiterentwicklung) quasi so eine art erweitertes Hobby oder aus absolutem Zwang, der tiefes Mitleid verdient. Dass weibliche Erwerbsarbeit so oft im Licht der Selbstverwirklichung gesehen wird, trägt z.B. dazu bei, dass Mädchen und Frauen das Gefühl vermittelt wird, dass es bei der Berufswahl hauptsächlich darauf ankommt, dass es ein Beruf ist, der sie interessiert. Ich wünsche natürlich jedem Menschen, einen Beruf auszuüben, der ihn interessiert, aber bei Frauen wird dieser Aspekt doch sehr viel mehr in den Mittelpunkt gehoben. Und so werden Frauen Innenarchitektin (durchschnittliches Einkommen 2900* Euro) statt Ingenieurin (durchschnittliches Einkommen über 4000 Euro) oder Tiermedizinerin (2650 Euro durchschnittliches Gehalt) statt Biochemikerin (durchschnittlich 3250 Euro). Und das ist im absolut hochqualifizierten Bereich, gar nicht zu reden von denjenigen, die sich als Trageberaterin o.ä. selbstständig machen.
Es vermittelt aber auch Arbeitgebern das Gefühl, dass Frauen ja vor allem der Selbstverwirklichung wegen arbeiten und man sie deswegen nicht vernünftig bezahlen muss. Schwupps, verdienen Frauen für die gleiche Tätigkeit mal locker acht Prozent weniger.
Zusammen mit der Tendenz schlechter bezahlte Berufe zu wählen, ist es dann kein Wunder, dass die Frau tendenziell weniger verdient und selbst Familien, die das gerne möchten nicht leicht auf ein 50/50 Modell umsteigen können weil ihre 50% seine 50% Verdienstausfall nicht auffangen können. Also macht die Frau eine Pause im Berufsleben, was sich dann weiter auf den Gehaltsunterschied auswirkt.
So kommt es dann das Frauen 78 Cent verdienen wo der Mann einen Euro verdient. Das ist ein Unding und es fängt an mit der gesellschaftlichen Ansicht von weiblicher Erwerbsarbeit als "Selbstverwirklichung". Also zumindest kann man es da anfangen lassen. Deswegen ist das nicht nur deine Privatsache, wie du das siehst anders_artig, sondern du trägst damit bei zu einem gesellschaftlichen Klima, dass es MIR schwerer macht, angemessen bezahlt zu werden. Deswegen ist das Private politisch usw.
Ich arbeite übrigens weil ich eben arbeite. Habe ich gemacht bevor ich ein Kind hatte, mache ich immer noch. Hat nichts mit Selbstverwirklichung zu tun, finde ich einfach nur normal. Wie bei einem Mann auch, der muss sich ja auch nicht anhören, dass er arbeitet für seine Identifikation und Weiterentwicklung oder wird bedauert weil er weder sich noch seine Familie ohne Arbeit ernähren kann.
* sind alles ergoogelte Werte von Gehaltsvergleichs-Seiten, ich kann keine wissenschaftlichen Studien anführen und Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel...
Tschuldigung, ich weiß, alles off-topic, ich konnte nicht anders