Ich kam heute total entspannt vom Wochenendausflug zu meiner Mutter zurück, ca. 2 Stunden Bahnfahrt mit ein mal Umsteigen, dazu eine gute halbe Stunde mit der U-Bahn.
Für das längere Zugstück haben wir Plätze im Kleinkindabteil gebucht. So bald wir darin sind, ziehen die Kinder ihre Jacken und Schuhe aus und dürfen auf den Sitzen herum klettern. War das Kleinkindabteil bei vergangenen Fahrten ausgebucht oder nicht vorhanden, habe ich meine Jungs sorgfältigst entklebt, und dann ließ ich sie eben durch den Großraum wandern. Die meisten Reisenden reagieren sehr freundlich, wenn so ein Zweijähriger sie neugierig betrachtet. Menschen mit Tastaturen habe ich gezielt angesprochen und gebeten, mir Bescheid zu geben, falls meine Kinder ihre Finger nicht bei sich behalten könnten. Das Problem hatten wir aber nur sehr selten.
Als Proviant nahmen wir kleinteilige Sachen mit, die nicht schmieren: Kohlrabi- und Apfelstücke, salzige Cracker und Butterkekse. Rosinenbrötchen sind auch bewährt, daraus können Kleinkinderfinger mindestens 20 Minuten lang Rosinen herauspulen.
Wir haben immer irgend eine spannende Beschäftigung dabei, die gar kein Zubehör braucht: ein neues Gedicht, Lieder, Fingerspiele, für den Großen "ich sehe was, was du nicht siehst" bzw. "ich denke mir ein Ding". Außerdem je einen kinderfaustgroßen Feuerwehrwagen und einen eben so großen Zug, ein Buch über Eisenbahnen und eines über andere Themen, die gerade aktuell sind. Außerdem habe ich keine Hemmungen mehr, mit meinen Kindern leise zu singen: darüber haben sich noch nie Mitreisende beschwert, es gab aber oft Komplimente dafür. Und wir plaudern auch gern mit den Leuten um uns herum.
Gewickelt habe ich in der Vergangenheit meist auf dem Fußboden im Eingangsbereich oder im Kleinkindabteil. Die Zugtoiletten sind mir dafür wirklich zu eklig und mein Großer hat einen Heidenrespekt vor den lauten Zwischenstücken zwischen den Waggons, so dass er beim Saubermachen hoch kooperativ war, um nur schnell fertig zu werden und jetzt, wenn ich den Kleinen putze, nicht daran denkt, Unfug zu machen. Der Kleine schaut sich das vom Großen ab.
Ich finde Bahnreisen für die Kinder viel angenehmer als Autoreisen, weil ich sie versorgen kann, ohne dass wir dafür anhalten müssen, und weil niemand angeschnallt ist. Den Mitreisenden mute ich zu, dass meine Kinder sich nicht wie Erwachsene benehmen sondern eben wie Kinder - und meine Jungs verhalten sich auf diesen Fahrten so öffentlichkeitstauglich wie es ihnen überhaupt möglich ist. Das ist natürlich tagesformabhängig.
Wer sich davon noch gestört äußert, den bitte ich höflich um Verständnis für mein Kind, tröste dieses und frage die Zugbegleiter nach anderen Sitzplätzen für die gestörten Mitreisenden oder meine Kinder. So sind wir zwei mal aus dem Ruhebereich eines Großraumwagens in ein leeres Erste-Klasse-Abteil umplatziert worden.
Auf jeden Fall wappne ich mich für Zugfahrten mit der inneren Haltung, dass meine Kinder keine peinlichen Plagegeister, sondern großartige Reisebegleiter sind und wir jetzt einfach ein paar Stunden Zeit mit einander verbringen, ohne dass ich irgend etwas anderes tun muss als für sie da zu sein. Meistens können wir diese Zeit dann sehr genießen.
Lieben Gruß -
Silbermöwe