Beim Schwarzfahren erwischt - welche Konsequenz ist angemessen

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  • Wildfang, ich habe mich nicht speziell auf dich bezogen, es waren noch andere (ich kann jetzt nicht mehr sagen, wer was genau geschrieben hat, weil es ja einige waren), das sollte eine Aufzählung sein, also nicht, dass einer alles geschrieben hat, sondern das, was mehrere geschrieben haben.


    Es war ja so ein gewisser Grundtenor, nicht allein deine Aussage. Ich hätte jetzt nicht mal mehr sagen können, dass du das warst, ich wusste nur, dass ich das u.a. gelesen habe.


    Ich finde es übrigens nicht unbedingt viel für eine Jahreskarte (bei uns ist das am Wochenende und abends noch mit Mitnahmeregelung und man zahlt generell nur 10 Monate), ich habe einige Kollegen, die schon für Ihre Fahrt zur Arbeit mehr als 300 Euro im Monat für die Fahrkarte zahlen. Und die nutzen die dann aufgrund der Entfernung wirklich nur dafür.


    Während man ja eine Stadtjahreskarte durchaus auch öfters privat nutzt.
    Wir zahlen hier nur etwas weniger als dein Mann.


    Die Einzelfahrkarten, vor allem jetzt mit 6jährigem Kind finde ich auch sehr teuer, das überlege ich mir auch gut, wann das nötig ist.


    Streng genommen könnte man ja jetzt im Smartphone-Zeitalter auch kreativ sein, zumindest für die Jugendlichen würde es sich doch anbieten, mit irgendeiner App Gruppen zu bilden, um gemeinsam günstiger zu fahren. So wie die Mitfahrgelegenheit.


    Und trotzdem bleibe ich dabei, ich finde, gerade die, die es sich leisten können, sollten den öffentlichen Nahverkehr nutzen und auch dafür zahlen. Nur so wird das Netz bzw. das Angebot irgendwann mal verbessert und die Karten vielleicht auch bezahlbarer für die, die es sich nicht so einfach leisten können, bei besserer Auslastung.

  • ich habe neulich eine befreundete band zum konzert in ein berliner frauengefängnis begleitet. da gab es einen erschreckend hohen anteil von insassinnen wegen notorischen schwarzfahrens.


    kavaliersdelikt ist das nämlich irgendwann nicht mehr.


    und hier haben auch leute geschrieben, sie fänden es nicht schlimm bei ihren kindern, die deutlich genug geld haben. DAS hat mich gestört.

  • Viva, ich hab auch schonmal, wars in der taz?, gelesen, wie hoch der Anteil an InsassInnen ist, die die Strafe nicht zahlen konnten. Da war allerdings nicht von notorischem Schwarzfahren die Rede, sondern bei mir kam es so an, dass da ganz viele verknackt wurden, die auch nur einmal nicht die Strafe zahlen konnte. Das waren viele richtig Arme Leute. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand, der eh kaum Geld zum Leben hat und die Strafe nicht zahlen könnte, aus Spaß schwarz fährt (danach klingt für mich "notorisches Schwarzfahren" so ein bisschen) und somit Knast riskiert.

    "Warum haben Sie das getan?" frage ich.

    "Um die neue Welt schneller anfangen zu lassen, denn die alte muss geschubst werden, damit sie schneller umfällt..."

  • Mal ehrlich, wie oft befindet man sich bitte in der Situation, dass man einen Bus braucht? So dringend, dass man dafür in Kauf nimmt erwischt zu werden.
    Hier gab es ein Bsp. mit krankem Kind das ins Kkh muss. Kommt nicht täglich vor, oder?

  • Ich bin notorische Ticketziehvergesserin. Ich komme auch so mit eigenem Papierkram mehr schlecht als recht klar. Keine Behörde hat mich deshalb bisher so blöd behandelt wie es beim öffentlichen Erwischtwerden der Fall ist. Strafe war auch nie so hoch. Zusätzlich bin ich ohne Ticket nur als Minderjährige erwischt worden. (Und ja, wir leben ganz knapp über dem H4 für 2 Personen, das wir zu dritt bekommen haben und ich habe ein Monatsticket für fast 100€ im Monat. Das tut richtig weh.)


    Das ist einfach auch bürokratischer Aufriss. Erst recht für ein Kind. Sollte vielleicht nicht vergessen werden (no pun intended) beim Nachdenken über die Verhältnismässigkeit.

  • Ich glaube, dass hier niemand ist, der nicht verstehen kann, dass es Notsituationen gibt, in denen jeder Verständnis dafür hat, wenn jemand schwarz fährt.
    Aber darum geht es ja nicht, es ging eben nicht darum, dass jemand sonst keine Chance hat, den dringenden Arztbesuch zu verwirklichen sondern um Menschen, die einfach mal so schwarz fahren, weil "mach ich halt einfach", mein "Mann hat schon eine Ticket bezahlt" oder "ist eh alles schon teuer genug".


    Es ist falsch schwarz zu fahren, - trotzdem gibt es unbestritten Situationen, in denen es verständlich ist, wenn Menschen es trotzdem tun - wenn es dabei um einen lebensnotwendigen Arztbesuch in ansonsten unerreichbarer Ferne geht, würde ich sogar sagen, es ist in einem solchen dringenden Notfall geradezu moralisch geboten, schwarz zu fahren. Leben und Gesundheit sind selbstverständlich mehr wert, als ein Ticket und wenn man es nicht bezahlen kann, kann man es nicht bezahlen.


    Wenn es aber nur darum geht, Geld zu sparen und "die Bahn mal mitzunehmen, weil die ja eh fährt", ja dann ist das eben moralisch nicht zu rechtfertigen.
    Ich bin übrigens in meiner wenig Geld-Phase während des Studiums 5km zur Uni gelaufen - 10 km hin und zurück. Geht auch. Fahrradfahren ist ja auch noch eine Alternative.


    Edit: Ich rede dabei nur von Erwachsenen - Bei Kindern würde ich die Situation noch einmal anders sehen - Kinder und Jugendliche können manche Dinge nicht so einschätzen bzw. probieren sich auch mal aus. Das ist etwas anderes. Von Erwachsenen erwarte ich da mehr Einsicht.

  • Ich beziehe mich auch nicht auf das Ausgangsposting. Kindern und Jugendlichen darf es gerne mal passieren sowas zu vergessen.

  • Viva, ich hab auch schonmal, wars in der taz?, gelesen, wie hoch der Anteil an InsassInnen ist, die die Strafe nicht zahlen konnten. Da war allerdings nicht von notorischem Schwarzfahren die Rede, sondern bei mir kam es so an, dass da ganz viele verknackt wurden, die auch nur einmal nicht die Strafe zahlen konnte. Das waren viele richtig Arme Leute. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand, der eh kaum Geld zum Leben hat und die Strafe nicht zahlen könnte, aus Spaß schwarz fährt (danach klingt für mich "notorisches Schwarzfahren" so ein bisschen) und somit Knast riskiert.

    ich hatte mich damals mit einer reihe von insassinnen unterhalten (wann hat man schon mal die gelegenheit dazu?) und die sagten was von zum teil "80 mal erwischt" beim schwarzfahren.


    dass jemand zum spaß schwarz fährt, glaube ich nicht und habe ich auch nicht gesagt. nur, dass es eben irgendwann kein bagatelldelikt ist, rein rechtlich.


    meine politischen forderungen nach einer anderen finanzierung des öpnv bleiben davon aber unberührt. wir haben ja einen rechtsstaat. und änderungen sollte man auf politischem wege herbeiführen.


  • Ich bin übrigens in meiner wenig Geld-Phase während des Studiums 5km zur Uni gelaufen - 10 km hin und zurück. Geht auch. Fahrradfahren ist ja auch noch eine Alternative.


    das könnte ich gar nicht. wenn ich 5 km gelaufen bin, kann ich danach sicher nichts sinnvoll arbeiten. und zurück käme ich schon gar nicht mehr.


    bei uns gab es das semesterticket, das war in den pflicht-studiengebühren inkludiert. auch subventioniert, klar, aber man musste halt etwas mitzahlen und fertig war man. bei der rückmeldung musste man das ticket vorlegen und bekam einen neuen aufkleber da drauf. fand ich eine gute sache. und obwohl ich eigentlich sehr selten damit gefahren bin und fast nur das auto genutzt habe, habe ich das gerne mit-bezahlt.


    daher würde ich auch eine allgemeine abgabe auf ÖPNV schätzen, die analog der einkommenssteuer erhoben wird (wer viel hat, zahlt halt viel, so muss es sein) und die dazu genutzt wird, dass jeder ohne ticket den öpnv nutzen kann. und dass halt da bessere verbindungen vorgehalten werden und nicht so eine scheiße wie "anrufsammeltaxi", den größten anzunehmenden unsinn.


    lg patrick