Hallo,
ich möchte gerne mit euch teilen, es wird besser! Jetzt mit 15 und 17 können sie wunderbar miteinander Streiten und Konflikte lösen, ohne sich zu schlagen.
Rückwirkend kann ich sagen, dass ich meine Kinder durch Rechtsprechung unbewusst immer wieder gegeneinander aufgebracht habe. Denn wenn ich mich einmischte, blieb ein Kind mit dem Gefühl zurück, "ich bin böse" und das andere Kind "ich bin lieb". Und das war erneuter Zündstoff.
Ignorieren war auch keine gute Idee, beide Kinder fühlten sich nicht gesehen und ich habe so sehr gelitten und fühlte mich schrecklich inkompetent.
Klar ist, Konflikte gehören in einer Liebesbeziehung dazu und meine Reaktionen, meine Haltung hat eine große Wirkung auf die Kinder.
Ich erlernte gelassener zu werden (nicht immer- aber immer öffter), indem ich wie in Katinkas Geschichte, alle Handlungen und Gefühle die ich wahrnehmen konnte benannte, ohne zu bewerten. Also dem "Täter" damit unterstützte, selber wahrzunehmen was gerade jetzt und in diesem Moment passiert. Dem "Täter" deutlich machte, hey schau mal wie dein Bruder "Opfer" sich jetzt gerade fühlt. Im Gesicht des "Täters" konnte ich sehen, dass er es gar nicht so gemeint hat, aber jetzt in diesem Moment keine andere Lösung hatte. Ja, und das kann schon mal passieren.
Ich habe das angeschlagene Kind getröstet und die Tränen getrocknet und das Kind erzählen lassen wie es zu der Metzelei kam. Aufmerksam zugehört und damit wurde dieses Kind ruhiger. Ich habe gelernt Fragen wie, "Und was hast du getan?" zu unterlassen.
Das Nachfragen zu unterlassen, war eines meiner schwierigsten Übungsaufträge an mich selbst Aber damit gab ich den Kindern die Chance, selber nach Lösungen zu fahnden.
Geschichte Diabolo:
Meine Kinder waren in der 2. und 4. Klasse und der Große war auch in einer Zirkus AG.
Beide Kinder befanden sich im Diabolofieber. Das Jüngere Kind war unglaublich ehrgeizig und lernte sehr schnell und sehr geschickt mit diesem Ding umzugehen. Er hatte eine DVD, die er immer wieder abspielte, schaute sich Tricks an und ging in den Garten, bis er es konnte.
Sie spielten gemeinsam im Garten und es eskalierte, der Große hat dem Kleinen mit der Schere in das Diabolo geschnitten.
Sie kamen beide weinend in Wohnzimmer gerannt, zeigten mir zerschnittene Diabolo. Ich habe mich so was von ohnmächtig und hilflos gefühlt. Ich war einfach nur sprachlos. Ich könnte jetzt einen Roman schreiben was da alles in mir vor ging und auch ich sah meine Kinder als gewaltätige Verbrecher mit 18 durch die Gegend rennen. So ein Diabolo kostet 30,00 Euro und diese Mistblagen wissen es nicht zu schätzen *Also ganz wilde Wolfssprache*
Ich sagte nur: "Jungs heute fällt mir dazu nichts ein. Ich kann euch nicht helfen. Ich fühle mich hilflos. Ich sehe zwei traurige und wütende Kinder und das Diabolo ist kaputt. N hat jetzt etwas sehr wertvolles verloren und wir sind fassungslos" Wir standen wie begossene Pudel im Wohnzimmer, ca. 1 min. - es kam mir vor wie eine Ewigkeit. R. sagte: Ich war so wütend und ich habe es gar nicht gewollt. N darf ab jetzt meines haben und ich versuche das zerschnittene zu kleben. Sie "reparierten" beide zusammen mit einem speziellen Kunststoffkleber. Sie übten weiterhin im Garten und hatten sogar Spaß daran auf dem Spielplatz, den Müttern mir ihren kleinen Kindern ihre Tricks vorzuführen. So verdienten sie sich über den Sommer dann ein Neues Diabolo.
Natürlich gibt es auch Geschichten, die sind ganz anders ausgegangen..... Meine Reaktionen waren so was von daneben,
aber auch das kann mal passieren und auch ich habe es dann nicht so gemeint. Sondern hatte in diesem Moment auch keine andere Lösung und war nicht in der Lage die Botschaft der Kinder (meiner Mitmenschen) zu entschlüsseln.