Ich habe sowohl eigene Erfahrungen mit dem Waldorfkosmos als auch viele im Bekannten- und Freundeskreis, die ihre Kinder an Waldorfschulen haben oder hatten. Da wir nicht weiter von der oben genannten Schule wohnen, kenne ich auch einige Eltern, die dort ihre Kinder haben.
Ja, was hat sicher auch gute Seiten, wie alles im Leben und ich kann nachvollziehen, dass diese Schulen für Menschen von außen und ohne Ahnung vom System erstmal kuschelig wirkt. Vor allem ist sie erstmal sehr anders als die meisten Regelschulen und allein aus dem Grund entscheiden sich schon viele Eltern dafür. Oft "schöner" eingerichtet, viel Natur, viel künstlerisch gestaltet. Keine Noten bis Klasse 9, die Klassen bleiben immer die gleichen, oft sind die einzügig. Dazu viele unübliche Fächer und Praktika. Handarbeit, Instrumente, Eurythmie. Landbaupraktikum, Schulgarten, gemeinsam filzen. Das wirkt für viele erstmal so schön gemütlich, entschleunigt und eben raus aus dem Leistungs- und Notendruck an anderen Schulen.
Leider gehen Vorstellung und Realität dann doch oft sehr auseinander. Wer nicht gut ins System passt und besonderen Bedarf hat oder sonst irgendwie au den vorgesehenen Zeitfenster fällt, hat keine guten Karten. Ich habe leider auch schon Übergriffe, Missbrauch und Mobbing mitbekommen, die von Seiten der Schule ignoriert, verharmlost oder gedeckt worden sind. Selbst sehr waldorfige Eltern nehmen dann die Beine in die Hand.
Und ja, das weltbild ist oft sehr... angestaubt. Ja, es gibt solche und solche Schulen. Aber leider ist die Mehrheit weder besonders offen noch besonders bemüht die SuS individuell gut zu begleiten. Finde ich ehrlich gesagt extrem schade, denn Waldorf hat teilweise schon gute Ansätze, von denen viele Kinder unterm Strich profitieren würden. Meine Kinder waren in einem Bauernhofkindergarten mit Waldorfpädagogik als Grundlage (2 Waldorferzieherinnen). Nicht alles fand ich gut, aber insbesondere diese Altersgruppe hat schon unterm Strich profitiert. Viel erleben und anfassen, wenig Spielzeug, viel Naturmaterial und Raum für Kreaitivität, viele Rituale und Wiederholungen, gesundes Frühstück. Auch mal was selbst machen und backen, Handarbeit für die Feinmotorik, Reizarme Umgebung, viel gemeinsames Singen und Tanzen. All das fördert die Entwicklung vieler Kinder in der Altersgruppe 3-6 Jahre, Bildungsziele haben da keine Rolle gespielt.
In anderen Altersgruppe und unter anderen Bedingungen sehe ich das allerdings ganz anders. Wir haben uns entsprechend auch gegen eine Waldorfschule entschieden und sehen das auch eher kritisch.