Danke die.lumme
, sehr interessant.
Also schnelles Drüberlesen zeigt, dass nach der Studie Frauen mit Pilleneinnahme im Teeniealter 1,7 bis 3x höheres Risiko haben an Depressionen zu erkranken als Frauen ohne oder mit Pilleneinahme im Erwachsenenalter. Das ist aber erstmal nur eine Korrelation, keine Kausalität.
Ausführlicheres Drüberlesen (konnte die Originalstudie runterladen) zeigte noch folgendes:
"Third factors that have previously been proposed to explain the relationship between OC use and depression risk such as age at sexual debut, and, importantly, current OC use, did not account for the results in propensity score analyses."
Die Autoren haben also offenbar auch andere Faktoren mit berücksichtigt, somit ist eine Kausalität ja durchaus naheliegend.
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Das sind jetzt diese zwei Faktoren, die als Ursache ausgeschlossen wurden? Oder auch noch andere?
Was ich an dem Thema ein bisschen problematisch finde sind zwei Dinge:
Erstens widerspricht es meiner Erfahrung, dass irgendwer in Deutschland Hormonpillen einfach so und ohne groß nachzudenken verschreiben würde. Ich habe das eher wie asreileeth
erlebt. Die Mädchen, die die Pille verschrieben kriegen, kriegen damit üblicherweise schwerwiegende Probleme gelöst. Und das erhöhte Risiko (das ist ja schon mal was anderes als deren sicheres Eintreten) für spätere Depressionen wäre bei rationaler Abwägung in den meisten Fällen immer noch besser als das Problem. Es wird bei sowas aber dann oft nicht rational abgewägt, sondern gerne mal mit „Medikamente sind böse, Natur ist gut, halte halt dein Problem aus“ reagiert.
Zweitens gibt es eine große Zahl anderer bekannter Risikofaktoren für Depressionen, auf die allgemein nur mit einem Schulterzucken reagiert wird. „Kann man nichts ändern.“
Es sind z.B. Risikofaktoren, wenn Menschen keine Gestaltungsmöglichkeiten bei ihrer Arbeit haben oder wenn sie sich nicht als Teil einer Gruppe fühlen können. Oder wenn sie zu viel Werbung für Konsumgüter ausgesetzt sind. Oder einer unsichere Zukunft.
Pille in der Jugend zu diskutieren ist dagegen mehr so die Kategorie „selbst schuld, was hast du damals auch...“.
Das Wissen darum, dass Hormone ein Problemfaktor bei Depressionen sind, sollte man dazu nutzen, auch danach zu schauen, ob man mit gezielter Hormonsubstitution die Depressionen weg kriegt. Aber das passiert normalerweise nicht, weil der Psychiater weder Endokrinologin noch Gynäkologin ist und sich auf dem Gebiet nicht wirklich auskennt. Und dann kommt noch als weitere Komplexitätsstufe dazu, dass man natürlich bei Männern und Frauen in der Dosierung große Unterschiede machen muss und bei Frauen zusätzlich noch auf den Zyklus achten muss.