Zitat von Gänsebraten:
Zitatmänne meint aber ob strafe oder konsequenz, ob ein zusammenhang mit der "tat" besteht, oder nicht, ist völlig egal.
Und ich würde gerne auch meinem Mann plausibel machen, warum wir Strafen vermeiden wollen / sollen.
Das Milchbeispiel ginge hier anders...
Kind will selbst Milch eingießen, dreht den Deckel auf, schüttet etwas daneben und etwas ins Glas.
"Mama, da ist eine Pfütze!"
"Ja Kind. Hier ist der Lappen, damit kannst Du sie wegwischen."
Kind wischt, dabei kippt das Glas um.
"Maamaaaa eine Überschweeeeeeemmung!"
*Tröstend* "Das ist nicht schlimm, wir wischen sie weg, und dann bekommst Du neue Milch."
*Trotz, Geheul, wütendes Herumfuchteln* "Ich wollte aber DIESE Milch trinken!!!!"
Natürliche Konsequenz: Mama hat noch vor dem ersten Kaffee ein Trotzkind am Frühstückstisch, Kind kann die verschüttete Milch nicht mehr trinken und empfindet das als ganz fürchterliche Härte. Wieso man das ganze noch mit Strafen garnieren sollte, verstehe ich nicht. Das Elend ist eh schon viel größer als eine Milchpfütze.
Anderes Beispiel:
Wir sitzen gemeinsam bei einer netten Mahlzeit. Bei uns gilt, dass alle bis zu gemeinsamen Dank sitzen bleiben. Kind hat keinen Hunger mehr und fängt an, mit dem Essen zu spielen (eigentlich verboten, in geringem Umfang sehen wir darüber hinweg). Irgendwann fliegen Erbsen über den Tisch.
Ich: "Kind, so nicht! Erbsen sind Lebensmittel, mit denen gehen wir sorgfältig um!"
Kind wirft die nächste Erbse mit großer Sorgfalt in sein Trinkglas...
Ich räume kommentarlos den Kinderteller aus seiner Reichweite.
Kind "Will den Teller wieder haben!"
ich: "Was willst du mit dem Teller tun?"
Kind: "Erbsen löffeln!"
ich: "OK, probieren wir es noch ein mal. Aber wenn Du keinen Hunger mehr hast, können wir auch danken, dann ist die Mahlzeit beendet."
Kind isst noch eine Erbse, ist dann satt. Wir danken, Kind hüpft herum und ich komme endlich dazu, meine eigenen Erbsen zu essen.
Würde ich jetzt noch eine Strafe fürs Erbsenwerfen aussprechen, dann bliebe ich hungrig. Das muss ich mir nicht antun. Den bespielten Teller außer Reichweite zu räumen, bis das erwünschte Verhalten angeboten wird, ist etwas, was der kleine Spezialist sofort versteht: eine für ihn logische Konsequenz. Unser Angebot, die Mahlzeit offiziell zu beenden, bietet ihm einen positiven Ausweg, so dass es nur bei extremer Müdigkeit Trotzanfälle gibt. Und in meiner nächsten Hausarbeitszeit hilft er mir dann, unter dem Tisch zu fegen.
Das zentrale Argument bei uns gegen Strafen und für logische Konsequenzen ist, dass wir gerne angenehm mit einander leben möchten. Dafür müssen alle bestimmte Spielregeln kennen und beachten, aber das können wir uns gegenseitig angewöhnen, ohne mit Strafen zusätzliches Leid zu verursachen - wir lieben uns doch!
Lieben Gruß - Silbermöwe