Bei meinem Sohn ist das auch so. Und alle Versuche, ihn dazu zu bringen, es freiwillig zuzulassen, haben alles noch viel schlimmer gemacht und seine Ängste haben sich dadurch eher noch verstärkt und auf andere Bereiche ausgeweitet.
Irgendwann mussten wir diese Strategie aufgeben für eine notwendige Blutabnahme. Das war schrecklich, er wurde festgehalten und ist vor Streß ohnmächtig geworden. Und ich bin es mit Schuld, weil ich dieses Thema habe so groß werden lassen. Jetzt, drei Jahre später, ist es viel klarer, immer noch nicht schön, aber er sagt selber, dass es so gut ist. Letzte Woche erst war wieder eine Blutabnahme nötig. Ich habe es ihm erst kurz vor dem Termin gesagt, wir sind losgefahren, beim Arzt wissen sie bescheid, wir können sofort durch ins Labor, ich halte ihn fest, er weint, aber dann ist es auch schon vorbei und er ist erleichtert.
Nur ein Mal habe ich ein Wunder erlebt. Er hatte den Zeh gebrochen, wir waren im Krankenhaus und die Schwester kam, um den Zugang zu legen. Ich war auf das Schlimmste gefasst, aber sie sagte nur "Wir haben Zeit", setzte sich neben ihn aufs Bett und sprach mit ihm. Wenn er soweit sei, solle er seinen Arm zu ihr aufs Bein legen. Und ich kann es nicht erklären, aber irgendwann hat er das gemacht, ich saß auf der anderen Seite und er hat geweint, seinen Kopf bei mir abgelegt und ihr den Arm hingehalten. Sie hat das dann ganz ruhig gemacht, ist danach noch bei ihm sitzen geblieben und es gab auch kein übertriebenes Lob.