Happy Spider, danke, ich verstehe jetzt besser, was Du meinst. Ich verstehe, dass das einleitende Zitat und vor allem die Worte "(Neben)job" und "(Neben)kind" von vielen als abwertend empfunden werden. Ich selbst finde das nicht so problematisch. Es überrascht mich aber, was für heftige Reaktionen diese Worte hervorrufen und wie wenig dann noch vom Rest des Beitrags und der anderen Beiträge übrig bleiben, obwohl viele erläuternde, relativierende und auch persönliche Dinge geschrieben wurden. Heißes Thema, auch beim 34. Mal.
Ich selbst las im Ausgangspost vor allem das hier:
Ich kann nicht 100% Mutter sein UND 100% Karriere machen. Weil sowohl der Tag auf 24 Stunden begrenzt ist als auch meine persönlichen Ressourcen nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen.
und fand mich darin wieder.
Ich habe jetzt auch verstanden, was mich so ärgert und an diesen Thread fesselt (abgesehen von dieser unsäglichen Tastatur, die ständig meinen Text verschwinden lässt).
Es wird hier unglaublich aggressiv diskutiert, was ich überzogen und unnötig finde. Das Eingangsposting war in einigen Formulierungen abwertend, aber warum wird darauf mit noch viel mehr Abwertung reagiert? Es gibt so schöne Dialoge wie diesen:
Auch in meiner perfekten Gleichstellungswelt muss sich jede Frau mit Kindern diese Fragen immer wieder stellen. Auch jeder Mann, klar, aber die Frage selbst ist immer noch nicht falsch.
Ich verstehe immer noch nicht, warum Männer von dieser Frage befreit sein sollten. Eine perfekte Gleichstellungswelt haben wir nicht, finde eine Annäherung aber durchaus erstrebenswert.
Ich mag es nicht, wenn das, was ich schreibe, nur halb gelesen und zitiert wird, so dass Schmarrn da steht, der nichts mehr mit dem zu tun hat, was ich sagen wollte, und mit dem bewiesen wird, dass ich nur die Hälfte verstehe, sprich in diesem Falle die halbe Menschheit ignoriere.
Was mir einleuchtet ist das:
Zusätzlich beinhaltet diese Fremdinterpretation meines lebens eine Abwertung (in diesem fall: du bist Vollzeit berufstätig und mit Leidenschaft dabei, also hast du NEBENkinder. Geht ja nicht anders.)
Ich selbst habe ohne zu zögern angeklickt, dass ich derzeit berufstätig mit Kind bin. Es ist so, der Job nimmt viel Raum ein, das Kind ist groß und läuft so nebenher. Dann durfte ich hier lesen, dass dieses "berufstätig mit Kind" ein "schlimmes, gruseliges Konzept" ist. Das ist doch genauso eine abwertende Fremdinterpretation. Warum ist dieses Konzept gruselig und schlimm? Ich hab mich nicht besser gefühlt, als ich gelesen hab, was ich da Schreckliches tue.
Und ich sehe auch den Leistungsgedanken vertreten, zum Beispiel:
genau das ging mir auch durch den Kopf. Hier ist auch ein Vater der, wie ich, 30 Stunden berufstätig ist und im Haushalt (mindestens) soviel wie ich macht. [...]
Meine Kinder sind im mir am aller wichtigsten! Das heißt aber nicht dass ich im Normalfall 100% meiner Zeit mit ihnen verbringen muss. Und wenn Sie mal 100% Eltern brauchen, bekommen wir das mit und hab diese Zeit. Ich oder mein Mann. Bisher kam es nicht vor, dass wir beide die wichtigste Besprechung des Jahrhunderts gleichzeitig hatten und unsere Kinder uns brauchten. Und dann müsste eben eine Besprechung dran glauben.
Dieses Lebensmodel ist uns sehr wichtig, und ich halte es auch für möglich es zu gestalten (wenn man das will). Eventuell hat man dann eine weile weniger Geld, weniger Zeit für Hobbies, schläft zuwenig ... aber wenn man das so will, geht's.
Ein verallgemeinerndes "Wenn man das so will, geht's" ist ein Leistungsgedanke und ich halte ihn für eine Illusion. Ich rede nicht von den wichtigen Ingenieur-Ehemännern, die so unersetzlich sind, dass ihr Chef ihnen keine Elternzeit "genehmigt". Ich meine eher Elternteile auf Montage oder im Schichtdienst oder in prekären Beschäftigungsverhältnissen oder Menschen, die einfach so nicht können, obwohl sie vielleicht wollten, weil sie die Kapazitäten nicht haben oder keine gute Betreuung oder eine Erkrankung oder ... Die können dann nicht und werden mit "wenn man das so will, geht's" auch irgendwie abgewertet, noch zusätzlich zu dem, dass sie nicht so privilegiert sind und diese Möglichkeiten nicht haben. Das passt dann auch zu diesem hier:
Ich habe weder einen Nebenjob noch ein Nebenkind und bin es satt, mich deswegen von anderen abwerten zu lassen, die es eben nicht schaffen, beides zu kombinieren!
Ähem, soweit ich sehe, schreiben hier im Thread nur Leute, die es "schaffen" (toll!!), beides zu kombinieren. Etwas "nicht schaffen" ist in unserer Gesellschaft eine Abwertung. Wenn Du eine Abwertung mit einer Abwertung beantwortest, wird der Dialog immer schwieriger.
Ich geb's auf....
Wie schonmal gesagt: es zeigt sehr schön, wie verankert dieses Denken ist.
Welches Denken genau meinst Du? Und bei wem hier im Thread ist "dieses Denken" so verankert, dass Du nur noch aufgeben kannst? Ich finde dieses "Ich geb's auf" sehr abwertend.
Ich stehe sonst eher auf der anderen Seite der Diskussion und ziehe für ich vor allem heraus, dass ich überrascht bin, wie selektiv die Wahrnehmung manchmal ist und wie aggressiv frau mitunter ihren Standpunkt gegen die ganze Welt verteidigt, obwohl das Gegenüber gar nicht so weit weg von einem selbst ist. Deshalb denke noch mal ganz fest an Zitat in meiner Sig.
LG Matilda