Beiträge von Sanni

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    Ich werf mal eine kleine Gegenmeinung ein. Ich finde den Artikel gut (ok außer die letzten 3 Absätze)


    Das Thema des Artikels ist es mMn wert darüber zu schreiben und zu sprechen, den Schreibstil finde ich in diesem Zusammenhang allerdings unerträglich. Was interessiert mich beispielsweise die Farbe der Haustür oder an welcher Seite des Flurs sich das Zimmer befindet? Außerdem fange ich mit den kryptischen Formulierungen, z.B die Stelle mit Vertrauen und Verantwortung, wenig an.

    Uagh, das kenne ich.
    Und ein Handy für den Nachwuchs empfinde ich als beruhigend, wenn nicht gerade der Akku leer ist oder das Ding zuhause vergessen wird oder er es "wirklich nicht gehört" hat. ;(  

    Ich wünsche dir trotzdem einen ruhigen Nachmittag un deinem großen Kleinen viel Spaß. :)

    Shakes, ich bin der Meinung, dass Kinder zu haben tatsächlich mit Aufwand verbunden ist. Das ist ja erst einmal nichts schlechtes. Jede zwischenmenschliche Beziehung erfordert mMn Engangement. In jede Freundschaft investiere ich Zeit, ggf.Hilfe, Empathie... Im Allgemeinen nehmen ich das, genauso wie das Leben mit Kindern nicht als Belastung wahr.
    Das Sorgerecht erlaubt mir nun grundsätzliche Entscheidungen für einen anderen Menschen zu treffen und ich finde dieses Recht sollte voraussetzen, dass ich mir über meine Entscheidungen Gedanken mache und/oder die Folgen mittrage.
    Auch "einfach auf die nächstgelegene Grundschule schicken und erstmal hoffen, dass es dort halbwegs ok ist" ist eine Entscheidung, die auch im konfliktfreien Fall (das Kind fühlt sich dort super) ihre Folgen hat (Schulweg, Hausaufgaben, Vereinbarkeit der Schulzeiten mit Arbeitszeiten der Eltern). Das nimmt man natürlich im Alltag nicht so stark wahr, weil wir auch in anderen Bereichen ständig Entscheidungen treffen und zwischen verschiedenen Möglichkeiten abwägen.


    Wenn sich Eltern (zusammen oder getrennt) verstehen, sich überwiegend einig sind und beide das gemeinsame Sorgerecht ausüben wollen, spielt das auch gar keine Rolle.
    Problematisch wird es aber in dem hier diskutierten Fall, in dem die Eltern sich eben nicht (mehr) gut verstehen. Ein Elternteil kümmert sich hauptsächlich um die Kinder und der andere kann mitentscheiden ohne in das Alltagsleben der Kinder eingebunden zu sein und ohne die Folgen seiner Entscheidung mittragen zu müssen.
    Die für mich entscheidende Frage am Schulbeispiel ist:
    Was ist, wenn beide unterschiedlicher Meinung sind, welche Schule für die Kinder geeignet ist?
    Wäre ich mir mir meinem Ex einig, wäre es mir egal, ob nun er oder ich oder wir beide die Schulanmeldung unterschreibt. ;)

    (Meine Nichten sehe ich z.B. seltener und kürzer, aber trotzdem traue ich mir eine Meinung zu der Frage zu, an welcher Schule sie gut aufgehoben wären oder auch ob ein Umzug sie sehr belasten würde. Da kommt es doch sehr auf die Qualität der Beziehung an und das Vertrauensverhältnis zwischen Elternteil und Kind - das lässt sich nicht nur in Stunden ausdrücken!)


    Wie würdest du denn vorgehen um die richtige Schule für deine Nichten zu wählen? Für mich gehört dazu die in Frage kommenden Schulen anzuschauen, Besuch des Infoabends, Tag der offenen Tür, Gespräch mit den Schulen etc. Und dann kann es vorkommen, dass sich ein Kind dann doch nicht wohlfühlt an der ausgewählten Schule (oder Kita), dann muss neu abgewägt werden, die Klasse oder die Schule zu wechseln oder Hilfe von außen zu holen etc.
    Das meine ich, wenn ich schreibe, dass für eine Entscheidung mehr nötig ist als allein der 14tägige Kontakt zum Kind.

    Sanni:
    Du siehst immer nur die Seite der Mutter.


    Die Seite der alleinerziehenden Mütter und Väter. :)



    Es gibt aber im Moment auch viele Väter die gern mehr Kontakt hätten und sich mehr kümmern würden und auch das Sorgerecht wahrnehmen würden, was aber die Mütter nicht wollen. Die die Väter gar nicht am Leben des Kinders teilhaben lassen wollen (weil sie z.B. schon einen neuen "Vater" für das Kind haben).
    Diese Väter haben nach alter Gesetzeslage kaum eine Chance. Und geben dann vielfach auf und ziehen sich ganz aus dem Leben des Kindes zurück.

    Kontakt und kümmern betrifft mMn eher das Umgangsrecht. Ehrlich, ich würde mir wünschen, dass sich Menschen, die ein Kind bekommen sich auch für das Kind (in welcher Form auch immer) verantwortlich fühlen. Ich finde den von dir beschriebenen Fall kein bißchen gut, aber was ändert daran ein gemeinsames Sorgerecht?
    Beim Sorgerecht geht es hauptsächlich um organisatorische Seite.
    Als Sorgeberechtigter ist man befugt grundsätzliche Dinge im Leben der Kinder zu entscheiden. Shakes hatte es vorher im Thread mal aufgezählt:

    [...]


    Nun sind diese Entscheidungen im Sinne des Kindes zu treffen und ich denke, dass man daran deswegen einige mehr Voraussetzungen knüpfen sollte als die bloße Zeugung eines Kindes. Regelmäßiger Umgang und die Mitübernahme der entstehenden Pflichten zum Beispiel wurden hier genannt.


    In einer Beziehung hätte ich übrigens auch große Schwierigkeiten Kinder mit einem Partner aufzuziehen, wenn wir nicht im Großen und Ganzen ähnliche Einstellungen zum Leben mit Kindern hätten. Eine gemeinsame Beziehung wäre aber (hoffentlich) von Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung geprägt, so dass man im gemeinsamen Gespräche Lösungen und Kompromisse bei unterschiedlichen Vorstellungen finden kann. Dieses gegenseitige Vertrauen fehlt bei Elternpaaren nach einer Trennung und Elternpaaren die nie zusammen waren. Da nun Zwang einzusetzen "ihr müsst aber nun die Entscheidungen gemeinsam treffen, auch gegen den Willen des Elternteils bei dem die Kinder leben" finde ich verkehrt.
    Eine Lösung weiß ich zwar auch nicht, dafür bin ich im Moment zu sehr selbst betroffen, die Hilfe bei diesem Konflikt -einer will alleiniges Sorgerecht,der andere will gemeinsames Sorgerecht- müssten mMn aber viel früher greifen. Statt einer Entscheidung nach Aktenlage oder einer Entscheidung durch Gerichtsverhandlung wäre eventuell zunächst eine Mediation sinnvoll.

    Nicht zuletzt hat sie auch formuliert wofür ich bisher keine Worte gefunden habe, nämlich das ich mir vorstellen kann das Recht vielleicht auch zu mehr Begeisterung für die Übernahme von Feuden und Pflichten der täglichen Kindersorge mit sich bringen könnte und sich so auch in diesem Aspekt auch positiv auswirken könnte.

    Interessanterweise braucht es aber kein Sorgerecht für Großeltern, Paten, Tanten/Onkel um diese dafür zu begeistern sich im Leben der Enkel, Patenkinder, Nichten/Neffen einzubringen.
    Ehrlich, glaubst du ein Vater, der sich bisher nicht engagiert und nun z.B. die Unterschrift zur Mandel-OP des Kindes verweigert, wird dadurch, dass er das kann, plötzlich eine Begeisterung entwickeln, das Kind während der nächsten Mandelentzündung gesund zu pflegen (inkl.Arztbesuche, aufstehen in der Nacht, eigene Krankschreibung)? Oder was ist mit dem Vater, der nun einen anderen Schulwunsch für die Kinder hat als die Mutter, der wird selbstverständlich dadurch völlig begeistert liebend gerne jeden Tag dem Kind bei den Hausaufgaben helfen?



    Nochmal, bei (getrennte und zusammenlebende) Eltern, die sich einig sind und ohnehin an einem Strang ziehen, gab es auch bisher die Möglichkeit, dass sich beide einbringen und gemeinsam das Sorgerecht auszuüben.
    Aber die, bei denen das bisher nicht möglich ist, werden nun einseitig dem Elternteil der den Alltag nicht mitträgt (in unserer Gesellschaft meist die Väter) mehr Möglichkeiten gegeben Rechte einzufordern, die Folgen daraus werden aber einzig und allein dem Elternteil auferlegt, das die Haupterziehungs"last" trägt und das sind in der Mehrzahl nun mal die Mütter.




    tulan
    "Für mich heißt Emanzipation nicht, auf Kosten der Kinder die maximale Freiheit von Frauen zu fordern."
    Wer hat das getan und was verstehst du unter maximaler Freiheit von Frauen auf Kosten der Kinder?




    Zu Shakes Vorschlag stimme ich flummi zu:

    Zitat

    Ich finde das grundsätzliche gemeinsamen Sorgerecht inakzeptabel. Für
    Eltern, die zusammen leben, ja, das fände ich normal. Für andere auf
    gemeinsamen Antrag, ansonsten hat das Sorgerecht die Mutter, der Vater
    hat das Recht, einen Antrag zu stellen, über den dann durch Anhörung
    beider Seiten und vielleicht je nach Fall auch des Jugendamts
    entschieden wird.

    Darf ich mal fragen, wieviele getrennte Väter, die ihr kennt, die sich gerne kümmern wollen auch bereit wären, die Kinder ganz zu sich zu nehmen und ihr ganzes Leben danach ausrichten würden? Diese Frage meine ich ganz Ernst, weil ich in meinem Umfeld anderes auch bei zusammenlebenden Paaren beobachte.
    Als eine Freundin z.B. ins Krankenhaus musste, hat nicht etwa der Vater die Betreuung des Kindes übernommen, weil es beruflich nicht ging, sondern ich habe das Kind in dieser Zeit betreut.


    Freda, der regelmäßige Umgang ist schon mal eine gute Grundlage, aber mir fehlt dabei immer noch die Übernahme von Sorgepflichten.
    Sorgerecht aus meiner Sicht als Alleinerziehende heißt nämlich nicht nur Entscheidungen treffen zu "dürfen", sondern diese dann auch zu tragen. Ich bin beruflich eingeschränkt, weil ich meine Arbeitszeiten nach den Betreuungszeiten ausrichten muss, meine Wohnortwahl ist eingeschränkt, da ein kurzer Weg zur Schule wichtiger ist auch wenn es einen weiteren Arbeitsweg bedeutet, dadurch bin ich beruflich auch noch einmal eingeschränkt, weil ortsgebunden, mein Einkommen (der Vater muss von seinem Einkommen zwar Unterhalt bezahlen, aber das ist meist ein Festbetrag, der sich am Einkommen des Vaters orientiert und weniger am Bedarf der Kinder)) steht nicht mir zur Verfügung, sondern ich muss die tatsächlichen Kosten für die Kinder und mich aufbringen und auch sämtliche Extrakosten berücksichtigen, meine Zeit ist mir nicht frei verfügbar, denn ich hab die Kinder eben nicht nur jedes zweite Wochenende, sondern muss die Termine (Arztbesuche, Elternabende, Sportverein, Verabredungen mit Freunden) für mich und die Kinder organisieren und auch wahrnehmen.

    Die Voraussetzungen sind aber auch nicht gleich, was die Pflichten betrifft. Nun sollen einseitig die Rechte der Väter gestärkt werden ohne dass sie dabei auch verstärkt in die Pflicht genommen werden.
    Noch mal mein Beispiel von irgendwann früher im Thread.
    Die Eltern haben sich getrennt, die Kinder leben bei der Mutter.
    Bisher lebten alle in Frankfurt. Die Mutter möchte nun nach Bremen ziehen, weil sie dort eine gute Arbeitsstelle angeboten bekommen hat oder weil sie ursprünglich von dort kommt und ihre Familie dort lebt oder ...
    Für den Umzug braucht sie nun das Einverständnis des mitsorgeberechtigten Vaters.
    Soweit so gut und verständlich, da dieser Umzug starken Einfluss auf den Kontakt zwischen Vater und Kindern hat.


    Nun aber dieselbe Situation nur andersherum.
    Wenig später beschließt er nach München zu ziehen, weil er dort eine gute Arbeitsstelle angeboten bekommen hat oder weil er ursprünglich von dort kommt und seine Familie dort lebt oder ...
    Auch dieser Umzug hat starke Auswirkungen auf den Kontakt zwischen Vater und Kindern, aber er braucht kein Einverständnis, er kann das so entscheiden, wie ihm das in den Kram passt.


    Ich sehe da überhaupt nicht, wo die Voraussetzungen gleich sind, oder wo es darum geht, dass DIE KINDER ein Recht auf beide Elternteile haben.

    Im Freundeskreis kriegen wir mit, wie "umständlich" es ist, das Umgangsrecht wirklich durchzusetzen u. wie hilflos (bisher) die Väter waren, wenn die Frauen eben alleiniges Sorgerrecht haben, den Wohnort des Kindes frei bestimmen u. damit noch alles andere ohne Rücksprache mit dem Vater (der gerne Teil sein möchte u. NICHT Steine in den Weg legen will) zu halten. In dem Fall waren die zwei noch einige Jahre nach der Geburt auch teils sehr glücklich zusammen. Haben sich später getrennt u. nun spielt Frau die Karten aus, die sie eben bislang hat. Und er kann da nicht sehr viel machen.
    Fair ist anders u. fair ist in meinen Augen, wenn die Eltern erstmal gleichgestellt sind bzw. die Chance haben, gleich gestellt zu sein.

    Ja, diese Fälle gibt es leider, das will ich gar nicht klein reden, da müsste aber zuerst einmal am Umgangsrecht und der Durchsetzbarkeit gearbeitet werden und zwar in beide Richtungen, nicht nur, dass der Vater ein Recht auf Umgang mit den Kinder hat, sondern dass auch die Kinder ein Recht auf Umgang mit beiden Elternteilen haben und das auch einfordern können.
    Ansonsten ist es fair, wenn derjenige die Entscheidungen trifft, der die Folgen zu tragen hat.

    Ich würde es so machen, dass der Vater mit der Eintragung auf der Geburtsurkunde die Vaterschaft anerkennt und damit auch automatisch das Sorgerecht erhält. Möchte ein Elternteil das alleinige Sorgerecht, ab Geburt oder später muss es das beantragen und es wird im Einzelfall eine Entscheidung zum Wohl des Kindes getroffen.

    Mein Vorschlag wäre - zusammenlebende Eltern erhalten gemeinsames Sorgerecht.
    Nach einer Trennung erhält der Elternteil das Sorgerecht, bei dem die Kinder wohnen, dann ist auch egal, ob sie vorher verheiratet waren oder nicht.
    Gemeinsames Sorgerecht nach einer Trennung gäbe es, wenn beide Elternteile es vereinbaren oder es wird im Streitfall vor Gericht geregelt.


    Und nein, Vaterschaftsanerkennung und Sorgerecht sind zwei verschiedene Sachen. Während man die Vaterschaft auf dem Standesamt anerkennen kann, muss das Jugendamt das Sorgerecht beurkunden. Das ist jedesmal eine große Prozedur, weil man da alles dazu vorgelesen bekommt und mehrere Seiten Papier in 3-facher Ausfertigung (Mutter, Vater, Kind) bekommt. Und es gibt zumindest hier monatelange Wartezeiten für einen Termin auf dem Jugendamt. Ich musste das nun schon 3 x machen, ich finde es völlig sinnlos, eben weil es eigentlich selbstverständlich ist.

    Okay in NRW wurde die Vaterschaftsanerkennung beim Jugendamt gemacht und ich wurde bei Terminvereinbarung gefragt, ob dabei auch ein gemeinsames Sorgerecht vereinbart werden soll. Da wir kein gemeinsames Sorgerecht vereinbart haben, weiß ich nicht, wie das Prozedere dann weitergegangen wäre.


    Shevek: Ich stimme vollkommen mit Dir überein, dass der Vater das Sorgerecht nicht gegen den Willen der Mutter bekommen sollte, wenn dadurch das Kindeswohl gefährdet ist.
    Aber das sind doch wie gesagt die viel selteneren Fälle. Und in denen könnte dann viel genauer hingeschaut werden, weil das Amt sich viel Zeit spart für die ganzen Fälle, wo es selbstverständlich ist, das sich beide kümmern, genau wie bei verheirateten Paaren.

    Aber es geht beim Sorgerecht doch eben vor allem um die organisatorischen Sachen, welche Schule besucht das Kind, welche OPs werden gemacht, Ausstellen eines Ausweises, Mitgliedschaftsantrag bei manchen Vereinen. Wenn sich die Eltern darin einig sind, ist es doch egal, ob nur ein Elternteil das Sorgerecht hat und die ganzen Papiere unterschreibt oder ob beide Unterschriften nötig sind.


    Die Probleme entstehen immer nur an dem Punkt, an dem sich die Eltern NICHT einig sind und ich sehe nicht wie durch ein gemeinsames Sorgerecht diese Probleme weniger werden.

    Und doch, genau darum geht es auch, Shevek. Nämlich dass diesen 89% der Aufwand für die Beantragung des gemeinsamen Sorgerechts gespart werden kann.

    Welchen Aufwand haben denn die 89% bisher?
    Die Eltern konnten noch vor der Geburt oder zu jedem beliebigen Zeitpunkt nach der Geburt zum Jugendamt gehen und eine gemeinsame Sorgerechtserklärung (keine Ahnung wie das ofiziell heißt) abgeben.
    Das einzige, was sich geändert hat ist, dass Väter nun fast automatisch das gemeinsame Sorgerecht auch gegen den Willen der Mutter erhalten können.
    In einer intakten Beziehung wird das wohl eher selten vorkommen, also verschlechtert das Gesetz vor allem die Lage der Mütter, die eben keine intakte Beziehung* mit dem Vater des gemeinsames Kindes führen.


    *intakt auch im Sinne von freundschaftlichem Umgang miteinander nach einer Trennung


    edit: und soweit ich das verstanden habe, muss das gemeinsame Sorgerecht doch auch weiterhin beantragt werden, nur die Art der Beantragung ändert sich, oder?


    edit2: Zitat gekürzt

    Ich verstehe an der Diskussion nicht wieso die bestehenden Ungleichheiten bei Ernäherrolle und Kinderbeteuung es rechtfertigen Väter vom Sorgerecht auszuschließen?

    Mir ging es dabei darum, dass Väter durch eine klassische Rollenverteilung oft schon in der Beziehung weniger vom Alltag ihrer Kinder mitbekommen als Mütter, die hauptsächlich die Aufgabe der Kinderbetreuung (Arztbesuche, Elterngespräche, Hilfe bei den Hausaufgaben) übernehmen. Wenn ein Vater nun nach einer Trennung gerne ein freies Leben führen möchte und die Kinder nur alle 14Tage am Wochenende und Mittwoch Nachmittag sieht hat er meiner Meinung nach NICHT genügend Einblick in das Leben der Kinder um Entscheidungen IM SINNE DER KINDER mitzutreffen. Natürlich kann man jetzt sagen, die Mutter kann ihn ja regelmäßig informieren sollte, aber gerade nach einer Trennung hätte ich wenig Lust meine wenige Freizeit als Alleinerziehende damit zu verbringen meinen Ex über alles zu unterrichten, was seiner Meinung nach für ihn von Interesse ist.


    Die bestehende Ungeichheit als Argument zu nehmen noch mehr zu erzeugen indem die Väter entrechtet werden und ihnen erstmal die Fähigkeit und den Willen abzusprechen sich um die Kinder zu Sorgen leuchtet mir nicht ein.

    Die Lösung kann aber auch nicht sein, dem Vater mehr Rechte einzuräumen und der Mutter dadurch noch mehr Pflichten aufzubürden.
    In der Praxis heißt gemeinsames Sorgerecht oft, dass ich als Mutter die Folgen der vom Vater mitgetroffenen Entscheidungen alleine tragen muss, allein viele Entscheidungen nicht einmal treffen darf.


    Und er erhält im Extremfall auch Macht über mein Leben, ich kann den tollen Job dann leider nicht annehmen, weil er nicht einverstanden ist, dass ich mit den Kindern dafür weiter wegziehe. Andersherum kann er aber sehr wohl wegziehen ohne dass es mein Einverständnis braucht.
    Gerade bei diesem Thema geht es doch nicht um Kinderrechte, sonst bräuchte es doch bei beiden Entscheidungen -Umzug des Vaters, Umzug der
    Mutter- das Einverständnis des anderen Elternteils, weil beides Auswirkungen auf die Kinder hat.



    Wenn mehr Gerechtigkeit her soll, dann doch bitte auch bei den Pflichten.
    Staubschaefchen hat sehr schön dazu geschrieben:

    Und eigentlich wären jetzt die Väter gefragt, die nach ihrem Sorgerecht schreien, die sagen: Hallo, liebe Mütter, wir übernehmen jetzt die Hälfte der Elternzeit, wir lassen uns auch aufs Kind krank schreiben oder machen mal früher Schluss damit wir die Kinder zur Musikschule fahren oder zum Elterngespräch gehen können.
    Dann könnte ich diesen Vätern ihren Wunsch nach dem Sorgerecht nämlich sogar wirklich glauben. :)


    Aber andererseits so ist es nunmal wenn sich zwei entschlossen haben gemeinsam ein Kind zu zeugen. Die Väter umgekehrt erstmal unter Generalverdacht zu stellen geht auch nicht. Die Väter gehören genauso dazu.
    Ich seh das wie Arnoli: Männer im vorraus zu bestrafen, weil sie später bestimmt nicht genug in der Familie mitanpacken ist keine Option.
    Frauen die sich auf die klassische Rollenverteilung einlassen sind im Scheidungsfall die materiellen Verlierer, ganz klar. Allerdings sind Väter die kaum ihre Kinder sehen, weil sie immer arbeiten und die Last des Geld verdienens alleine tragen müssen in meinen AUgen auch blöd dran, weil ihnen ganz viel entgeht.
    Darum Mut zum teilen :) auch beim Sorgerecht .

    Teilen, immer gerne, aber dann bitte auch da wo es unangenehm ist. Nicht beim Backen helfen wollen aber dann bitte das schönste Stück Kuchen mit Zuckerguss und Erdbeere haben wollen geht dann eben auch nicht. ;)

    Man sollte sich beim Sex bewusst sein, dass daraus ein Kind entstehen kann, egal wie toll man verhütet. Das ist einfach so. Und ich finde das schon durchaus beachtenswert, bevor man mit jemanden ins Bett steigt - gerade weil die Konsequenzen hinterher eben nunmal zu tragen sind - sei es die Entscheidung für einen Abbruch, oder die für eine Elternschaft.

    Hier stimme ich voll mit dir überein.


    Und zum Thema das sei frauenverachtend - biologisch gesehen ist es nunmal so, dass erstmal ich die direkten Konsequenzen (körperlich) habe. Die muss ich tragen können und darüber kann ich bestimmen - entweder grundsätzlich oder eben dann durch eine akute Handlung. Aber zu sagen "ja ich krieg das Kind" aber den Vater dann lieber nicht haben zu wollen - ich finde, das geht nicht.

    Aber der Fall liegt ja oft anders. Beide sagen ja zum Kind, aber die Folgen trägt auch heute noch oft die Mutter alleine.


    Sie wird schwanger, beide wollten das Kind und damit ist es von seiner Seite aber auch oft schon getan, teilweise auch in Beziehungen.
    Dann ist die Mutter es, die die Kinder wickelt, mit Ihnen zum Arzt geht, die Nächte neben einem kranken Kind durchwacht.
    Während er weiter seinen Beruf und Freundekreis pflegen kann, "nach der Arbeit, brauch ich auch mal ein Abend mit meinen Kumpels", verarztet sie aufgeschlagene Knie, liest Gute Nacht Geschichten vor, organisiert Spielnachmittage mit Kindergarten- und Schulfreunden, führt Elterngespräche, hört sich die Sorgen und Ängste der Kinder an.
    Vieles davon entsteht natürlich durch die klassische Rollenverteilung, er arbeitet, sie bleibt zuhause mit den Kindern.
    Nach einer Trennung verschärft sich dieser Zustand noch einmal. Während ihm als Alleinstehender mit "Wochenendkindern" beruflich alle Wege offen stehen, kämpft man als Alleinerziehende einen familienkompatiblen Arbeitsplatz zu bekommen.


    Eine Kindeswohlgefährdung besteht durch den Vater der Kinder dann nicht direkt, aber teilweise ist er so weit vom Alltagsleben mit Kindern weg, dass es gar keine Grundlage gibt, auf der er vernünftig Entscheidungen IM SINNE DER KINDER mittreffen kann. Während eine Alleinerziehende immer und selbstverständlich für mehrere Personen rechnet (Geld einteilen, Zeit einteilen), jammert er über den Unterhalt, weil sein Auto kaputtgegangen ist. Das müsste sich eine Mutter mal erlauben über die Kosten für Wohnung, Nahrung und Kleidung der Kinder bei ihm zu jammern, weil eine Autoreparatur nötig ist.

    Und habe ich das richtig verstanden, dass man mit einem Veto als Sorgeberechtigter erstmal jede aktive Veränderung stoppen kann? Also zb. wenn das Kind getauft werden soll oder für ein Jahr ins Ausland gehen soll oder die Schule wechseln soll, kann man seine Unterschrift verweigern und dann bleibt erst einmal alles, wie es ist?

    Man kann Veränderungen nicht nur stoppen, sondern sie sind erst einmal nicht möglich.
    Mein Ex war durch einen Systemfehler als Mitsorgeberechtigter eingetragen, dadurch musste ich erst beweisen, dass ich alleine sorgeberechtigt bin, bevor meinem Kind ein Reisepass ausgestellt wurde, sonst hätten wir ohne die Unterschrift des Vaters keinen Ausweis bekommen.
    OPs, bestimmte Untersuchungen, Schulanmeldung sind mWn ohne die Unterschriften beider Sorgeberechtigter nicht möglich.
    Eine einwöchige Urlaubsreise mit dem Kind ins Ausland kann schon Schwierigkeiten bringen, wenn der andere Sorgeberechtigte nicht einverstanden ist.

    Wobei mich wundert, dass die Schule einfach nach Hause schicken darf, die haben doch so eine Art Aufsichtspflicht. Müssen die euch nicht wenigstens anrufen, wenn das Kind früher kommt? In beiden Grundschulen meiner Tochter war/ist das so. Und wenn sie die Eltern nicht erreichen, bleibt das Kind in der Schule- bis zum regulären Schulschluss.

    Ich kenne beides. Die jetzige Schule gibt Bescheid, aber an der alten Schule gab es so etwas nicht und es kam auch manchmal vor, dass Eltern ihr Kind zum regulären Schulschluß abholen kamen und niemand wusste, wo das Kind steckt, weil der Unterricht wegen ausgefallener Stunden früher endete. Zum Glück ist aber nie etwas schlimmeres passiert.
    Wir hätten auch nicht Bescheid bekommen, wenn das Kind morgens nicht angekommen wäre (wenn z.B. etwas auf dem Schulweg passiert wäre).

    Hallo Junis,
    ich glaube, jeder liest so einen Text mit seinen eigenen Erfahrungen im Hinterkopf und so wird eine Geschichte oft unterschiedlich wahrgenommen. Ich persönlich mag den Vater in der Geschichte nicht leiden, auch wenn er sich danach entschuldigt (und wahrscheinlich ist seine Entschuldigung nicht mal aufrichtig ;) , sonst würde er nicht gleich wieder so ärgerlich, als er den Geldkarton seines Sohnes sieht).


    Ich weiß, dass ich hier ziemlich viel in eine Geschichte reininterpretiere, aber die Beschreibung dieser Vater-Kind-Beziehung piekst irgendetwas in mir ziemlich heftig an. :)


    Und natürlich reagiere ich selbst meinen Kindern gegenüber manchmal unfair und mache Fehler, leider, denn gesagtes lässt sich nicht zurücknehmen, auch wenn man es gerne wieder gutmachen möchte.



    Ich hoffe es ist okay, wenn ich eine andere Geschichte hier anhänge um zu erklären was ich meine.


    "Es war einmal ein junger Mann, der sehr schnell wütend wurde.
    Sein Vater schlug ihm eines Tages vor, er solle jedes mal, wenn er wütend ist und mit seinen Worten einen anderen Menschen verletzte einen Nagel in die hölzeren Kellertür schlagen.
    So machte es der junge Mann und schon am Ende des ersten Tages hatte er einige Nägel in die Tür geschlagen. Mit der Zeit wurden es weniger und weniger Nägel, da dem jungen Mann sein Verhalten dadurch bewusster wurde. Irgendwann hatte er gelernt mit seinen Gefühlen umzugehen und musste keinen einzigen Nagel mehr in die Tür hauen.
    Stolz erzählte er es seinem Vater. Dieser schlug nun vor, immer einen Nagel aus der Tür zu ziehen, wenn der der junge Mann einem anderen Menschen eine Freude macht. Und wieder vergingen viele Tage, bis die Tür komplett leer war.
    Der Mann rief erneut seinen Vater. Dieser sagte: "Nun sind alle Nägel weg, aber schau dir die Tür an, sie ist voller Löcher. So ist es auch mit der Wut, auch wenn du es wieder gut machst, bleiben doch Spuren zurück."
    (Ich hoffe, ich darf die Geschichte hier so reinstellen, sie wurde mir vor vielen Jahren von einer Freundin erzählt. Ich hab versucht übers Internet den Autor herauszufinden, aber ich finde nur unterschiedliche Versionen der Geschichte in Foren etc ohne Autorenangabe.)

    Ich finde die Geschichte eher beklemmend als traurig. Und obwohl ich selbst ohne Vater aufwuchs, finde ich nicht, dass meine Situation als Kind besonders bemitleidenswert war.

    Zitat

    Hm,
    tun euch dann auch alle Kinder leid, die täglich keine 1 Stunde-
    exklusive- Vater- Zeit haben oder die ihren Vater (obwohl sie gemeinsam
    leben) nur am Wochenende sehen?

    Das finde ich in der Geschichte gar nicht den entscheidenden Punkt (es kommt wohl nicht selten vor, dass Väter (und Mütter) nicht so viel Zeit für die Familie haben, wie es die Familienmitglieder wünschen),
    sondern eher die Haltung des Vaters gegenüber seinem Kind:

    "Das geht Dich gar nichts an. Warum fragst Du solche Sachen?" sagte der Mann ärgerlich.

    Als der Mann sah, dass sein Sohn bereits einiges an Geld hatte, wurde er wieder ärgerlich,
    während sein Sohn langsam das Geld zählte. “Warum hast Du mich nach Geld gefragt, wenn Du doch schon welches hattest?”

    Und auf der anderen Seite der Junge, der sich die Zeit/Liebe? seines Vaters im wahrsten Sinne des Wortes erkaufen muss.



    :)

    Lachen im Schlaf kenne ich auch bei meinen. #herzen
    Oder sie brabbeln im Schlaf und wenn ich dann nachfrage, bekomme ich auch manchmal eine mehr oder weniger sinnvolle Antwort.