Ich kenne auch ziemlich viele Menschen, die eher nicht interessiert sind an Prävention und impfen. Das weniger, weil sie Impfungen ablehnen, sondern weil sie schlicht nicht so viel Interesse daran haben. Mein eigener Mann ist auch so ein Exemplar. Er wäre gerne geimpft und er hätte sogar Zeit sich impfen zu lassen. Aber er mag die Freizeit dafür nicht opfern, findet es dann doch nicht so wichtig, verschiebt und verschiebt... Und wenn er krank zum Arzt geht, kann er ja auch nicht gut geimpft werden. Im Winter zittert er dann immer, ob er sich jetzt doch die Grippe fängt, weil er die Impfung wieder verschludert hat. Von den wirklich wichtigen Impfungen in seinem Alter reden wir mal gar nicht.
Mein Schwiegervater legt noch einen drauf, als typischer Westfale geht er halt überhaupt nicht zum Arzt, solange er noch irgendwie stehen kann.
Und das sind für mich zwei ganz typische Exemplare. Ich würde fast behaupten mein Mann zumindest schwimmt da absolut in der Menge derer, die hier in ihrer typischen Art leben.
Ich hab schon viel in Arztpraxen mitgearbeitet und selbst die Leute, die zum CheckUp gehen und das sind ja nicht allzu viele, wenn man sie nicht ganz explizit einlädt, vergessen das Impfbuch dann zuhause oder haben eh gar keins mehr. Die kommen eigentlich eher, weil sie die Blutuntersuchung wollen und der Rest interessiert dann auch nicht.
Interessanterweise steigen die Impfquoten zumindest meiner Beobachtung nach wieder im hohen Alter. Die Altenheimbewohner werden durch die Hausärzte anscheinend weit besser erfasst und da sind die Impfungen, die für das Alter wichtig sind, dann auch wirklich durchgeführt. Im Moment arbeite ich in einem geriatrischen Fachkrankenhaus und finde das ganz bemerkenswert. Die Grippeimpfung ist bei den Altern überdurchschnittlich häufig wirklich durchgeführt worden, wenn es Patienten sind, die regelmässigen Hausarztkontakt haben, weil sie im Intervall besucht werden. Offenbar bringen die Hausärzte dann aktiv die Impfung zum Patienten hin. Bei normalen ambulanten Personen muss hingegen die Initiative vom Impfling ausgehen und das klappt eher nicht, weil die Leute eben gar nicht in der Praxis auftauchen.
Um Erwachsene zu erfassen, müsste es vermutlich auch da eine Impfpflicht geben, die kontrolliert wird. Das wäre vielleicht sinnvoller, aber noch schwerer durchzusetzen. Wäre in jedem Fall ein enormer Behördenaufwand, der teuer wäre.