Liebe Raben,
mein Sohn wird bald vier und geht seit knapp einem Jahr in den Kindergarten (vorher Tagesmutter). Wir leben in einer sächsischen Großstadt und waren froh, überhaupt in relativer Nähe einen Platz in einem der (städtisch geführten) Kindergärten bekommen zu haben.
Die Eingewöhnung lief auch ok und wir haben Glück mit der Bezugserzieherin unseres Sohnes. Er hängt sehr an ihr und mag ihre ruhige, ausgeglichene Art.
Generell ist unser Sohn erstmal ziemlich scheu, redet ungern mit fremden Erwachsenen, taut nur langsam auf. Auf vertrautem Terrain ist er dann lebhaft, sozial kompetent ;-), witzig, schlau...
Aber er ist auch "eigen", d.h. er ist nicht so angepasst und "widersetzt" sich auch gerne mal irgendwelchen Ansagen. Von zu Hause ist er es halt gewöhnt, dass wir ihm begründen, weshalb etwas jetzt notwendig ist, und keine (gefühlt) willkürlichen Ansagen machen. An Neues (auch neue Schuhe o.ä.) gewöhnt er sich oft nur langsam, da braucht es dann etwas Fingerspitzengefühl zur Überzeugung. Aber grundsätzlich ist er - inzwischen! - durchaus kompromiss- und kooperationsbereit.
Im Kindergarten gibt es jedoch immer wieder Situationen, die mir schräg aufstoßen. Die Erzieherinnen dort, zumindest die etwas älteren, vertreten teilweise eine Grundhaltung bzgl. Erziehung und Umgang mit Kindern, die meinem bedürfnisorientiertem Umgang entgegen steht und eher noch aus Zeiten der ehemaligen DDR stammt: Kinder werden gepolt auf Konformität, sollen nicht aus der Reihe tanzen, Anweisungen sofort befolgen und eben generell "brav", "artig", angepasst sein. Sie sollen alles essen (zumindest probieren), sollen allen Erzieherinnen die Hand geben (auch früh beim Abgeben, wenn der Abschied schmerzt), sollen...ach, was weiß ich. Funktionieren halt.
Wenn mein Sohn bestimmte Dinge nicht (sofort) so macht, wird gesagt "Das muss er lernen", generell wird von "Du musst..." gesprochen, es wird mit den Kindern einfach nicht respektvoll umgegangen, sondern sehr von oben herab. Sie müssen eben "erzogen" werden. Der Ton ist oft unfreundlich, es wird eine Atmosphäre des "Gehorchen müssens" geschaffen. Da gibt es ein, zwei bestimmte Exemplare, bei denen ich das als besonders stark so erlebe. Leider hat mein Sohn mit einer davon sehr oft zu tun.
Da beobachte ich z.B. Situationen wie diese: Sohni sitzt am Tisch und malt fröhlich. Plötzlich steht die Erzieherin hinter ihm, nimmt ihm ohne Worte den Stift aus der Hand, presst ihn anders in seine Hand und sagt in unfreundlichem Ton: "So musst du den halten! Das musst du lernen." Sie sieht, dass ich da bin, sagt, zu mir gewandt: "Ja, das muss er lernen! In der Schule muss er den dann richtig halten!" Ich sage (freundlich bemüht, obwohl ich innerlich koche): "Naja, bis dahin hat er ja noch drei Jahre Zeit." Sie: "Ja, aber auch beim Malen ist das schon wichtig!" Ich (immer noch freundlich bemüht ): "Mir ist es eigentlich wichtiger, dass er Freude am Malen hat." Missbilligender Blick von ihr. Söhnchen hat längst den Stift aus der Hand gelegt und fühlt sich sichtlich unwohl.
Sowas kommt in verschiedenen Situationen immer wieder vor. Er möchte morgens nicht die Hand geben - es wird nach ihr gegrapscht ("GUTEN MORGEN! Schau mich an dabei.") Er möchte mittags nicht mit der scharfen Zahnpasta die Zähne putzen - er muss aber. (Da hab ich übrigens interveniert, als er mir das erzählt hat - und klargestellt, dass ich das nicht möchte, weil er bereits zu Hause zweimal mit Zahnpasta die Zähne putzt.)
Wie geht man denn mit sowas um? Also dem Kiga gegenüber - aber auch Söhnchen gegenüber? Im Kiga sind wir, glaube ich, eh schon in der Schublade "viel zu weich in der Erziehung". Ich kann dort sicher sagen, was für mich/uns geht und was nicht, aber verstanden werde ich dort sicher nicht. Und ob sich der Umgang mit meinem Sohn dadurch bessert, bezweifle ich.
Kiga-Wechsel ist übrigens leider keine Option, da keine Chance.
Meinem Sohn habe ich in letzter Zeit, als ich das verstärkt mitbekam, vermittelt, dass auch ich das Verhalten dieser Erzieherin zu streng finde. Ich hab ihm gesagt, dass manche Erwachsene glauben, sie müssten so streng sein, weil sie es selber leider nicht anders gelernt haben. Und dass er die Dinge, die diese Erzieherin von ihm verlangt, nicht machen muss. Ich hab es auch ein bisschen versucht zu entdramatisieren, indem ich sie ein bisschen lächerlich gemacht habe - "die ist so ruppig" und dann mit ihm gemeinsam darüber gelacht; ich hab mich einmal sogar dazu hinreißen lassen, zu sagen "die olle Pute" - in lustigem Ton - und er hat sich kringelig darüber gelacht.
Aber ich bin mir nicht sicher, ob das...ähm...der korrekte Weg ist (wohl eher nicht...).
Mir geht es halt darum, ihn zu stärken - damit er sich in Gegenwart solcher "DRachen" nicht klein fühlt (ich weiß noch genau, wie ich mich früher mit solchen dämlichen Erzieherinnen gefühlt habe... ;( ), sich durch mich verstanden fühlt und signalisiert bekommt: "Nicht du bist falsch, sondern die Frau macht was falsch!"
Was meint ihr? Wie sollte man damit umgehen?
Ich danke Euch für Ideen...
Mascha