Zitat von »hetereocephalus glober«
"Nun ja. Ich kenne so einige Kinder, die zu Hause nur Bullerbü und Lillifee schauen dürfen. Die fragen zu Besuch nach nichts anderem als Videos und sind als erstes am TV, wenn die Eltern sie mal einen Nachmittag alleine lassen.
Man kann dem ganzen natürlich auch den Reiz des Verbotenen mitgeben, hat ja auch seine Daseinsberechtigung. "
Sorry, aber das ist eine echt blöde Argumentation. Warum willst du den Kindern, die "nur" Kinderfilme schauen dürfen/wollen/sollen, jetzt unterstellen, dass die in Wirklichkeit liebend gern FSK-12-Filme schauen wollen und sofort zum TV hecheln, wenn Mama und Papa nicht hinschauen? Das enttäuscht mich jetzt wirklich
Natürlich ist das nicht immer so. Es braucht selbstverständlich einen Auslöser, der erst das Interesse weckt. Der kommt oft von außen - Schule, Freundeskreis, Kindergarten, ältere Geschwister. Nur, wenn dieser Anreiz da ist, hat ein Kind überhaupt Interesse daran, den Film anzusehen.
In der Grundschulklasse meines Sohnes war es extrem, ja. Da waren aktuelle Filme immer das ganz große Thema und dementsprechend wollten die Kinder diese Filme auch sehen. Ich kann nicht zählen, wie oft ich angeschwindelt wurde "Dürfen wir den Film ansehen, ich darf den zu Hause auch gucken!" und auf Nachfrage (Ich frage in solchen Fällen immer nach) kam heraus, dass das Kind den Film unter keinen Umständen sehen durfte. (Es letztlich aber doch tat.)
Nun hat mein Sohn ja die Schule gewechselt und in der neuen Klasse sind Filme seltsamerweise überhaupt kein Thema, dementsprechend werden auch weniger Wünsche herangetragen.
Hört mir doch auf damit, dass eure Kinder inhaltlich an "Fluch der Karibik" interessiert sind - das ist eine ironisch überzeichnete hochromantische Liebesgeschichte mit Versatzstücken aus der Literatur- und Filmgeschichte, die kein Kind angemessen einordnen kann!
Natürlich sind die Kinder überwiegend an den tollen Bildern und den Abenteuern interessiert.
Na und? Interessiert mich auch mehr als die Romantik und die Anspielungen.
Dane und shevek: Es gibt durchaus wissenschaftliche Erkenntnisse, wie Kinder Filme in welchem Alter verarbeiten, und die werden (hoffentlich) auch von der FSK-Kommission beachtet. Und zu den Grundlagen der wissenschaftlichen Erkenntnisse gehört, dass Kinder bis zum Alter von mindestens 7 Jahren NICHT unterscheiden können, ob etwas auf dem Bildschirm real ist oder nicht. In emotional aufwühlenden Momenten, die ja genau in solchen FIlmen inszeniert werden, gelingt das mitunter nicht einmal Erwachsenen (oder warum weinen wir denn bei rührenden Filmszenen oder erschrecken uns bei gruseligen? Wir wissen doch, dass es "nicht echt" ist!?).
Dazu kommen vielfältige Folgen abseits von Albträumen - Gewöhnung an Gewalt als Lösungsmittel, Gewöhnung an das durch schnelle Schnitte und hohes Erzähltempo ausgelöste Erregungsniveau (so dass dann Kinderfilme "langweilig" erscheinen), geschlechtsspezifische Stereotype (Männer Täter, Frauen Opfer) usw.
Ich glaube euch ja, dass ihr das in Gesprächen auffangen wollt, aber ich bezweifle, dass das gelingt - da erscheint es mir sicherer, die Auslöser für diese Gespräche in eine Zeit zu verschieben, wo Kinder sich kognitiv besser mit all diesen Anforderungen auseinandersetzen können.
Ich finde diese verallgemeinungen "bis X Jahre können Kinder" einfach unglaubwürdig.
Das ist einfach nicht richtig, Kinder können ... zu sehr unterschiedlichen Zeiten. Oder ist jedes Kind mit exakt 7,5 Monaten Beikostreif und kann mit exakt 14 Monaten laufen, weil hier der Durchschnitt liegt?
Meine Tochter (11) ist für viele Filme, die mein Sohn (9) problemlos sieht, noch nicht bereit. Mit ihr haben wir sehr wenig Filme gesehen, weil sie sich auch nie so wirklich dafür begeistert hat. Jetzt schaut sie manchmal mit ihren Freundinnen welche, im Homekino der besten Freundin. Neulich Twilight - und sie war nächtelang völlig verstört.
Was du über Rollenbilder oder Gewaltverherrlichung sagst, kann ich nur bedingt nachvollziehen. Das kann man mMn einfach nicht zusammenfassend für all diese Filme sagen. Ich finde z.B. den Roman "Die Schatzinsel" weit gewaltverherrlichender als die moderne Variante "Fluch der Karibik" als Film. Die (laue) Neuverfilmung der Drei Musketiere ist im gegensatz zum Roman vollkommen harmlos.
In vielen Filmen ist Gewalt Bestandteil, wird aber durchaus kritisch gezeigt. Natürlich fasziniert das Kinder - aber tut es das nur wegen solcher Filme? Oder spielen fernsehfreie Grundschüler nie "Cowboys gegen Indianer" oder Piraten entern ein Schiff?
Witzig, wie oft hier im Rabenforum die Fahne "Wir haben gar keinen Fernseher" hochgehalten wird - und wie viele Kinder dann offensichtlich auch ohne diesen Fernseher Filme anschauen, die sie noch gar nicht sehen sollten...
Na, ich hab das sicher nie gesagt.