Silbermöwe zitiert hast - ich glaub ihr natürlich, dass sie mit der Einrichtung glücklich war. Bleibe trotzdem dabei, dass ihr Text zeigt, dass Defizite gesehen werden und nicht die Stärken.
Nur als ein Beispiel, ich wurde an mehreren Stellen erwähnt:
es ist OK, über das, was ich hier schreibe, geteilter Meinung zu sein! Ich fühle mich dadurch nicht angegriffen, sondern schreibe absichtlich so, denn ich bin selbst geteilter Meinung zu den Waldorfschulen wie zu der Theorie und Praxis aller Einrichtungen, die auf Anthroposophie beruhen.
Die Stärken meines Kindes wurden in dieser Kita gesehen und ein Teil von ihnen auch gefördert. Dies wurde klar kommuniziert, so dass ich die anderen Stärken zuhause fördern konnte. Die Defizite waren unübersehbar und wurden aufgefangen weit über das Maß dessen hinaus, was eine normale Kita leisten kann. Das war richtig gut.
In eine Waldorfschule hätte ich dieses Kind niemals gegeben! Auch wenn ihm Bruchrechnen in der dritten Klasse wesentlich besser getan hätte als der verdammte Zahlenstrahl im Bereich bis 1000, den er in der staatlichen Grundschule bis zur Verzweiflung und weit darüber hinaus bearbeiten musste, wäre er mit seiner intellektuellen Hochbegabung, Leidenschaft für gute Noten und den ungeschickten Fingern dort einfach fehl am Platz gewesen.
Auf dieser individuellen, bedürfnisorientierten Ebene ist meine Haltung darum, dass man schauen muss, ob die gelebte Pädagogik einer bestimmten Schule zum Kind passt. Wenn ja, ist alles gut und verträgt sich problemlos mit der Haltung dieses Forums; wenn nein, muss man weitersuchen. Für meine Kinder habe ich das Optimum nicht finden können, sie passen nur teilweise ins Schulsystem.
Auf der grundsätzlichen Ebene, der Anthroposophie, hat man alle Stärken und Schwächen einer kleinen sozialen Gruppe, die sich in der Mehrheitsgesellschaft behaupten will. Das Gefühl, im Besitz der Wahrheit zu sein, der Bezug auf einen Gründungsheiligen, dessen Ansichten weitgehend sakrosankt sind, und die Abwertung Außenstehender als unwissender Laien sind soziale Phänomene, die es in allen Sekten und vielen Subkulturen gibt. In diesem speziellen Fall wird man im System aber nicht gefangen, sondern wächst von allein hinaus, was auch ausdrücklich als Ziel benannt wird. Es handelt sich um keine geschlossene Sekte, sondern um eine offene Subkultur. Sie ist Teil des Alternativen sozialen Milieus.
Mich ärgert aber so ein genereller Vorwurf wie z.B. die Behauptung, wer an einer Waldorfschule durchs Abi falle, stehe ohne alles da. Das ist, wie in der Bildung so häufig, Ländersache! Wo immer das Bundesland es erlaubt, wird das Zeugnis nach der 12. Klasse in einen Realschulabschluß umgewandelt oder bei dafür zu schwachen Schulleistungen in einen Hauptschulabschluß, den es auf Wunsch auch ab Ende der gesetzlichen Schulpflicht gibt; beim Wunsch, das Abitur zu machen, muss der Notenspiegel nach der 12. Klasse so sein, dass er einem Realschulabschluß mit Qualifikationsvermerk entspricht. Ich meine, dass mancherorts alle WaldorfSuS die Prüfungen zum MSA machen. Das Abi wird nach den Regeln der Externenprüfung abgelegt, es kommen also Lehrkräfte von Gymnasien, um diese Prüfungen abzunehmen. Dadurch wird sichergestellt, dass es eben kein Gefälligkeitszeugnis, sondern gleichwertig zu denen anderer Schulen ist.
Mit anderen Worten, wenn jemand in der Mitte der 13. Klasse an einer Waldorfschule noch keinen Schulabschluß hat, dann liegt das nicht an der Waldorfpädagogik, sondern am Bildungsministerium des entsprechenden Bundeslandes.