Schooling the world

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    film 1h, der zeigt, wie die beschulung aller kinder dafür sorgt, das kulturelle vielfalt stark abnimmt, sprachen und regionales überlebenswichtiges wissen verkümmert. Das wir uns alle abhängig machen von der wirtschaft und dem geld. Und das bei dieser art der bildung sehr viele runterfallen und in absoluter armut leben, weil sie nicht gelernt haben, für sich zu sorgen.


    Passt ein bisschen zum autark thread (was wir alle irgendwie unvorstellbar finden) und zur hebammendiskussion (deren wissen durch die höhere technisierte arztausbildung verkümmert).


    Trotzdem sind wir industrialisierten 1 welt menschen nun seit generationen in diesem western education system beschult. Was könnten wir für uns daraus schließen?


    Lg quark

    • Offizieller Beitrag

    Vorweg: was ich vom Film gesehen habe, finde ich spannend und möchte ihn bald anschauen.


    Aber ich formuliere jetzt mal bewusst ganz provokant: mit welchem Recht würden "wir Westler" denn beurteilen, welche Gruppen ihre Kinder gefälligst weiterhin als genügsame Rinderhirten mit halbnomadischer Lebensweise zu erziehen hätten?


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Aber ich formuliere jetzt mal bewusst ganz provokant: mit welchem Recht würden "wir Westler" denn beurteilen, welche Gruppen ihre Kinder gefälligst so erziehen lassen, das sie nicht mehr fähig für ihre eigene heimat sind.


    Und so ist es auch in deutschland. Viel zu viele pendler (wochenendehen) und verstädterung. Es gibt kleinstädte, die altern so stark, weil 90% der (erfolgreichen) schulabgänger für fähigkeiten vorbereitet wurden, die sie besser in großen/anderen städten erfüllen können. Großeltern, die wegen der entfernung nicht mehr bei der kinderaufzuht helfen können. Ich gehöre auch dazu...


    Freue mich auf diskussion

    • Offizieller Beitrag

    Ja, aber ich denke der Unterschied dazu ist: wir können uns entscheiden.


    Ich musste schmunzeln - die Worte der Frau in der allerersten Szene hätten die meiner Mutter sein können (okay, auch schon kein Bauernhof mehr, aber ihre beiden Töchter haben das Land verlassen zum Studieren und werden wohl nie mehr in das idyllische Bergdörfchen zurückkehren, um den Grossstädtern ihr Bildchen vom Alpenleben zu pflegen...).


    Ich kenn nachvollziehen, welcher Kulturpessimismus dahinter steckt - aber ich halte es (bei den heutigen Verhältnissen, wir sprechen ja nicht mehr von Zwangsbeschulung wie vor 200 Jahren im amerikanischen Westen - sondern von Chancengleichheit auch für Kinder aus anderen Erdteilen) für relativ irrelevant, was wir denken - denn die jungen Leute dort wollen auch an der Welt teilhaben.


    Liebe Grüsse


    Talpa

    • Offizieller Beitrag

    Noch vergessen: eine Verdichtung der Bevölkerung und dazwischen nur dünn besiedelte Landstriche halte ich übrigens für ein relativ plausibles Zukunftsszenario - und ein recht ökologisches noch dazu. Zentren können deutlich energiesparender wirtschaften als zersiedelte Landschaften. Der "Trend" geht zu Ballungsräumen.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Ich bin da auch eher vorsichtig. Denn ob wir wollen oder nicht ändert sich bzw. hat sich das Leben auf der ganzen Welt verändert. Wir brauchen (gute) Schulen für alle. Diese können, wenn sie nicht zur Indoktrination genutzt werden (!!!), viel Elend verhindern/beenden. Und sie müssen auch kein Widerspruch zur Tradition sein. Sie können diese ebenfalls vermitteln aber auch Raum lassen, kritisch zu hinterfragen.

  • aber genau darum geht es doch in dem film: wer bestimmt, was gute (!) schulen sein sollen, was da auf welche weise vermittelt werden soll? das tun die westler im hinblick auf die westliche lebensweise, die als die bessere definiert wird. #weissnicht
    ich glaube kaum, daß eine schule, die wirklich nicht indoktriniert und die auch nicht im widerspruch zur tradition steht von dir (zum beispiel, das ist nicht persönlich) als "gute schule" klassifiziert oder auch nur "erkannt" werden würde.
    mal abgesehen davon, daß es ja auch das problem mit der entfernung gibt. all diese kinder, die seit jahren ihre familie. ihre freunde, ihr heimatdorf nicht gesehen haben - mensch, die waren doch noch so klein! ich hätte echt heulen können.


    talpa, mit den ballungsräumen, na, ich weiß nicht. wenn ich mir indien in dem film so anschaue, finde ich nicht, daß so ne art ballungsraum erstrebenswert ist. dort sind die leute eben arm. wie soll das denn funktionieren, daß ballungsräume ein guter und ökologischer lebensraum nicht nur für einige privilegierte sind?

    the nature of this flower is to bloom

    (alice walker)

  • ich glaube kaum, daß eine schule, die wirklich nicht indoktriniert und die auch nicht im widerspruch zur tradition steht von dir (zum beispiel, das ist nicht persönlich) als "gute schule" klassifiziert oder auch nur "erkannt" werden würde.

    Es geht ja auch nicht um mich oder irgendeinen anderen "Otto-Norma-Verbraucher" aus der westl. Welt. Das müssen die Menschen dort selbst sehen, ob sie so weiterkommen oder nicht. Ich verstehe auch nicht, dass manche immer nur denken, die bösen Westler zwingen den anderen was auf. Es soll auch Lehrer aus dem Westen geben (oder Entwicklungshelfer oder oder), die mit den Menschen kommunizieren... So kann man dann einen Weg entwickeln, der den Menschen hilft, aus der meist nicht so rosigen Situation herauszukommen. Es erscheint mir manchmal ein wenig romantisch verklärt, zu denken, die kriegen das alleine (ohne "westlichen" Einfluss) besser hin. Dazu sind die Folgen der Kolonialisierung etc. einfach zu krass und es gibt schlicht zu wenige eigene Lehrer, zu wenig Arbeit in "traditionellen" Gewerben (wenn es diese Gewerbe überhaupt noch gibt) etc.

    • Offizieller Beitrag

    Madrone: Deine Argumentation geht davon aus, dass auch heute die Bewohner dieser Regionen nicht aktiv mitbestimmen, ob sie "beschult" werden wollen oder nicht?
    Das halte ich ehrlich gesagt für unwahrscheinlich - denn die meisten Menschen dieser Welt wünschen sich für ihre Kinder Fortschritt: sei es 5 statt nur 1 Kuh oder halt eben eine Schule, um einem besseren Beruf ergreifen zu können.
    Die Länder haben ebenfalls ein sehr grosses Interesse daran, ihre Bewohner auszubilden.


    Anders gefragt: würdet IHR Eure Kinder keinen Zugang zur Bildung wollen? Du bist Homeschoolerin, oder Madrone? Das bedeutet doch in erster Linie, jedem Kind soviel Zugang zum Lernen zu schaffen, wie es braucht. Eigentlich würde es doch reichen, wenn sie Euch im Geschäft/auf dem Hof (oder was auch immer) helfen würden und so alles Nötige lernen, um die Tradition zu erhalten, nicht?


    Vielleicht bin ich deshalb so skeptisch gegenüber dieser "ach die armen Bergbewohnerinnen sollen doch ja nicht ihre tolle Kultur verlieren"-Haltung, weil ich selbst aus so einer Region komme, die erst seit 2-3 Generationen sowas wie Wahlfreiheit kennt. Ich kann mich an manche "lustige" Begebenheit mit ungläubig staunenden Touries erinnern, die kaum glauben wollten, dass 10 Kühe und 3 Fremdenzimmer NICHT mein grösstes Glück darstellen... Ja, genau, diese %#&&-Schule hat uns Flausen in den Kopf gesetzt.


    Liebe Grüsse


    Talpa

    • Offizieller Beitrag

    Ich muss zugeben, ich fand den Anfang erst spannend - aber sehr schnell nur noch tendenziös. Ich konnte nicht ganz folgen, was die indianische Zwangsbeschulung im Wilden Westen mit dem heutigen indischen Schulsystem zu tun hat.
    Ich werde mir sicher noch mehr anschauen, aber in Häppchen, zuviel Schwülstigkeit aufs Mal ermüdet mich etwas...


    Nein, tut mir leid, diese Form der Ethnoromanze ist nicht so meins...


    Nochmal: angenommen, Du wärst Bäuerin in Ladakh: würdest Du Deine Kinder von Bildung (die über Deine Landgrenze hinausgeht) fernhalten wollen?


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • der punkt ist doch, daß ich mir absolut nicht vorstellen kann, was ich wollen, denken, glauben würde, wenn ich eine bäuerin in lakdah wäre.


    ich finde die ganze problematik überaus komplex, und bin weit davon entfernt, eine meinung darüber zu haben, was nun wirklich "richtig" oder "hilfreich" wäre bzw. ob überhaupt "hilfe" angebracht ist.


    ehrlich gesagt würde ich durchaus gerne über den film reden, ich werde mir aber keinen schlagabtausch mit dir liefern, talpa, weil ich den eindruck habe, daß wir gar nicht über die selbe sache sprechen #weissnicht


    krebbel, ich habe die aussage des films so verstanden, daß durch den versuch, die einheimische kultur auszulöschen so viel zerstört worden ist, daß die menschen eben selbst gar nicht mehr wissen, wie sie weiterkommen wollen/sollen, was funktioniert usw. ich hatte auch nicht den eindruck, daß es um "die bösen westler" geht, sondern um das westliche normensystem, einen diskurs, der einfach übermächtig ist. ich merke, wenn ich versuche aus dieser box rauszudenken, daß das unheimlich schwer bis unmöglich ist.
    daß alle menschen der welt "westlichen standard" erreichen können, wenn sie nur die "richtige" bildung haben, halte ich aber tatsächlich für eine offenschtliche lüge.
    ich denke, das kann nicht das ziel sein, und ich denke tatsächlich, daß beschulung nicht "die lösung" ist. weder dort noch hier bei uns, tatsächlich :)

    the nature of this flower is to bloom

    (alice walker)

    • Offizieller Beitrag

    Tja, schade.
    Ich finde das Thema durchaus spannend.
    Aber ich bin überzeugt, es finden sich schon noch Leute, die auch nach Deinem Geschmack "mitdiskutieren".


    Edit: es ist wohl schwer, in eine Diskussion einzusteigen, wenn man das Thema von anderen Punkten aus anschaut. Ich bin da in der "Zivilisationskritikdebatte" einfach an anderer Stelle, offenbar.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • naja, ich versteh das eben gar nicht als "zivilisationskritikdebatte". ich meine, bitte talpa, die bauern in ladakh sind ja wohl nicht unzivilisiert.
    meiner meinung nach geht es um sowas wie eurozentrismus (naja, "euro" stimmt nicht ganz, wie ist bloß das passende wort?) und, hmm, darum, wie man jetzt ethisch damit umgeht, daß die welt so durchgemischt wurde und dabei soviel zerstört wurde, das jetzt auch einfach fehlt. eben wie ein ökosystem, aus dem man bestandteile herausgenommen hat #weissnicht


    ich habe nicht das gefühl, daß viele leute das nach "meinem geschmack" diskutieren und ich habe auch das gefühl, daß du mir da ganz schön unrecht tust mit dem, was du für meinen geschmack hältst, talpa. ich bin gar keine "naturvölker" #augen verherrlicherin.

    the nature of this flower is to bloom

    (alice walker)

  • Die entscheidung, wo man lebt ist doch pure risikoabwägung und überlebensstrategie. Wenn also in den dorf- und kleinstadtschulen sehr viel über gute methoden der lebenssicherung gelehrt werden würde, dann würden sich die kinder dessen annehmen.


    Genauso wie sie das konzept des jetzigen systems annehmen. Und das jetzige basiert definitiv auf abstraktes wissen und vorbereitung auf abstrakte berufe. Es sitzen doch in den ach so tollen ballungszentren jeden tag tausende von leute als lohnarbeit vor dem pc und tippen eigentlich nur auf die tastatur. Jeder tippt ein wenig anders und bekommt dafür 1000-9000eur im monat. Egal ob sekträtariat, designer, architekt, buchhalter, assistent, versicherungsangestellter, anwalt, journalist, it-ler, abteilungsleiter oder sonst was. Uns zieht es doch nur hierher, weil wir 9-13 jahre und darüber hinaus fast jeden tag das gleiche gemacht haben und das gleiche beigebracht bekommen haben.


    Setze dich ruhig hin, arbeite an deinen aufgaben, suche dir ein interesse innerhalb dieser möglichkeiten. Du darfst diese art von aufgaben kombinieren und verbessern. Du wirst dafür belohnt. Du wirst komplett bestraft, falls dein körper mit dem abstrakten ruhigen Arbeiten nicht klar kommt. Du kannst deinen körper dopen, dami du klar kommst. Und ausserhalb dieser abstrakten berufswelt wirst du arm sein und stark körperlich zu grunde richten. Du kannst nur froh im leben sein, innerhalb dieser berufswelt. Immerhin kannst du dir ein haus mit deinem fleck grünen rasen, lange fahrtwege und dreckiger luft leisten. Für Auslauf gibt es fitnesscenter. ansonsten gibt es das schone neue hobby: shopping, dass wird dich erfreuen.


    Aber wie entscheiden wir unseren lebensstil, wenn die ballungscentren stinken würden, voll von gewalt und armut wären? Wenn die straßen verstopft wären und die fahrtwege die arbeitszeit auf 15h erhöhen? Wenn die urlaube weniger werden, die kinder früher betreut werden müssten, weil das leben trotzdem noch teurer wird. Wenn es ständig laut ist und dreckig und eingeengt?

    • Offizieller Beitrag

    Danke fürs Erklären, Madrone (und Quark). Jetzt verstehe ich schon genauer, was Ihr meint.
    Es ist schwierig - finde ich - anhand eines Filmes zu verstehen, was die Andere jetzt genau meint, nicht?


    Ich verstehe, was Ihr meint, wenn Ihr von Verlusten schreibt. Ich frage mich nur, ob wir Menschen das alle jeweils selbst als Verlust sehen? Ich meine, wenn Ihr meine Oma interviewen würdet, Ihr bekämt garantiert eine Menge über "die jungen Leute habe ja gar keine Werte mehr..." zu hören. Dennoch sind ihre Söhne glaube ich ganz froh, den Töchtern Ausbildungen finanziert zu haben.
    Und so ähnlich geht es wohl so manchen Leuten in Nordindien: ich bezweifle nämlich ganz ehrlich, dass das kleinbäuerliche Leben jederfraus Traum ist dort. Wer kann, möchte eine Waschmaschine haben, Licht, einen Fernseher. Und ich glaube nicht, dass sie das nur wollen, weil die westliche Kultur das so "vorlebt". Nein, eine Waschmaschine ist so ganz allein schon eine tolle Sache.
    Wer zurückkehrt, wie in Deinem Beitrag Quark (habe ihn noch nicht gesehen) tut das freiwillig. Genau wie wir uns freiwillig für einen Beruf im Büro entscheiden.
    Wir haben die Wahl! Auch die, gute Schulen zu suchen, zu homeschoolen - ich stelle aber die etwas gewagte These auf, dass die freie Wahl, die eigenen Kinder zu homeschoolen oder Unschooling anzubieten eine elterliche "Beschulung" voraussetzt. Inklusive Erwerbsarbeit, die Ressourcen frei lässt, die Kinder zu unterstützen.


    Ausserdem bin ich überzeugt, dass wir hier nicht über steuerbare Prozesse reden, wenn wir von "Kulturtransfer" sprechen - das sind unglaublich dynamische und nicht aufzuhaltene Dinge, die da ablaufen. Und es sind nicht nur einseitiger Druck, der da wirkt - sondern eben, vieles wird auch "gezogen". Schule (also die Ausbildung der eigenen Jugend - damit man zum Beispiel später ohne Hilfe vom Ausland Wasserleitungen in die Dörfer legen kann) ist meiner Meinung nach eine davon.


    Die "härtesten" Schulsysteme haben übrigens Länder, die nie kolonisiert wurden, Japan, China. Und das liegt zum grössten Teil in der dortigen Lehrkultur verwurzelt.
    Da gibts ein spannendes Buch dazu: Erich Renner, Andere Völker - Andere Erziehung.


    Liebe Grüsse


    Talpa

  • Mir ist der Film einfach zu einseitig. Es werden ständig Ausschnitte von Schulen gezeigt mit mehr oder weniger militärischem Drill. Es gibt kein Abwägen zwischen negativen und positiven Aspekten. Statt dessen wird ausschließlich auf die manipulative Kraft der Märkte abgezielt. Ich möchte nicht sagen, dass die keinen Einfluss haben, aber es ist schlicht und einfach einseitig, wenn ausschließlich darüber gesprochen wird und entsprechende Bilder, Experten etc. zu Wort kommen.


    Was ist mit dem Einfluss von Bildung auf die Situation von Frauen? Was ist mit den einheimischen Rückkehrern (die z.B. in Europa studiert haben), die die z.T. bittere Armut und Korruption in ihrem Land bekämpfen wollen und deshalb für mehr (und bessere) Bildung eintreten?


    Wenn man die Wahl hat zwischen verhungern und Bürojob- wie wird diese wohl ausfallen?


    Nein, so einfach ist es dann doch nicht.

    • Offizieller Beitrag

    Gerade dieser militärische Drill, den Du erwähnst - woher kommt der?
    Ich glaube eben nicht, dass diese Form der Erziehung "westlich" inspiriert ist. Sondern dass da die Einflüsse der eigenen - sehr auf Gemeinschaft ausgerichteten - Kultur ihren Teil dazu beitragen.


    Liebe Grüsse


    Talpa